Bereits zehntausende Olivenbäume sind dem Bakterium zum Opfer gefallen. Millionen Bäume sind potenziell gefährdet. Xylella fastidiosa, auch Feuerbakterium genannt, hat sich vor allem im südlichen Italien eingenistet, seit vergangenem Jahr sind Fälle aus Frankreich bekannt. Auch in der Schweiz wurden einzelne Infektionen gefunden.
Xylella fastidiosa
Das Feuerbakterium ist ein Erreger, welcher die Leitungskanäle der Pflanzen verstopft, somit die Wasser- und Nährstoffzufuhr unterbricht und zur Vertrocknung führt. Besonders gefährlich: Im Frühstadium ist die Infizierung nicht nachweisbar. Gemäss der EU gehört der Erreger zu den weltweit schlimmsten Pflanzenschädlingen. Bis heute sind vier Unterarten des Bakteriums bekannt. Während in Italien vor allem die Olivenbäume betroffen sind, können auch, je nach Unterart des Erregers, andere Sorten wie Zitrus-, Pflaumen-, Mandelbäume oder Rebstöcke betroffen sein. Das Bakterium gefährdet über 100 Pflanzenarten. Übertragen wird das Bakterium durch Insekten, im Fall von Italien vor allem durch die Zikade. Durch das Einstechen in die Pflanze infizieren sie nach und nach weitere Pflanzen. Obwohl die Insekten einen eher geringen Radius haben, werden sie durch die Mitfahrt auf Autos oder Lastwagen oft über weite Strecken transportiert. So wandert das schädliche Bakterium jährlich 30 Kilometer nordwärts. Ein Gegenmittel ist nicht bekannt. Die einzige Massnahme ist das Fällen und Vernichten der infizierten Pflanze.
Ausbreitung
Erstmals wurde das Bakterium 1892 in Kalifornien nachgewiesen. Seit Jahrzehnten werden immer wieder ganze Traubenernten zerstört und verursachen massiven wirtschaftlichen Schaden. Bekannt ist der Erreger in den USA und Brasilien durch die ausgelösten Krankheiten wie Pierce’s disease oder phony peach disease. 2013 wurde offiziell die Infektion in Apulien gemeldet. Vermutet wird, dass der Erreger mittels Schiffstransport in einer infizierten Pflanze aus Costa Rica den Weg nach Süditalien gefunden hat. Während sich in Mittelamerika gewisse Pflanzen als resistent erweisen, zerstört das Bakterium die wirtschaftliche Grundlage, das Wahrzeichen und touristische Attraktion Süditaliens.
Mit der ersten Meldung des Erregers wurden seitens der EU die Quarantänebestimmungen angeordnet. Infizierte Bäume müssen mitsamt den umstehenden Bäumen gefällt werden. Ein Gürtel aus gefällten Olivenbäumen soll die Weiterverbreitung nach Norden verhindern. Problematisch hierbei ist aber die politische Lage vor Ort. Während sich die Wissenschaft einig ist, dass es sich bei den kranken Bäumen um Xylella fastidiosa handelt, wehren sich die Hainbesitzer gegen die gewaltige Rodung mit der Begründung, es handle sich um “normalen“ Pilzbefall und Dürre. Die EU ihrerseits möchte – mit allen Mitteln – das Vordringen in den Norden verhindern; die Olivengebiete hoffen nach wie vor auf Gegenmassnahmen, welche die vollständige Vernichten der jahrhundertealten Bäume verhindern.
Im vergangenen Dezember wurde von mehreren italienischen Staatsanwälten eine Strafanzeige gegen zehn Forscher und Behördenvertreter eingereicht. Sie werden beschuldigt, unwahre Behauptungen zu verbreiten, welche die EU zu falschen Massnahmen veranlasst habe. Aufgrund des hängigen Verfahrens dürfen vorerst keine Massnahmen gegen das Bakterium mehr ergriffen werden. Ein weiteres Verfahren seitens der EU ist hängig, das Italien vorwirft, seinen Verpflichtungen im Kampf gegen das Feuerbakterium nicht nachzukommen. Falls Italien den Aufforderungen nicht nachkommt, wird über Sanktionen diskutiert.
Funde in der Schweiz
Im vergangenen Jahr wurden auch vier infizierte Pflanzen in der Schweiz konfisziert und vernichtet. Drei davon wurden im Kanton Zürich in einer Verkaufsstelle für Pflanzen und Blumen gefunden. Nebst den infizierten Pflanzen wurden auch die umstehenden Pflanzen vernichtet. Durch diese Aktion hofft man, den Erreger vernichtet zu haben.
Bei Pflanzenimporten in die Schweiz werden die Einfuhren kontrolliert. Bei Verdacht werden Proben im Labor analysiert und die Pflanze vorerst unter Verschluss gehalten. Inzwischen seien die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden und Importe aus problematischen Ländern wurden verboten.
Jedem Einzelnen ist zu empfehlen: Bringen Sie keine pflanzlichen Souvenirs aus den Ferien mit. Auch pflanzliche Importprodukte wie Samen, Setzlinge etc. unterliegen Einfuhrbestimmungen.
Weiterführende Informationen/Quellen:
Pflanzliche Souvernirs – nein danke!
European Comission, Xylella Fastidiosa
Reportagen, Rettet das Olivenöl!
Diffusion of xylella in Italian olive trees, Dokumentation
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