Aus den Augen aus dem Sinn! – Der illegale Export von Elektromüll.

Kinder auf einer Mülldeponie in Agbogbloshie in Ghana. Kinder auf einer Mülldeponie in Agbogbloshie in Ghana.

Ganze 50 Millionen Tonnen Elektroschrott werden im Jahr weltweit produziert. Entsorgungsstellen gäbe es dafür in Europa genug, allerdings ist das illegale Weiterverkaufen nach Afrika oder Asien viel lukrativer…

Kaum ein Markt bringt jährlich so viele Innovationen wie der Elektronikbereich. Dies mit einer Menge Erfolg, denn die neuen Geräte lösen einen wellenartigen Kaufrausch bei den Konsumenten aus. Ein gutes Beispiel dafür ist das Unternehmen Apple, welches mit dem Verkauf von Smartphones den grössten Umsatz erzielt. Durchschnittlich bringt der Konzern jährlich zwei neue Handys mit verbesserter Hardware und meist neuem Design heraus. Zudem wird das Zubehör der Gadgets erneuert; das Ladegerät des iPhone 5, 6 und 7 ist nicht mehr kompatibel mit den älteren Generationen. Nun kann man denken, dass dies keine Rolle spiele, da kaum jemand noch ein solch 'antikes' Stück besitzt. Allerdings mussten nebst den Ladegeräten sämtliche Dockingstationen ausgetauscht werden, als Apple das Design der alten Ladegeräte verabschiedete. Der daraus resultierende massenhafte Elektroschrott ist unnötig. Gemäss Bundesamt für Umwelt fielen 126‘600 Tonnen Elektroschrott im Jahr 2014 in der Schweiz an.

Geplante Obsoleszenz

Das Verrückte daran ist, dass die meisten Geräte gar nicht dafür geschaffen sind, lange zu halten. Meist gehen sie kurz nach Ablauf des Garantiedatums kaputt und sind nicht mehr reparierbar. Ob es sich dabei wirklich um eine geplante Obsoleszenz handelt - was heissen soll, dass bei der Herstellung eine Alterung eingebaut wurde, durch die das Gerät nach einer gewissen Zeit unbrauchbar wird - konnte noch nicht bewiesen werden. Klar ist jedoch, dass die Hersteller möglichst billige Produkte verwenden, um höhere Gewinne zu erzielen. Darunter leidet natürlich die Qualität.

Zudem werden die Smartphones so verklebt, dass sie nicht mehr geöffnet werden können. Ein einfacher Austausch des Akkus oder des Speichers wird dadurch unmöglich. In dem seltenen Fall, in dem eine Reparatur möglich ist, ist sie meist teurer als der Austausch des gesamten Gerätes.

Endhaltestelle Afrika

Hersteller sind dazu verpflichtet, ausgediente elektronische Geräte zurückzunehmen und zu entsorgen bzw. rezyklieren. Dafür wird eine vorgezogene Recyclinggebühr im Kaufpreis eingerechnet. Oft gerät der Elektroschrott aber an sogenannte Zwischenhändler, um die teuren Entsorgungsgebühren zu umgehen. So passiert es, dass die Geräte illegal exportiert und verkauft werden. Gemäss dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) werden 90 Prozent des weltweit anfallenden Elektromülls illegal gehandelt und entsorgt. Dieser Müll hat einen Wert von fast 19 Millionen US-Dollar. Da die Verschiffung nach Afrika oder Asien illegal ist, werden die Container falsch deklariert. Die Schmuggler geben an, dass es sich um funktionstüchtige Secondhand-Ware, Plastik- oder Mischmetallmüll handelt.

In den Schwellenländern angekommen, landet der Müll auf grossen Müllkippen. Auf den Müllhalden arbeiten tausende Menschen, darunter auch viele Kinder. Sie suchen nach Kupfer, Aluminium und Eisen, um es für sehr wenig Geld weiterzuverkaufen. Um an die Rohstoffe zu gelangen, verbrennen sie die Produkte, wodurch hochgiftige Stoffe wie Arsen, Blei, Cadmium und Quecksilber freigesetzt werden. Aus verzweifelter Geldnot gefährden die Arbeiter mit dieser Vorgehendsweise tagtäglich ihre Gesundheit und die Umwelt.

Rolle der Konsumenten

Uns mit reinem Gewissen zurücklehnen und mit dem Finger auf die Grosskonzerne zeigen können wir jedoch nicht. Die Nachfrage der Konsumenten spielt auf dem Markt eine entscheidende Rolle. Es sind auch wir Kunden, die eine solche kurze Nutzdauer willkommen heissen, denn wir wollen von den neusten Errungenschaften der Technologie profitieren und mit dem neusten Trend mitgehen...

  

Weiterführende Informationen/Quellen:
UNEP
SRF, Elektroschrott in Afrika
Infosperber

 

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.