Auf die Plätze, fertig, los. Doch im August sind nicht Skifahrer die berühmte Infernostrecke in Mürren heruntergeheizt, sondern ein Auto. Für Werbezwecke.
In einer Medienmitteilung schreibt die Schilthorn AG: „Range Rover produziert jährlich spezielle Werbefilme an auserwählten Locations, um auf die extreme Offroad-Tauglichkeit ihrer Fahrzeuge aufmerksam zu machen.“ Wir fragen uns bloss: Wo kann man denn diese radikale Offroad-Tauglichkeit anwenden? Es ist gesetzlich verboten, auf nicht für Autos bestimmten oder geeigneten Wegen zu fahren. Nichtsdestotrotz wurde im August eine Woche lang gefilmt, um das Auto auf der 14.9 Kilometer langen Infernostrecke in Szene zu setzen. Das Auto wird von einem Stuntman gelenkt, der auch in James-Bond Filmen erscheint. Die Einblendung im Film „Professional driver on closed course. Do not attempt.“ (zu Deutsch: Professioneller Fahrer auf geschlossener Strecke. Nicht ausprobieren) kann man ja wohl auch nicht ernst nehmen. Auf welchen Berg dürfte man denn als Privater einfach so ein Auto hochfahren und dann über Skipiste und Wanderwege herunterbrettern? Aber für Werbezwecke ist das kein Problem. Und da die Schilthornbahn auch an Bekanntheit gewinnt, macht sie bei der Range Rover-Aktion mit.
Auch Porsche bringt ein Beispiel, welches die Umwelt gänzlich aussen vor lässt. Auf einem Werbeplakat ist auf einer verschneiten, engen Bergstrasse ein Auto parkiert. Zwei Gestalten mit Skiern stapfen dahinter im Schnee auf einen Helikopter zu. Die Bildbeschriftung lautet: „Wintersport in der Schweiz. Mit dem Cayenne.“ Seit wann ist es denn erlaubt, auf der Strasse zu parken - von der Problematik des Heliskiing mal ganz abgesehen?
Wer sich nun denkt: „Ist ja nur ein PR-Filmhen. Realisitisch sind die ja längst nicht mehr…“ Ja, schon klar. Dabei bleibt aber zu bedenken, dass es sich die Werbeindustrie längst nicht mehr nur zur Aufgabe macht, Sehnsüchte auszunutzen. Sondern sie zu schaffen.
Die Bergwelt wird auch mit dem Skisport schon stark beeinflusst. Die Alpen und Wälder sind Ruhezonen für Tier und Mensch. Deshalb sollten wir Sorge tragen dazu und nicht das Gegenteil promoten.
„mountain wilderness wehrt sich vehement gegen motorisierte Mobilität in der Bergnatur zu Spass- oder Werbezwecken und fordert eine konsequente Einhaltung der geltenden Gesetze. Sonderbehandlungen für zahlende Unternehmen können nicht angehen. Die Berge dürfen nicht zur käuflichen Werbefläche verkommen.“ – Tim Marklowski in einer Medienmitteilung, mountain wilderness
Wer sich trotzdem durch die Werbung hinreissen lässt, ein solches Auto zu kaufen, der wird schnell enttäuscht: Auch der oder die Besitzer/in kann nicht einfach so ein bisschen in den Bergen offroad herumfahren. Alles was man davon hat, sind höhere Spritkosten.
Weiterführende Informationen/Quellen
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