Der Traum vom idyllischen Garten, in dem die Pflanzen spriessen und eine gesunde Ernte gedeiht, zerplatzt bei vielen Hobbygärtnern schnell. Gedeiht nicht alles auf Anhieb, wird mit Düngemittel nachgeholfen, ganz nach der Haltung „Viel hilft viel“. Damit liegt man aber weit daneben. Die Schweizer Organisation für den Bio- und Naturgarten „Bioterra“ schätzt, dass in der Schweiz vier von fünf Gärten überdüngt sind. Gerät der Garten aus dem Gleichgewicht, ist es schwer, dieses wieder herstellen.
Die Problematik von industriellen Düngemittel
Beim Düngen werden Pflanzen mit den Nährstoffen Stickstoff (in Form von Nitrat oder Ammonium), Kalium (Kali), Phosphat und Magnesium versorgt. Besonders wichtig für das Wachstum von Pflanzen ist der Stickstoff. Industriell hergestellter Dünger – sogenannter mineralischer Dünger – kann von den Pflanzen sehr schnell und zu jeder Jahreszeit aufgenommen werden.
„Wenn ich zum Beispiel zu viel Stickstoff dünge, dann kann es mir passieren, dass meine Pflanzen krank werden“
Gartenbauingenieurin Claudia Dornbusch gegenüber Deutschlandfunk
Die Dosierung des Düngers ist sehr schwierig. Braucht eine Pflanze nur einen bestimmten Stoff, ist das Überangebot der anderen Stoffgruppen überflüssig. Die optimale Menge für das Wachstum der Pflanzen zu finden ist daher eine regelrechte Wissenschaft. Übertreibt man es mit der Menge (was in vielen Fällen geschieht) werden die Pflanzen kraftlos und krankheitsanfällig. Zudem gelangen die überschüssigen Nitrate ins Grundwasser und kippen Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. In Seen kann dies beispielsweise zur Algenblüte und letztlich zu einer Verarmung der Artenvielfalt führen.
Biologisch Düngen mit Kompost und bewährten Hausmitteln
Natürlich trägt vor allem die Landwirtschaft im grossen Mass zur Überdüngung der Böden und zur Verunreinigung der Gewässer bei. Trotzdem sollte man auch im eigenen Garten vorsichtig vorgehen. Ist die zusätzliche Nährstoffzufuhr nötig, sollte zu organischen Düngern gegriffen werden. Der organische Dünger ist quasi das Birchermüesli und der mineralische Dünger der Energy-Drink: Organischer Dünger wirkt zwar nicht gleich rasant, dafür werden die Pflanzen über längere Zeit mit Nährstoffen versorgt. Bewährte Gründünger sind beispielsweise Hornspäne, Kaffeesatz oder Brennnesseljauche.
Tipp: Wie man Schädlinge ohne Chemie bekämpfen kann, finden sie im Ratgeber der letzten Woche.
Hat man die Beete im Herbst oder Frühling bereits mit nährstoffreicher Komposterde angereichert, können die Pflanzen während dem Sommer durch Mulchen ausreichend mit Stickstoff versorgt werden. Dazu nutzt man stickstoffreiche Pflanzenmaterialen und bedeckt damit den Gartenboden. Die Vorteile des Mulchens und wie man die Technik anwendet ist am 28.07.17 im nächsten Teil unserer Freitagserie Thema.
Weiterführende Informationen:
Luzerner Zeitung „Algenpest entlang der Küste der Bretagne aufgrund von Überdüngung“ (19.07.17)
Beobachter „Entgiftungskur für Beete“ (24.04.09)
Bioterra „Gründüngung im Biogarten“
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