Eigentlich stehen alle Schweizer Moore unter Schutz – sogar die Verfassung schreibt dies so vor. Genau 57.8 Prozent der Stimmberechtigten stimmten 1987 der Rothenthurm-Initiative zu, womit der Schutz der Moore in die Verfassung aufgenommen wurde. Seither gelten Moore und Moorlandschaften von nationaler Bedeutung als Schutzobjekte.
Seit der Abstimmung sind mittlerweile 30 Jahre vergangen. Zeit genug, um den Moorschutz auch in Taten umzusetzen - könnte man meinen. Bereits in 2007 ergab ein Bericht des Bundesamts für Umwelt (BAFU), dass sich die Moore in einem schlechten Zustand befänden und man noch weit entfernt von der Umsetzung läge. Doch hat sich etwas verändert in den letzten 10 Jahren? Leider nein; Zu diesem Schluss kamen BirdLife Schweiz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) in einem eben veröffentlichten Bericht im Rahmen des 30. Jahrestages der Rothenthurm-Abstimmung. Sie bezeichnen den heutigen Zustand der Moore als verfassungswidriger denn je.
So steht es um die Moore heute
Die Moore sind heute trockener, dichter und nährstoffreicher als sie früher waren. Diese Faktoren stehen im Widerspruch zum Charakter der ursprünglichen Moore:
- Trockenheit: Entwässerungsgräben sind die Hauptursache für die Austrocknung der Moore. Glücklicherweise sind sie nur noch selten anzutreffen und es laufen Bemühungen, um vorhandene wieder zu renaturieren.
- Nährstoffeintrag: Für den Stickstoffeintrag sind ungenügende Pufferzonen zwischen Landwirtschaftsflächen und Mooren verantwortlich. Obwohl an den meisten Standorten der Nährstoffeintrag über den Boden minimiert wurde, gelangen immer noch Nährstoffe wie Stickstoff über die Luft in die eigentlich mageren Moore. Dies ist problematisch, da gerade die Nährstoffarmut die Moore zu solch einzigartigen Lebensräumen macht. Moortypische Pflanzen können nur überleben, wenn der Boden nicht über zu viele Nährstoffe verfügt. Sonst werden sie von anderen Pflanzen verdrängt, die normalerweise an trockenen Standorten vorkommen.
- Verbuschung: Ausserdem macht auch die zunehmende Verbuschung den Mooren zu schaffen. Bei einem Drittel der Flachmoore nimmt die Verbuschung zu, was ein Indiz für fehlende oder falsche Nutzung ist. Bäume und Sträucher gehören nicht in eine typische Moorlandschaft, da sie die Austrocknung des Bodens begünstigen und den Bodenpflanzen das Licht wegnehmen.
Besorgniserregend ist zudem, dass trotz den Schutzmassnahmen der Bestand an Mooren immer noch stetig abnimmt und bestehende Moorgebiete fragmentiert werden. In einigen Mooren ist auch eine Abnahme der Torfschicht zu beobachten.
Schliesslich trägt auch die teils mangelhafte Pflege der Moore wesentlich zu deren Zustand bei. So werden Flachmoore oft zu früh und zu tief geschnitten, was negative Auswirkungen auf die Bedürfnisse von Brutvögel und Insekten hat.
Experten schätzen, dass 79 Prozent der Hochmoore und 30 Prozent der Flachmoore sanierungsbedürftig sind.
Unterschied zwischen Hoch- und Flachmooren
In der Schweiz findet man hauptsächlich zwei Moortypen vor: Hochmoore und Flachmoore. Hochmoore wachsen stetig in die Höhe, weil wegen des Sauerstoffmangels und des sauren Milieus totes organisches Material nicht richtig zersetzt wird. So entsteht eine Torfschicht, sodass die Vegetation an der Oberfläche den Kontakt zum Grundwasser verliert. Da Nährstoffe also nur mit dem Regen und durch die Luft in den Boden gelangen, zählen Hochmoore zu den magersten Lebensräumen Mitteleuropas.
Im Gegensatz dazu sind Flachmoore etwas nährstoffreicher, denn sie stehen im Kontakt mit dem Grundwasser.
Der Bund hat zurzeit 1286 Flachmoore und 551 Hoch- und Übergangsmoore als Moore von nationaler Bedeutung aufgelistet.
Warum muss man Sorge zu den Mooren tragen?
Moore sind wichtige Lebensräume von gefährdeten Arten. Bedauerlicherweise sind bei uns bereits einige moortypische Arten, wie der Grosse Brachvogel, das Niedrige Veilchen und der Moor Hallimasch ausgestorben. Doch Moore sind nicht nur für die Erhaltung der Biodiversität wichtig: Sie sind auch wertvoll für unser Klima. Intakte Moore sind in der Lage CO2 zu binden, während zerstörte Moore sogar CO2 abgeben. In Zeiten des Klimawandels sollte man solch wertvolle Fähigkeiten zu schätzen wissen!
Hoffentlich rüttelt der neueste Bericht zum Zustand der Moore die Verantwortlichen in der Schweiz auf, damit endlich etwas unternommen wird.
Weiterführende Informationen:
Medienmitteilung von BirdLife Schweiz und Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL vom 7.11.2017
Zustand und Entwicklung der Moore in der Schweiz (Bericht BAFU, 2007)
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