Riffe dienen unzähligen Meeresbewohner als Lebensraum. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Grössen und Formen. In Zeiten der Korallenbleiche, der Überfischung sowie des grossen Plastikmüll-Problems leiden diese natürlichen Gebilde immer mehr. Mit Hilfe von künstlichen Riffen versucht man weltweit, diesem Problem entgegen zu wirken. Diese von Menschenhand gefertigten Konstrukte bieten viele Vorteile und werden aus den unterschiedlichsten Gründen auf dem Meeresgrund angebracht.
Küstenschutz
Künstliche Riffe können zum Küstenschutz beitragen. Wenn die Wassermassen vor der Küste auf das Riff treffen, werden diese gebrochen und es entstehen weniger grosse Wellen. Somit kann der Küstenabschnitt vor Erosion geschützt werden.
Surfsport
Durch die Veränderung des Wellenprofils kann ein künstliches Riff auch auf den Surfsport positive Auswirkungen haben. In Neuseeland sollte deshalb ein künstliches Riff entstehen, das für top Wellen sorgt. Dazu wurden mit Sand gefüllte Säcke auf dem Meeresgrund platziert. Der Versuch scheiterte allerdings an nicht einkalkulierten Strömungen, eine erhebliche Gefahr für Schwimmer darstellten. Nach nicht ganz 10 Jahren wurde das Riff nach und nach wieder abgebaut.
Biodiversität
Durch die Entstehung künstlicher Riffe wird vor allem auch neuer Lebensraum geschaffen. Auf den Konstrukten können sich Pflanzen und Tiere ansetzten. Nach und nach kommen Muscheln, Schnecken, Seesterne, Algen, Korallen und natürlich auch Fische dazu. Somit erhöht sich die Biodiversität erfolgreich. Die absichtliche Platzierung von Korallen fördert zudem die allgemeine Korallenbildung, und Korallenriffe, die der Korallenbleiche und anderen Einflüssen zum Opfer gefallen sind, haben eine Chance, sich zu erholen.
Fischerei
Dank neu erschaffenem Lebensraum steigen die Fischbestände. Dies führt zu höheren Fangquoten im Bereich der Sportfischerei. Die Freizeitfischerei macht in manchen Gebieten bis zu 30 Prozent der kommerziellen Fischereierträge aus. Bei der gezielten Fischerei fallen auch die Beifänge weg, welche bei der Massenfischerei trauriger Bestandteil sind. Professor Iain Suthers informiert in unserem Interview des Monats genauer über die positiven Auswirkungen künstlicher Riffe auf die Fischerei.
Künstliche Riffe im Wandel der Zeit
Die Idee der künstlichen Riffe besteht schon seit einiger Zeit. Bereits in den 70er Jahren wurde vor Fort Lauderdale das Osborne-Riff gebildet. Damals wurden zwei Millionen Autoreifen im Meer versenkt. Heute ist klar: Dies war weder eine besonders ökologische noch eine erfolgreiche Variante. Untersuchungen zeigen, dass sich fast keine Lebewesen angesiedelt haben. Die Reifen wurden zum Teil bis an die Strände geschwemmt, wodurch sie natürliche Korallenriffe beschädigten. Wissenschaftler gehen ausserdem davon aus, dass sich Giftstoffe aus den Reifen gelöst haben.
Auch durch das gezielte Versenken von Schiffen, Flugzeugträgern oder alten Autowracks, die nicht mehr gebraucht werden, können künstliche Riffe entstehen. Heute werden hauptsächlich speziell angefertigte Beton- oder Stahlstrukturen verwendet. Sogenannte Reef-Balls, hohle, mit vielen Löchern versehenen Betonhalbkugeln, bieten ideale Versteckmöglichkeiten für Fische. Auf der Betonoberfläche können sich Korallen gut ansiedeln. In Asien und der Karibik wurde die so genannte Biorock-Technologie angewandt. Dabei werden Stahlstrukturen versenkt und unter Gleichstrom gesetzt. Dies führt zu einer Mineralablagerung auf den Strukturen, auf welcher sich Korallen befestigen und schnell vermehren können. Ausserdem wird bei den Konstruktionen darauf geachtet, einen idealen Wasserdurchfluss sicherzustellen. Durch diesen wird das gesamte Riff ausreichend mit Nährstoffen und Plankton versorgt.
Künstliche Riffe bieten sowohl Menschen als auch den Meeresbewohnern jede Menge Vorteile. Weltweit muss dafür gesorgt werden, dass die kostbaren Ökosysteme nicht ganz verloren gehen. Der achtvolle Umgang mit den Riffen und deren Bewohnern bleibt dabei genauso wichtig wie der Bau von künstlichen Riffen. Ansonsten werden auch diese im Laufe der Jahre wieder zu Grunde gehen.
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