Das Kuratorium „Baum des Jahres“ von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung wählte die Flatterulme (Ulmus laevis) zum Baum des Jahres 2019. Im Gegensatz zur Feld- und Berg-Ulme ist die Flatter-Ulme weniger bekannt. Das Wissen über ihr Vorkommen ist lückenhaft, doch sie wurde in Russland, Ost- und Mitteleuropa bis nach Spanien im Westen sowie Schweden und Finnland im Norden gesichtet. Das Hauptverbreitungsgebiet ist Osteuropa, doch auch in der Schweiz gilt sie als einheimisch.
Ein kleiner Steckbrief
Ihren Namen hat die Flatterulme von ihren an dünnen, langen Stielen hängenden Blüten und Früchten, die im Wind flattern. Dies ist im Frühjahr besonders gut zu beobachten, wenn die Blüten blühen, noch bevor das Laub austreibt. Der Laubbaum wird 30 bis 40 Meter hoch und bildet eine grosse, lockere Krone. Die Rinde ist grau-braun, geschuppt und weist längliche Risse auf. Die Blätter sind gesägt und asymmetrisch. Die Früchte der Flatterulme sind flach, bräunlich und ringförmig. Sie sind sogenannte Scheibendrehflieger: Um im Fallen weitere Distanzen zurücklegen zu können, drehen sich die Früchte in der Luft um sich selbst. Unter den mitteleuropäischen Bäumen einzigartig sind die Brettwurzeln der Flatterulme, die ihr ein tropisches Aussehen verleihen.
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Die Blätter der Flatterulme sind markant gezackt und asymmeterisch. (Quelle: Ptelea via Wikimedia Commons. (https://de.wikipedia.org/wiki/Flatterulme#/media/File:HW_laevis_leaf.jpg) Lizenz: Lizenz: CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode))
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Tropisch: Die Flatterulme bildet Brettwurzeln aus. Diese geben dem Baum einen festen Stand im feuchten Boden des Auenwaldes. (Quelle: XN via Wikimedia Commons (https://de.wikipedia.org/wiki/Brettwurzel#/media/File:UlmusBrettwurzel.jpg) Lizenz: CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode))
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Die Ulmenkrankheit kann ihr nichts anhaben
Vor hundert Jahren begann sich die verheerende Holländische Ulmenkrankheit in Nordwesteuropa auszubreiten. Verursacht wird diese durch einen Pilz, der mit dem Holzhandel aus Osteuropa eingeschleppt wurde. Der Schlauchpilz (Ophiostoma novo-ulmi) wird hauptsächlich von dem Ulmensplintkäfer übertragen. Infiziert sich eine Ulme, verstopfen sich die überlebenswichtigen Wasserleitungsbahnen. Das kann zur Vertrocknung der Baumkrone und letztlich zum Absterben des Baums führen. Da die Flatterulme von diesem Käfer im Normalfall nicht angeflogen wird, ist sie weitgehend resistent gegen die Ulmenkrankheit. Kommt es dennoch zur Infizierung des Baums, stirbt dieser selten vollständig ab. Die beiden anderen mitteleuropäischen Ulmenarten sind durch die Holländische Ulmenkrankheit massiv gefährdet.
Bewohnerin der Hartholz-Auenwälder
Dennoch wird die Flatterulme in der Roten Liste der Schweiz als stark gefährdet eingestuft. Das hat mit dem Verlust ihres Lebensraums zu tun: Die Flatterulme ist ein typischer Auenbewohner der Tieflagen. Sie wächst in Flusstälern und am Seeufer und überlebt auch bei Überschwemmungen von bis zu vier Monaten. Aufgrund der Melioration von Flussläufen und dem Ausbau von Agrarland und Wirtschaftswäldern schrumpften die Auenwälder in der Schweiz jedoch stark - und mit ihnen der Bestand der Flatterulme.
Verheissungsvolle Widerstandskraft
Doch obwohl Ulmus laevis wasserliebend ist, verträgt die Ulmenart auch die Wärme und Trockenheit in den Städten. Das macht sie zu einem häufigen Alleebaum in Osteuropa und Nordostdeutschland. Sie gilt ausserdem als tolerant gegenüber verschmutzter Luft, Streusalz und verdichtetem Boden.
Deshalb soll die Flatterulme mit der Wahl zum Baum des Jahres bekannter gemacht werden – in Zukunft könnte sie ein wichtiger Ersatz für die von der Ulmenkrankheit dezimierten Feld- und Berg-Ulmen sein.
Quellen und weitere Informationen:
Offizielle Webseite zum Baum des Jahres: Flatter-Ulme
ETH Zürich: Mehr Informationen zur Flatterulme
*Titelbild: Schurdl via Wikimedia Commons. Lizenz: CC BY-SA 3.0 AT
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