In unserem Land sind mehr als ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten gefährdet. Das ist mehr als in den andern Ländern Europas. Der Vogelatlas legt eine massive Abnahme der Vogelarten im Kulturland offen, der Rückgang der Insekten sogar in Naturschutzgebieten ist alarmierend. Vier von fünf Reptilienarten, rund zwei Drittel der Amphibien, mehr als ein Drittel der Säugetiere und Vögel, ein Viertel der Fische sind in ihren Beständen verletzlich oder vom Aussterben bedroht. Die Biodiversität ist in einem bedenklichen Zustand.
Das weltweit vereinbarte Ziel, bis 2020 insgesamt 17% der Landesfläche unter Schutz zu stellen, wird die Schweiz nicht erreichen – als einziges Land Europas! Lediglich 5,6% der Wälder sind als Reservate ausgeschieden – ebenfalls einer der tiefsten Werte des Kontinents. Der Umweltbericht der OECD von 2017 rügt im Weiteren, dass viele Schutzgebiete zu klein und schlecht vernetzt sind.
Einher geht eine Aufweichung der Bauvorschriften insbesondere für das Bauen ausserhalb der Bauzonen, ebenso wie die Lockerung des Schutzes einzelner Tierarten. Unsere Parlamentarier und Parlamentarierinnen haben in den letzten Jahren versucht, genau jene Gesetze abzuschwächen, die den Schutz der Biodiversität, der Landschaft und der Baukultur regeln. Deren Vorstösse werden zunehmend dreister, sei es zur Dezimierung geschützter Arten wie Biber oder Wolf, sei es zur Aufweichung der Trennung von Bau- und Nichtbaugebieten, sei es durch Schaffung von immer mehr Ausnahmebestimmungen, die letztlich die Landschaften und Lebensräume fragmentieren.
Die Qualität unserer Landschaften nimmt laufend ab, bedeutende historische Stätten und Baudenkmäler werden vernachlässigt und verschwinden, wertvolle Biotope verarmen und sterben. So verschwinden immer mehr Flächen, die für bedrohte Arten überlebensnotwendig wären und schliesslich Teil der Ökosysteme sind, die als Naturressourcen nichts weniger als unsere eigenen Lebensgrundlagen bedeuten!
In krassem Gegensatz zu diesen Hiobsbotschaften steht der mangelnde Wille von Entscheidungsträgern, die Zeichen der Zeit endlich zu erkennen und verantwortungsvoll zu handeln. Dies betrifft nicht nur politische Würdenträger, sondern auch jene Mitarbeitende in Verwaltungen und Behörden, deren Initiative sich in bescheidenen Bahnen dreht. Auf politischer Ebene herrscht Stillstand. Schutzbestimmungen werden zugunsten einseitiger Nutzungsinteressen gelockert. Die Folgen sind zubetonierte Landschaften statt naturnaher Flächen und wertvollen Kulturlands, verschwindende Baukultur, zerstörte Ökosysteme und Lebensräume. Weder die Biodiversitätsstrategie mit dem ungenügenden Aktionsplan des Bundesrats noch die anstehende Revision des Raumplanungsgesetzes vermögen die Hoffnung keimen zu lassen, dass sich die Situation grundlegend verbessern würde.
Deshalb haben sich die vier Umweltorganisationen Pro Natura, BirdLife Schweiz, Schweizer Heimatschutz und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz entschlossen, mit zwei Volksinitiativen die drängendsten Probleme unserer Gesellschaft über die betroffene Bevölkerung in die politische Diskussion zu bringen:
Biodiversitätsinitiative: für die Zukunft unserer Natur und Landschaft
Landschaftsinitiative: gegen die Verbauung der Landschaft.
Die Biodiversitätsinitiative will, dass genügend Flächen und Geld für die Natur bereitgestellt werden, und dass ein besserer Schutz von Landschaft und baukulturellem Erbe in der Bundesverfassung verankert wird.
Die Landschaftsinitiative verlangt, dass klare Vorschriften zum Bauen ausserhalb der Bauzone in der Verfassung verankert sind, und diese nicht durch parlamentarische Vorstösse beliebig aufgeweicht werden können.
Griffige Massnahmen sind gefragt, damit auch in der Schweiz endlich der Natur, der Biodiversität und der Landschaft gebührende Beachtung geschenkt und unsere Lebensräume und Lebensgrundlagen mit ihrem baukulturellen Erbe geschützt werden - vorerst aber sind 2x 100‘000 Unterschriften nötig, damit die Bevölkerung an der Urne zu Wort kommt.
Quellen und weitere Informationen:
Unterschriftenlisten
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