Die Invasion der Elektrovelos

So sieht ein modernes Singlespeed Ebike aus. So sieht ein modernes Singlespeed Ebike aus.

Ob hügelig, regnerisch oder weit entfernt, mit dem E-Bike ist jede Strecke machbar. Auf das Auto wird heute gekonnt verzichtet.

Das Elektro-Bike hat die Schweizer Strassen in den letzten Jahren wortwörtlich erobert. Jahr für Jahr sind die Verkaufszahlen hochgeschnellt. 2018 wurden über 111`000 Stücke verkauft, das sind 26 Prozent der Veloverkäufe insgesamt. Im Vergleich zum Jahr zuvor ist eine Steigerung von 27 Prozent zu verzeichnen. Die Sport- und Alltagsvelos haben zwar kleine Einbussen erlitten, insgesamt registrierte man aber ein Plus für den gesamten Velomarkt. Das E-Bike bringt neue Benutzer – wie SeniorInnen, Pendler und Familien mit Veloanhänger – weg vom Auto und rein in den Sattel.

E-Bike

Der Elektromotor eines E-Bikes startet beim Pedalen und unterstützt den Velofahrer bzw. die Velofahrerin beim Treten. Die E-Bikes werden nach Motorstärke unterschieden: Die „langsamen“ unterstützen bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h, die „schnellen“ bis 45 km/h. Alles Schnellere ist der Kategorie Motorrad zuzuordnen.

Regeln in der Schweiz:
„Langsames“ Leicht-Motorfahrrad
 - Keine Nummer und keine obligatorische Haftpflichtversicherung
 - Keine Helmpflicht (aber empfohlen!)
 - Führerausweis M für 14 – 16 Jährige
 - Durchfahren bei Mofaverbot / „Velo gestattet“ erlaubt
„Schnelles“ Motorfahrrad
 - Gelbe Nummer und Haftpflichtversicherung obligatorisch
 - Helmpflicht
 - Führerausweis M
 - Durchfahren bei Mofaverbot / „Velo gestattet“ mit abgestelltem Motor erlaubt
Beide
 - Kinder-Veloanhänger (für zwei geschützte Plätze) erlaubt
 - 1 Kindersitz erlaubt
 - Befahren von Radwegen obligatorisch

Auswirkungen

Plötzlich sind überall diese schnellen Gefährte unterwegs. Wer mit einem herkömmlichen Velo den Berg hochstrampelt, ist schnell mal genervt von den Elektrovelos. Aber die Zunahme der E-Bike-Verkäufe hat auch auf die alteingesessenen VelofahrerInnen positive Auswirkungen. Der Anteil an Velofahrenden im Strassenverkehr steigt, deshalb wird die Infrastruktur für die Fahrräder (hoffentlich) in naher Zukunft besser ausgebaut. Die unterschiedlichen Bedürfnisse der E-Bike Fahrer und Velofahrerinnen müssen dabei unbedingt berücksichtigt werden. Denn die neuen, schnelleren Verkehrsteilnehmer gefährden die Sicherheit auf den Strassen und Radwegen. Die motorisierten Bikes fahren schneller und sind weniger berechenbar, weil sie für viele noch ungewohnt sind. Beispielsweise ist der Bremsweg länger und die Geschwindigkeit wird oftmals unterschätzt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Fahrerinnen und Fahrer ihr E-Bike im Griff haben und Vorsicht walten lassen!

Entwicklungen

Ein E-Bike ist nicht mehr einfach ein E-Bike. Motoren, Akkus und Kabel verschwinden in dezenten Rahmen. Die Gefährte werden geräuschlos und das E-Bike kann mit vielen neuen Features ausgestattet werden. Fahrassistenzsystem, Diebstahlprävention, Navigation und Trainingssysteme sind vom Smartphone aus kontrollierbar.

E-Mountainbikes

Das E-Bike hatte, von den Verkaufszahlen her, 2018 ein Rekordjahr. Das E-Mountainbike kann aber noch extremere Zahlen aufweisen. In einem Jahr sind die Absatzzahlen um mehr als 50 Prozent gestiegen. In den Städten und der Agglomeration ist es verständlich, dass man sich beispielsweise den Arbeitsweg erleichtern will. Oft wird das E-Bike auch als Ersatz für ein Zwei-Auto gekauft. Doch beim Mountainbiken – eigentlich eine Sportart für Muskeltraining und -aufbau – drängt sich schon die Frage auf, weshalb ein Motor nötig ist. Mountainbikes und Wanderer sind sich bereits vor dieser Entwicklung in die Quere gekommen. Doch mit den motorbetriebenen Drahteseln wird der Konflikt wohl noch grösser. Auch für die damit noch leichter zugänglichen, abgelegenen Landschaften und Biotope stellt ein Anstieg des Radverkehrs eine verstärkte Belastung dar. Naturschutzverbände wie Mountain Wilderness oder ProNatura sagen deshalb klar Nein zum E-Mountainbike, wo es um blosse Konsumsteigerung geht. Ansonsten gilt, dass Mountainbiker sich dem Weg anzupassen haben und nicht der Weg den Mountainbikern.  

Quellen und weitere Informationen:
pro-velo.ch: E-Bike
velosuisse.ch: Statistiken
TCS-ch: Elektrovelos
naturschutz.ch: Mountainbike mit oder ohne Motor

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Kommentare (1) anzeigenausblenden 

0 #Uwe Scheibler2019-09-16 10:22
Wenn die Statistiken des BFS einigermassen stimmen, dann stimmt die vorgestellte Analyse nicht. Statt eine Substitution von Personenwagen stellen Elektro-Motorräder nur einen weiteren Teil der Übermotorisierung unserer Mobilität dar. Damit belasten sie die Umwelt zusätzlich und huldigen dem Geschwindigkeitswahn und dem Anspruch ihrer Besitzerinnen, jederzeit und überall alles haben zu wollen. Die Umweltverbände sollten sich deshalb schnell von der Illusion eines umweltverträglicheren Verkehrs durch Elektro-Motorräder verabschieden.
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