Vor einer Woche haben wir die Nachhaltigkeit im Schweizer Tourismus genauer unter die Lupe genommen. Ein wichtiger Teil unseres Tourismus wurde aber bisher noch aussenvor gelassen. Dieser Artikel der Serie „Sanfter Tourismus“ dreht sich rund um den Ski-Tourismus. In der Schweiz erfreuen sich Bergsportarten im Winter einer enormen Beliebtheit. Auf dem ganzen Globus verbringen Millionen von Ski- und Snowboardtouristen Jahr für Jahr ihre Ferien im Schnee. Was bedeutet das für Natur, Klima und Umwelt?
Winter
Anfangs war der Schweizer Tourismus noch extrem saisonal abhängig. Das war vor allem für die Beschäftigten in der Branche herausfordernd. Sie hatten nicht das ganze Jahr hindurch ein sicheres Einkommen und waren anfällig für jegliche Einflüsse von aussen. Mit der Entdeckung des Wintertourismus konnte die Saison ausgedehnt werden. Während einer längeren Zeit des Jahres konnten schwarze Zahlen geschrieben und Arbeitsplätze besetzt werden. Der Alpentourismus hat sich auf Schneesport spezialisiert und nach und nach ein erlebnisreiches Angebot ausgebaut. Von Snowboarden über Skitouren bis zu Snowkiten wird heute alles möglich gemacht. Dahinter steckt eine aufwändige Infrastruktur, mit dementsprechender Belastung für die Natur.
Laut der Recherchen von Frank Herrmann, Autor vom Buch FAIRreisen – Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen, sind die drei bedeutendsten klimaschädlichen Faktoren eines Skiurlaubs Kunstschnee, An-/Abreise und Unterkunft
Klimawandel
Wenn der Schnee nun einmal ausbleibt – was dann? Die kalten, weissen Flocken sind immer noch Hauptattraktion der winterlichen Bergferien. Infolge des Klimawandels werden die Winter immer kürzer und wärmer. Schneesichere Gebiete werden seltener, und als Reaktion darauf werden vermehrt Beschneiungsanlagen in Betrieb genommen. Dieser Kunstschnee verbraucht eine gewaltige Menge an Wasser und Strom. Die Folgen des Klimawandels werden mit einer Kanone verschleiert und gleichzeitig verschärft. Statt das Problem beim Schopf zu packen, wird die Illusion aufrechterhalten, man könne einfach weitermachen wie bisher.
Infrastruktur
Die Berglandschaft – Ästhetik und Gefahr in einem - lockt begeisterte Kunden an, die nicht zögern, tief ins Portemonnaie zu greifen. Um in diesen Höhen Ferien anbieten zu können, müssen kostspielige Massnahmen getroffen werden: Bahnen, die die Leute auf die Bergspitzen tragen, Transportwege für Material und Lebensmittel, eine Infrastruktur für Notfälle,… Den Preis dafür zahlen die Kunden sowie die Natur. Wir in der Schweiz haben noch das Glück, eine grosse Auswahl an Skigebieten in der Nähe zu haben. Bewohnerinnen anderer Regionen legen weite An- und Abreisen zurück, um ein Schneeabenteuer zu erleben. Hinzu kommen die Materialien und die Lebensmittel, die in die Höhe transportiert werden müssen und somit eine zusätzliche Umweltbelastung darstellen. All diese Betriebsamkeit, noch verstärkt durch die Touristen selbst, stört dann die Tier- und Pflanzenwelt in ihrer heiklen Ruhephase.
Hotellerie
Ein weiterer Faktor der hohen Umweltbelastung eines Skiurlaubs ist die Unterkunft. Die Hotels verbrauchen im Winter bedeutend mehr Energie als im Sommer. Das hängt einerseits mit der Heizung und andererseits mit dem hohen Warmwasserverbrauch zusammen. Als Kontrast zur kalten Schneelandschaft vor dem Hoteleingang wollen sich die Wintersportlerinnen am Abend in ein warmes, kuscheliges Hotel zurückziehen.
Spektakulärer Wahnsinn
Das Skifahren oder Snowboarden allein reicht den Meisten heute nicht mehr aus. Zu den Winterferien werden Après-Ski, Freizeitaktivitäten (Nacht-Schlitteln, Eisklettern, Sternwanderungen, …) und verschiedenste Spektakel erwartet. Nun drängt sich die Frage auf, ob dieser Leichtsinn vertretbar ist. Ja, Skiferien sind ein einzigartiges Erlebnis. Doch kann damit die gewaltige Umweltbelastung gerechtfertigt werden? Auch unser Planet und unsere Natur sind einzigartig! Deshalb muss eine Möglichkeit gefunden werden, ein vergleichbares Erlebnis zu gestalten, das aber auf den Nachhaltigkeitsprinzipien beruht.
Tipps um ihre Skiferien nachhaltiger zu gestalten
- Klimaschonende An- und Abreise mit Bus oder Bahn
- Nicht jedes Jahr in die Skiferien gehen
- Umweltfreundliche Skigebiete finden, mit Hilfe des Eco Guide to mountain resorts
- Kein Heliskiing oder Motorschlitten-Fahrten
- Secondhand-Skibekleidung
- Ausrüstung nur leihen, nicht kaufen
- Sanftere Sportarten wie Langlauf oder Schneeschuhwanderungen bevorzugen
- Innerhalb der ausgeschilderten Sportgebiete bleiben
Quellen und weitere Informationen
WWF Schweiz: Schweiz weit mehr als Postkartenromantik
Herrmann Frank, FAIRreisen, ISBN 978-3-86581-808-9
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