Biodiversität-Hotspot im Klettgau

Nicht nur für den Feldhasen sind die Buntbrachen attraktiv. Nicht nur für den Feldhasen sind die Buntbrachen attraktiv.

Wer biologische Vielfalt will, muss bei den Pflanzen anfangen. Artenreiche Wiesen bieten viel mehr Nahrung und Lebensraum als die Monokulturen unserer Landwirtschaft.

Im schönen Klettgau im Kanton Schaffhausen konnten durch eine langjährige Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Kanton und der Vogelwarte Sempach tolle Ergebnisse im Naturschutz erzielt werden. Studien zeigen, dass die Biodiversität, also die biologische Vielfalt, durch gezielte Aufwertungsmassnahmen gesteigert wurde. Zu diesen Massnahmen zählen die Anlage und Förderung von Buntbrachen, extensiv genutzten Wiesen, Ackersäumen und Niederhecken. Solche ökologisch wertvollen Lebensräume sind wichtig für die Artenvielfalt in der sonst intensiv für den Acker- und Rebbau genutzten Kulturlandschaft.

Auf einer Buntbrache blüht es während der gesamten warmen Monate. Doch die artenreichen Wiesen sind nicht nur eine für uns Menschen schön anzuschauende Bereicherung im Landschaftsbild. Es gilt: Je mehr verschiedene Blütenpflanzen in der Aussaat, desto mehr Insekten werden davon angezogen. Da überwiegend einheimische und lokal vorkommende Wildkräuter angepflanzt werden, bieten diese Blühflächen ein reichhaltiges Nahrungsangebot für verschiedene, speziell auch bedrohte Insekten. Sie sind so ein wichtiges Instrument u.a. im Bienenschutz, locken gleichzeitig aber auch andere Nützlinge, wie beispielsweise Schwebfliegen, Marienkäfer oder Spinnen an.  


Bei diesem schmackhaften Insektenbuffet lassen dann auch die Vögel und andere Insektenfresser nicht lange auf sich warten. Da auf Buntbrachen nur maximal 50% der Fläche gemäht werden darf, sind sie ein wichtiger Rückzugsort und Brutplatz für viele Vogelarten und den Feldhasen. Buntbrachen sind ausserdem ein wertvolles Überwinterungshabitat für viele Insekten und halten im Winter Nahrung für Rebhühner oder Greifvögel bereit. 


Seit 1994 werden auf drei Ausgleichsflächen im Klettgau Bestandszählungen von bedrohten Tieren wie Feldvögeln und Feldhasen durchgeführt. Bei den letzten Zählungen von 2018 und 2019 zeigte sich, dass auf ökologisch aufgewerteten Flächen fünfmal mehr Feldhasen hoppelten als sonst im schweizweiten Durchschnitt. Die Populationen von vielen Brutvogelarten, wie etwa den Schwarzkehlchen, der Dorngrasmücke und der sonst stark gefährdete Grauammer, zeigen sich stabil. Die Bestände von Goldammer, Neuntöter, Feldlerche, Sumpfrohrsänger und Turmfalke haben sogar markant zugenommen. Weitere Arten wie die Wiesenweihe, die Schafstelze, der Feldschwirl und der Baumpieper haben sich ganz neu angesiedelt. 


Die Ergebnisse der verschiedenen Studien belegen, dass diese drei vernetzten ökologischen Ausgleichsflächen sehr gute Lebensraumbedingungen für viele Insekten, Feldvögel und den massiv unter Druck stehenden Feldhasen schaffen und die Biodiversität im Klettgau massgeblich und positiv beeinflussen. Der Klettgau ist damit kurzerhand zur Modellregion für eine nachhaltige, multifunktionale Landwirtschaft aufgestiegen und beweist, dass zweckvoller Natur- und Biodiversitätsschutz nicht nur in abgelegenen Bergtälern, sondern auch in intensiv genutzten Agrarräumen verwirklicht werden kann. 

 

 

Quellen und weitere Informationen:
Vogelwarte Sempach: Wohin der Hase hoppelt
Biodiversitätsförderung in der Schweizer Landwirtschaft: Buntbrachen
Vogelwarte Sempach: Monitoring Brutvogel- und Feldhasenbestände im Klettgau (2018+2019)
Naturpark Schaffhausen: Artförderung
BAFU: Förderung der Biodiversität

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