Laut einer Untersuchung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2018 gab es in zwei Dritteln der 192 untersuchten Staaten landesweite Vorschriften für den Umgang mit Plastiktüten. Dies ist auch unbedingt notwendig: Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich weltweit 5 Billionen Plastiktüten produziert werden. Jede einzelne braucht mehrere 100 Jahre, um sich aufzulösen, und nur 10% des weltweiten Plastikmülls wird rezykliert. Düstere Szenarien gehen davon aus, dass – wenn wir die globale Plastikflut nicht minimieren – bis 2050 mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen schwimmen wird. Aber auch schon jetzt zeigt sich, dass der Kunststoff zwar unglaublich kostengünstig in der Herstellung ist, die Entsorgung aber ihren Preis hat. Vor allem durch unsachgemäße Entsorgung und sogenanntes Littering gelangen in der Schweiz 5000 Tonnen jährlich in die Natur. Am Genfersee allein sind es 50 Tonnen pro Jahr! Obwohl das Mikroplastik laut BAFU schon in 6 Schweizer Seen entdeckt wurde und die Universität Bern herausfand, dass die Auenböden hierzulande mit 53 Tonnen Mikroplastik verunreinigt sind, sieht der Schweizer Bundesrat keinen Handlungsbedarf für gesetzliche Restriktionen, sondern setzt auf freiwilliges Engagement des einzelnen sowie der Industrie und des Handels. Pro Kopf liegt der Verbrauch von Kunststoffen in der Schweiz dreimal höher als im europäischen Durchschnitt, wovon 30% weniger rezykliert und der Rest verbrannt werden.
In den letzten 20 Jahren hat sich die globale Plastikproduktion verdoppelt, die Tendenz ist weiterhin steigend. Daher braucht die weltweite Gemeinschaft dringend verbindliche Regelungen zum Umgang mit Einwegplastik, vor allem mit den gar nicht so marginalen Plastiktüten. Der Fokus sollte auf einer nachhaltige Nutzung und Produktion liegen. Obwohl viele Länder mittlerweile Regulierungen betreffend der Plastiktüten in Kraft gesetzt haben, geht die Plastikverschmutzung unserer Erde weiter. Das Problem liegt darin, dass nur 55 Länder tatsächlich ihren Einsatz im Handel limitieren und auch Restriktionen bei der Herstellung sowie dem Import verhängen. Zahlreiche Länder regeln nur die Entsorgung der Beutel, nicht aber Import, Produktion oder die Verteilung über den Handel. In Frankreich, Italien oder Indien beispielsweise gibt es Teilverbote hinsichtlich der Dicke oder der Zusammensetzung der Tüten. In den USA wiederum, mit dem größten Pro-Kopf-Verbrauch von Einwegplastik, gibt es keine staatenübergreifende Regelung. Wenn in einem Land Verbote gegen den Einsatz von Plastiktüten vorliegen, dann werden oft viele Ausnahmen gewährt, sei es beim Transport und der Haltbarkeitssteigerung von frischen Lebensmitteln oder für wissenschaftliche und medizinische Zwecke.
Dass die Einführung einer Plastiktütengebühr Früchte trägt, zeigt die freiwillige Aktion der Schweizer Detailhändler, die den Kunden fünf Rappen pro Tüte berechnen. Dies hat zu einem Nachfragerückgang von 84% zwischen 2016 (417'781'000 Tüten) und 2017 (66'112'000 Tüten) geführt. Auch in Deutschland, wo seit 2016 eine Abgabegebühr in Kraft ist, ging der Gebrauch um die Hälfte zurück. Der Monitoringbericht zeigt zudem, dass in der Reaktion darauf zwar ein Anstieg im Verbrauch von Papiertüten zu verzeichnen war, aber nicht im gleichen Masse, in dem sich der Verbrauch von Plastiktüten reduzierte. Demnach nutzen die Verbraucherinnen nun vermehrt Mehrwegbehältnisse, seien es Körbe, Rucksäcke oder Jutebeutel.
Unser übermässiger Plastikkonsum bleibt indessen weiterhin ein massives Problem. Der Plastikmüll verletzt und tötet Vögel und Meerestiere, belastet die Böden und verschmutzt die Gewässer. Als Mikroplastik gelangt er über die Nahrungskette auch wieder zum Menschen zurück. Tipps, den Müll im eigenen Haushalt zu reduzieren, sind zum Beispiel, die eigenen Behälter zum Einkauf mitzubringen, offenes Gemüse dem verpackten vorzuziehen und ganz allgemein keine Convenience-Produkte zu kaufen, sondern das Essen frisch zuzubereiten. Diese Massnahmen sind längst nicht so bescheiden in ihrer Wirkung, wie es auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag. Daneben gilt es aber auch weiterhin, Politik und Industrie Druck zu machen, hier zu neuen, innovativen Lösungen zu gelangen.
Quellen und weitere Informationen:
Initiative Better Tomorrow: Plastikfrei Einkaufen
WRI: Why we are not seeing less polution
SwissInfo: Top im Verbrauch -Flop beim Recycling
BMU: Plastiktütenverbot
Petition Schweiz Plastik
Sammelsack
Greenpeace: Zero Waste
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