Heute ehren wir eine ganz besondere Landschaft mit einem eigenen Feiertag: Die Berge. Der 11. Dezember wurde im Jahr 2003 von der UN-Generalversammlung zum Tag der Berge ernannt, um deren nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Passend zum diesjährigen Thema des Gedenktags behandeln wir in diesem Teil der Artikelserie Berge die Biodiversität der Berge.
Zentren der Biodiversität
Berggebiete sind wichtige Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Gebirge bedecken rund 27% der Landfläche unserer Erde und beherbergen etwa die Hälfte aller Biodiversitäts-Hotspots der ganzen Welt. Sie sind das Zuhause von etwa 87% der weltweiten Arten von Amphibien, Vögeln und Säugetieren und von rund 15% der menschlichen Bevölkerung.
Diese biologische Vielfalt ist für unsere Lebensqualität unabdingbar. Ihr verdanken wir unsere Nahrung, sauberes Wasser und Luft, Kleidung, Energie, Baustoffe, Medikamente sowie bewohnbare Landschaften. Eine intakte Biodiversität ist von grösstem Wert für die Lebenskraft unseres Planeten, und somit auch für uns Menschen, unsere Gesellschaft und Wirtschaft.
Unter Druck durch den Klimawandel
Doch die Berge und ihre Artenvielfalt sind bedroht. Bergökosysteme gehören zu jenen Landschaften, die weltweit am stärksten gefährdet sind. Die grössten Gefährdungsfaktoren sind der Klimawandel, die Landnutzung, der kommerzielle Bergbau, die Entwaldung, die unangepasste Entwicklung von Infrastrukturen, die Verschmutzung der Umwelt und die schnelle Ausbreitung invasiver Arten. Berggebiete sind besonders empfindlich in Bezug auf die globale Erwärmung. Sie setzt insbesondere auch die Biodiversität unter Druck, da viele Arten nur in Bergregionen vorkommen. Mit der Erderwärmung steigt die Schneegrenze, sodass viele Lebewesen in den Bergen immer weiter in die Höhe getrieben werden. Wie wir aber wissen, hören die Berge oben auch irgendwann auf: Der Flucht in die Höhe sind also natürliche Grenzen gesetzt. Die verwaisten Habitate in den tieferen Lagen bieten ausserdem günstige Einfallsrouten für invasive Arten, die die bedrängte Artenvielfalt zusätzlich bedrohen. Mit einer Begrenzung der Erderwärmung kann dieser Entwicklung zumindest die Spitze gebrochen werden. Der Schutz und die nachhaltige Entwicklung von Berggebieten ist deshalb ein wichtiges Ziel unter dem Sustainable Development Goal (SDG) Nummer 15 der Vereinten Nationen.
Vielfältige Bergbewohner
Die tierischen und pflanzlichen Bewohner der Gebirge sind perfekt an den kühlen, oft steinigen Lebensraum angepasst.
Die Pflanzenwelt in den Gebirgen bietet einen Blick in die Vergangenheit: Oft sind die hier ansässigen Pflanzen Überbleibsel der Eiszeiten, als in Mitteleuropa ein Klima wie heute in der Tundra herrschte. Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kleiner werden die Pflanzen, denn der Zwergwuchs bietet Schutz gegen Wind, Schneedruck und Schneetreiben. Dennoch haben sie ein weit verzweigtes Wurzelsystem, um sich im steinigen Boden festzuhalten. Um die wenigen Insekten anzulocken, prunken Bergpflanzen häufig mit grossen, farbigen Blüten.
Ein gutes Beispiel dafür: Die Alpenrose mit ihren kräftigen rosa Blüten. Ursprünglich aus Innerasien, wächst sie heute in den Zentralalpen, den Pyrenäen, dem Jura, dem Apennin und den Karpaten in Höhenlagen zwischen 600 und 2500m.
Die Alpenrose beeindruckt mit ihren wunderschön leuchtenden Blüten. In der Schweiz ist sie eine geschützte Art. Jürgen Rotner, pixabay
Mit seinen auffälligen blauen Blüten hebt sich der Frühlings-Enzian (auch Schusternagel-Enzian) vom steinigen Boden ab. In tieferen Lagen ist er kaum anzutreffen, denn er fühlt sich erst auf Höhenstufen von bis zu 2600 wohl. In Eurasien ist der Frühlings-Enzian weit verbreitet, doch er kommt auch auf sonnigen Alpenwiesen, im Jura, im Balkangebirge, sowie in Heidelandschaften in Bayern und Baden-Württemberg vor.
Blau leuchtet der Frühlings-Enzian in den Hochgebieten der Alpen. Hans Braxmeier, pixabay
Trotz der harten Bedingungen leben zahlreiche Tierarten in Gebirgen. Tiere, die in Bergregionen leben, sind in der Lage, erfolgreich in grossen Höhen zu überleben. Sie müssen mit wechselnden Temperaturen gut zurechtkommen, denn alle 200m, die man in die Höhe steigt, fällt die Temperatur um 1°C. Zudem sinkt der Sauerstoffgehalt der Luft mit zunehmender Höhe.
Der Schneeleopard, der im Himalaya regelmässig in Höhenlagen von bis zu 6000m vorkommt, hat sich beispielsweise genetisch an die Sauerstofflage im Gebirge angepasst. Das ermöglicht es ihm, den in extremen Höhen raren Sauerstoff effizient in den Blutkreislauf aufzunehmen.
Der Schneeleopard ist bedroht — es leben nur noch 4000 bis 6000 Tiere in der Wildnis. strichpunkt, pixabay
Viele Arten von Huftieren wie Ziegen, Hirsche, Schafe und Lamas haben sich gut an das Leben in den Bergen angepasst. Sie grasen oft auf Felsvorsprüngen und an Felswänden. Im Frühjahr und Sommer ziehen sie mit der Vegetation bergaufwärts, während sie im Herbst wieder talwärts gehen, wenn es in der Höhe kälter und die Nahrung knapp wird.
Bergziegen sind äussert geschickte Kletterer. ronbd, pixabay
Quellen und weitere Informationen:
UN: Tag der Berge
Alpen-Pflanzen
Janecka et al. (2015): Genetically based low oxygen affinities of felid hemoglobins: lack of biochemical adaptation to high-altitude hypoxia in the snow leopard
Kommentare (0) anzeigenausblenden