Vielfalt der Lebensräume in den Bergen

Schneebedeckte, steinige Felswände, Alpenwiesen, dichte Nadelwälder und ein Bergsee — dieses einzelne Bild zeigt bereits die Vielfalt and Lebensräumen in den Bergen Schneebedeckte, steinige Felswände, Alpenwiesen, dichte Nadelwälder und ein Bergsee — dieses einzelne Bild zeigt bereits die Vielfalt and Lebensräumen in den Bergen

Das Hochgebirge ist voller Gegensätze – eisige Höhen und weisse Gipfel, schroffe Felsen und blühende Flächen, einzigartiger Lebensraum und doch lebensfeindlich... Auf der ganzen Welt finden sich diese faszinierenden Ökosysteme, die bis in mehrere tausend Meter Höhe reichen.

Gebirge sind äusserst vielfältige Lebensräume. Jede ihrer Höhenstufen besitzt ihre eigene Landschaftsform und ist durch besondere Klima- und Vegetationsverhältnisse geprägt. Sanfte Almwiesen und grüne Bergwälder werden von eisigen Gletscherzonen abgelöst, karge Hochebenen von fruchtbaren Tälern durchzogen. Ihre natürlichen Ressourcen wie Wasser, Holz, Rohstoffe und Energie sind nicht nur für die Bergbewohner, sondern für einen Grossteil der Menschheit lebenswichtig. Als „Wassertürme“ speichern Gebirge das kostbare Nass und speisen damit die in die Tiefländer reichenden Flüsse – was deren Nutzung oft erst möglich macht.

In dieser Fortsetzung der Artikelserie Berge verschaffen wir uns einen Überblick über die Vielfältigkeit der Lebensräume der Berge weltweit.

Gewässer

Als die „Wassertürme“ der Welt beherbergen die Gebirge Bergseen, Bergbäche und imposante Wasserfälle. Das Wasser ist die Lebensader und die gestaltende Kraft der Berge zugleich. Wasser und Eis haben die Täler und Oberfläche der Berge über Jahrmillionen geformt und zu der Naturschönheit gemacht, die sie heute sind. Die Bergseen und -bäche sind wichtige Lebensräume für zahlreiche Pflanzen-, Fisch- und Amphibienarten sowie unzählige Kleinstlebewesen. In der Schweiz gibt es zahlreiche Bergseen, viele davon noch namenlos. Über 1100 Seen und Teiche sind verzeichnet, insgesamt dürfte es in der Schweiz aber zwischen 6000 bis 8000 Seen geben, rechnet man alle namenlosen Tümpel, Weiher, Gletscherseen und Bergseelein hinzu. Diese Gewässer werden immerzu durch den Regen gespeist. Doch in Gegenden mit wenig Regenfall gibt es auch Berge, die gänzlich trocken sind. Bekanntes Beispiel ist das Ahaggar-Gebirge im Süden Algeriens. Dieses Gebirge steht mitten in der Sahara und der höchste Berg Tahat ragt 2908m in die Höhe. Da die Luft in dieser Region fast kein Wasser enthält, fällt Regen auf dem Ahaggar nur sehr selten. Hier bilden sich grundlegend andere Habitate heraus, als sie uns in unseren heimischen Höhen begegnen.

Trüebsee in Engelberg. Susanne Juetzeler, pixabay

 Ahaggar in Algerien. Azzedine Rouichi, Unsplash

Wälder

In Anbetracht der weiten geographischen Ausdehnung von Gebirgen und der daraus resultierenden geologischen und klimatischen Variabilität ist es bemerkenswert, dass sie ein so klares Gesamtmuster in der Vegetation aufweisen. So gibt es auf den meisten Berge — mit Ausnahme von sehr trockenen oder sehr kalten Gebieten — dasselbe Hauptstrukturmerkmal der Vegetationen: Die Baumgrenze. Ab einer bestimmten Stufe - welche sich von Gebirge zu Gebirge unterscheiden - gibt es klar abgegrenzte Wachstumszonen. Diese Grenzen sind bedingt durch die Temperatur, die mit zunehmender Höhe abnimmt. Je kälter es wird, desto weniger Pflanzen können wachsen. Bäume beispielsweise benötigen im Allgemeinen eine Durchschnittstemperatur von 10°C. In den Alpen liegt deshalb die Baumgrenze zwischen 1700m und 2200m, während sie in wärmeren tropischen Regionen bis zu 4000m hoch liegen kann.

Berge in den nördlichen gemässigten Regionen wie Nordamerika, Europa und Nordasien haben in der Regel einen von Nadelbäumen dominierten Wald. Typische Nadelbäume in diesen Bergregionen sind Kiefern, Tannen, Fichten und die sommergrünen Lärchen. In einigen Gebieten gedeihen auch besonders angepasste Laubbäume. All diese Wälder bilden lokale Habitate, die spezialisierte Tier- und Pflanzenarten beherbergen.

In den Tropen wachsen artenreiche, immergrüne Wälder bis hoch an die Vegetationsgrenze. Diese tropischen Bergwälder werden als Wolken- und Nebelwälder bezeichnet, da sie aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ganzjährig von Nebel bedeckt sind. Diese Wolkenwälder beherbergen den grössten Reichtum an Tier- und Pflanzenarten aller Gebirgshabitate. In den vielen ökologischen Nischen finden entsprechend viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten ihr Auskommen. Während aber die Zahl der Arten sehr gross ist, ist die Zahl der Individuen innerhalb einer Art eher klein. Alle Bewohner der Wolkenwälder müssen sich spezialisieren, um nicht im grünen Dickicht unterzugehen. Licht und Nährstoffe sind hier Mangelware. Daher gibt es unter den Pflanzen viele Kletterkünstler wie Lianen und Winden. In den Nebelwäldern leben viele sogenannt endemische Tier- und Pflanzenarten, die nur dort vorkommen. Beispielsweise in Peru kommen rund ein Drittel der 272 Säugetier-, Vogel- und Amphibienarten nur in Wolkenwäldern vor. In Ecuadors Wolkenwäldern mit ihrer Fläche von 17'000 km2 zählte man alleine rund 3400 Pflanzenarten, während man in den 70'000 km2 des tiefer gelegenen Amazonas-Regenwalds bislang auf “nur“ 3100 kam.

Schneebedeckter Nadelwald. jplenio, pixabay

Dichter Nebelwald in Vietnam. Quang Ngyuen, pixabay

Graslandschaften

Oberhalb der Baumgrenze erstrecken sich in den nördlich gemässigten Regionen weite Graslandschaften, Moore und Heidelandschaften — auch Bergtundra (Fjell) genannt. Das alpine Grasland reicht etwa 3000m hoch. Die artenreichen alpinen Wiesen und Zwergstrauchheiden sind Lebensraum zahlreicher hochspezialisierter Pflanzen und Tiere. Charakteristische Tier- und Pflanzenarten sind hier beispielsweise Gämse, Murmeltiere, Alpenschneehühner, Enzian und Edelweiss. Trotz der auf den ersten Blick kargen Vegetation verwandeln sich die Almen im Sommer in ein buntes Blumenmeer. Der Kampf um die Aufmerksamkeit der vergleichsweise wenigen Bestäuberinnen ist hier besonders ausgeprägt.

Bergtundra in Jämtland, Schweden. Johannes Andersson, Unsplash

Bunte Alpenwiese im Sommer. Ilona Ilyés, pixabay

Felswände, Gletscher, Schneefelder

Der Bereich oberhalb der 3000m wird als nivale Zone bezeichnet. In dieser Höhe steigen die Temperaturen in unseren Alpen auch im Sommer meist nur wenig über den Gefrierpunkt. Fels- und Schuttflächen mit nur minimalem Pflanzenbewuchs wechseln sich mit Gletschern und ewigen Schneefeldern ab. Mit zunehmender Höhe sinkt auch die Menge an fruchtbarem Boden, da dieser durch starke Erosionskräfte — verschlimmert durch die Steilheit des Geländes und tiefe Temperaturen — abgetragen wird. An vielen Stellen zeigt sich der nackte Fels, an den sich nur noch die genügsamsten Flechten, Moose und Sträucher klammern.

Die nivale Höhenstufe bietet aufgrund dieser äusserst spärlichen Vegetation nur eine sehr bescheidene Lebensgrundlage. Je nach geografischer Lage der Hochgebirge sind diese Wachstumsgrenzen allerdings sehr unterschiedlich. In äquatornahen Gebirgen zum Beispiel reichen schon die Waldgrenzen höher als bei uns die Grenze zur nivalen Höhenstufe. In unseren Breitengraden finden sich hier nur mehr wenige, hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten. Typisch für diesen Lebensraum sind Gämsen und Alpensteinböcke, die als geschickte Kletterer selbst an die zwischen Felswänden hervorwachsenden Büsche herankommen. Auch Schneehasen und Alpenschneehühner sind manchmal noch anzutreffen, und der Schneesperling kann hier sogar noch brüten. Wo es Beutetiere gibt, treiben sich auch Raubtiere herum. Greifvögel wie der Steinadler und anderswo auch Schneeleoparden können ebenfalls in diesen Höhen überleben.

Gletscher des Los Glaciares Nationalpark, Argentinien. Sean Thoman, Unsplash

Schafe auf den felsigen Klippen des Puig des Verger, Spanien. Max Priess, Unsplash


Quellen und weitere Informationen:
Planet Wissen: Lebensraum Hochgebirge
Birds online: Lebensräume - Gebirge und Tundra
Britannica: Mountain ecosystem

 

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