Löss ist ein extrem feines, hellgelbes Sediment, welches im trockenen Zustand bereits durch stärkere Winde abgetragen werden kann. Tatsächlich gelangte es so während und nach der letzten Eiszeit zu uns: Es wurde aus vegetationsarmen Gebieten ausgeblasen, mit dem Wind verfrachtet und als lockeres Sediment abgelagert. Solche Lössablagerungen können nur wenige Dezimeter bis zu mehrere Hundert Meter mächtig sein. Löss bedeckt etwa zehn Prozent der Erdoberfläche: Lössböden erstrecken sich in Eurasien von Frankreich über den Nordrand der mitteleuropäischen Mittelgebirge bis in die Ukraine und nach Asien. Die mächtigsten Lössdecken befinden sich in China — dort befindet sich das Lössplateau, welches sich über 640’000 Quadratkilometer über das Nordchinesische Tiefland zum Plateau der Inneren Mongolei bis ins Hochland von Tibet erstreckt. Der Gelbe Fluss hat seinen Namen von den Lösssedimenten, die er transportiert.
Weitere grosse Lössgebiete gibt es auch in Nordamerika und Argentinien. In der Schweiz findet man Lössböden vor allem im Norden um Basel, Baden und Schaffhausen.
Fruchtbar,…
Löss setzt sich hauptsächlich aus Schluff, Carbonaten, Tonmineralen und sehr feinkörnigem Quarzsand zusammen. Es ist so fruchtbar, dass es als Ausgangssubstrat für den landwirtschaftlichen Ackerbau unabdingbar ist. Die extrem feine Korngrösse des Sediments erleichtert Pflanzen die Mineralstoffaufnahme und ermöglicht eine gute Durchwurzelung. Lössböden können zudem viel Wasser speichern, gewährleisten aber gleichzeitig eine ausreichende Belüftung der Pflanzenwurzeln in Zeiten eines Wasserüberschusses. Dies sind wichtige Eigenschaften für fruchtbare Böden in Gebieten, in denen sich Zeiten von extremen Niederschlägen mit langen Trockenperioden abwechseln. Auf Lössablagerungen entstehen höchst fruchtbare und gleichzeitig leicht zu bearbeitende Böden wie Schwarzerden oder Parabraunerden. Laut Schätzungen wächst weltweit etwa 80% des Getreides auf Löss.
Lössböden weisen eine grosse Anzahl an Luftröhren auf. Stefan Lefnaer
…aber fragil
Demgegenüber kann das feine Lössmaterial sehr leicht durch Wind oder Wasser abgetragen werden, wenn eine schützende Vegetationsschicht fehlt. Besonders in Hanglage ist der Lössboden deshalb erosionsgefährdet. Nebst der natürlichen Erosion ist der Lössboden durch die landwirtschaftliche Nutzung stark beansprucht: Insbesondere das Pflügen zerstört das Bodengefüge massgeblich, wodurch die Lössschichten noch anfälliger sind für die Erosion. Schwere landwirtschaftliche Apparaturen verdichten zudem den Lössboden, sodass er Wasser weniger gut aufnehmen kann.
Löss ist sehr erosionsanfällig, besonders wenn er freigelegt ist. Przemysław Mroczek
Multifunktionaler Boden
Die Bodenfruchtbarkeit für die Nahrungsmittelproduktion macht lediglich einen Teil der wichtigen Funktionen von Böden aus. Neben der Produktionsfunktion erfüllen Böden noch weitere für Mensch und Umwelt wichtige Leistungen: Sie bieten Lebensräume für Bodenorganismen und Pflanzen und erhalten so die Artenvielfalt, regulieren durch Speichern und Umwandeln Wasser-, Stoff- und Energiekreisläufe, produzieren Biomasse wie Nahrungsmittel und Rohstoffe wie Holz, dienen als Baugrund, enthalten Rohstoffe, Wasser und geothermische Energie, und bewahren zuletzt wichtige Informationen der Natur- und Kulturgeschichte unseres Planeten. Sie zu schützen und zu erhalten ist eine der grossen Zukunftsherausforderungen der Menschheit.
weitere Informationen:
BGS: Boden des Jahres 2021
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