Mehr als 400 Schweizer Vogelarten hat die Vogelwarte in ihrem Verzeichnis — doch 30 davon sind stark gefährdet. Menschliche Einflüsse bedrohen mehr und mehr Arten: Sie verlieren ihre Lebensräume und Nahrungsquellen durch die Ausweitung von Siedlungsgebieten, verunfallen an vom Mensch erbauten Infrastrukturen (Glasscheiben, Stromleitungen) oder werden Opfer von Haustieren wie Katzen.
Stunde der Gartenvögel
Die Aktion „Stunde der Gartenvögel“, welche jedes Jahr von BirdLife Schweiz lanciert wird, soll die Bevölkerung für den Vogelschutz im Siedlungsraum sensibilisieren. Wir sind aufgerufen, während einer Stunde vor das Haus, auf den Balkon oder in einen Park zu sitzen und die Vögel zu beobachten. Die unterschiedlichen Vogelarten und die Anzahl Vögel jeder Art melden wir anschliessend BirdLife Schweiz. Wer sich nicht zutraut, die beobachteten Vögel auch sicher zu erkennen, findet umfassende Hilfestellung bei BirdLife Schweiz und auf der Webseite der Vogelwarte Sempach.
Unsere Beobachtungen ergänzen die Daten der vergangenen Jahre und machen die allfälligen Entwicklungen sichtbar. So kann beispielsweise ermittelt werden, welche Vogelarten im Siedlungsraum wie häufig vorkommen und welche Zusammenhänge zwischen der Umgebungsgestaltung und der Anzahl Vögel und Vogelarten bestehen.
Mitmachen ist ganz einfach:
- Setzen Sie sich zwischen dem 5. und dem 9. Mai 2021 eine Stunde lang in den Garten, auf den Balkon, vor das Haus oder in einen nahen Park (aber nicht in den Wald) und beobachten Sie die Vögel. Als Zählhilfe bewährt sich der Aktionsflyer (PDF).
- Vermeiden Sie Doppelzählungen der gleichen Vögel. Notieren Sie dazu für jede Art die höchste Anzahl gleichzeitig beobachteter Individuen. Beispiel: Sieht man zweimal je einen Spatz und einmal drei Spatzen zusammen, kann man die letzteren drei Spatzen melden. Sieht man einmal ein Amselmännchen und einmal ein -weibchen, darf man jedoch beide aufschreiben.
- Melden Sie Ihre Beobachtungen danach mit dem Online-Meldeformular (wird anfangs Mai auf BirdLife Schweiz aufgeschaltet).
Naturnähe fördern
Je naturnaher ein Garten und eine Siedlungsumgebung gestaltet ist und je mehr einheimische Bäume, Sträucher und Blumenwiesen vorhanden sind, desto wohler fühlen sich unsere einheimischen Vögel. In sterilen Gärten mit exotischen Pflanzen, artenarmen Rasenflächen und pflegeleichtem Abstandsgrün halten sich nur wenige Vögel auf, da sie dort weder Nahrung noch Brutplätze finden.
Eine wichtige Rolle für Vögel und andere Lebewesen spielen einheimische Obstbäume. Darauf macht auch der Tag der Hochstamm-Obstbäume aufmerksam, der jährlich am 24. April begangen wird. Im Jahr 1951 zählten 14 Millionen Hochstämmer zum Schweizer Landschaftsbild; davon sind uns bis heute nur noch 2 Millionen übrig geblieben. Für ihren Erhalt setzen sich Hochstamm Suisse und BirdLife Schweiz besonders ein, denn diese Bäume liefern uns nicht nur Obst, sondern sind auch Lebensraum für seltene Vögel, Insekten und Fledermäuse. In der Schweiz leben 35 Brutvogelarten, die in Hochstamm-Obstgärten nisten, darunter auch 10 typische Obstgartenvögel wie der Steinkauz, Wiedehopf, Wendehals und Grünspecht.
Der Wiederanbau von Hochstamm-Obstbäumen soll unterstützt und gefördert werden. Jährlich thematisieren Exkursionen, Blueschtwanderungen, Marktstände, Obstgartenfeste und weitere Veranstaltungen die unbefriedigende aktuelle Situation. Diese mussten zwar aufgrund der anhaltenden Pandemie dieses Jahr abgesagt werden, aber dennoch können wir die Bestrebungen der beiden Organisationen unterstützen. Die Produkte des Labels «Hochstamm Suisse» stammen zu 100 Prozent aus Schweizer Hochstamm-Obstgärten. Mit jedem Hochstamm-Produkt tragen wir dazu bei, dass mit der Vielfalt im Obstgarten auch eine einzigartige Kulturlandschaft erhalten bleibt, die nicht nur uns, sondern auch zahlreichen Vögeln zugutekommt.
Quellen und weitere Informationen:
BirdLife Schweiz: Stunde der Gartenvögel
Broschüre zur Stunde der Gartenvögel 2021
Vogelwarte Sempach: Schweizer Vogelarten
Hochstamm Suisse: Aktion Hochstamm und Du 2021
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