Moore bilden durch die Ablagerung von Pflanzenresten und Wasser Torfböden aus, welche ausserordentlich viel CO2 speichern. Durch die Entwässerung für eine landwirtschaftliche Nutzung wird der Torfboden zersetzt und das langfristig gebundene Kohlenstoffdioxid wird frei. In Deutschland stammen rund 5% der landesweiten Treibhausgas-Emissionen aus solchen entwässerten Moorböden. Dies entspricht zwischen 20 und 50 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Hektar und Jahr. Je tiefer dabei der Wasserstand liegt, desto hoher sind die Emissionen. Durch eine Anhebung des Wasserstandes könnte ein Moor wiedervernässt und die Freigabe von CO2 reduziert werden. Die sogenannte Paludikultur, entwickelt an der Universität Greifswald, hat sich genau dies zum Ziel gesetzt.
Paludikultur
Als Paludikultur wird die land- und forstwirtschaftliche Nutzung von nassen und wiedervernässten Mooren bezeichnet. Ziel ist es, nur das organische Material zu nutzen, welches nicht für die Torfbildung notwendig ist. Somit bleibt der Torfboden dauerhaft erhalten oder wird sogar noch mächtiger. Die Paludikultur bietet mehrere Möglichkeiten für solch eine produktive Nutzung:
Kultivierung angepasster Pflanzenarten: Eine Möglichkeit ist das Anbauen und Verwerten von Pflanzenarten, welche unter nassen Bedingungen wachsen. Beispielsweise Schilf und Röhricht werden bereits heute in vielen Ländern für traditionelle Baustoffe verwendet. In der Schweiz und in Deutschland würde dies eine Anpassung der Agrarförderung mit neuen Konzepten, Nutzpflanzen und Techniken erfordern. Jedoch sind auch bei uns bereits viele Produkte im Einsatz, welche aus der stofflichen Nutzung der Paludikultur stammen: Dämmstoffe, Dachreet, Edelholzproduktionen, Biokunststoffe, Papier oder Verpackungen sowie Biokohle.
Nutzung als Brennstoff: Eine weitere Möglichkeit ist die Verwertung der Biomasse für energetische Zwecke. Die Biomasse aus Mooren hat meist eine hohe Effizienz bei der Verbrennung und ist daher gut geeignet für die Wärme- und Stromproduktion. Statt der direkten Verbrennung kann die Biomasse auch zu Biogas umgewandelt werden.
Torfersatz: Heute wird oft fossiler Torf für die Herstellung von Gartenbausubstraten verwendet. Dies trägt erheblich zur Zerstörung von Mooren bei. Die Paludikultur ermöglicht jedoch den Anbau von Torfmoos, welches als Ersatzprodukt verwendet werden kann. Torfmoos ähnelt in seinen Eigenschaften dem fossilen Torf. Da bei der Gewinnung jedoch nur die oberflächliche Biomasse geschnitten wird, ist ein schnelles Nachwachsen des Torfmooses garantiert und die Moore bleiben geschützt.
Ob als Dämmstoff, Torfersatz oder zur Erzeugung von Strom – in all diesen Paludikultur-Produkten steckt Klimaschutz: Der CO2-Ausstoss wird reduziert, fossiler Rohstoff eingespart, die Biodiversität gefördert und die weiteren Ökosystemdienstleistungen von Mooren bleiben sichergestellt. Bisher starteten jedoch nur einige wenige Pilotprojekte, welche die Paludikultur konsequent anwenden. Die Investitionskosten für die Nutzung eines nassen Moores werden bisher durch die Biomasse-Erlöse noch nicht gedeckt – oder zumindest nicht monetär.
Quellen und weitere Informationen:
Moorwissen: Paludikultur - Land- und Forstwirtschaft auf wiedervernässten Mooren
Bafu: Zustand und Entwicklung der Moore in der Schweiz
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