Intensive Landwirtschaft nimmt zu – wertvolle Alpweiden verkümmern

30 Mai 2012

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft werden Kühe, Ziegen und Schafe zunehmend seltener auf steile Alpweiden aufgetrieben. Da die Landwirte deshalb oft keine Sömmerung mehr betreiben, verbuschen ökologisch wertvolle Weiden. 

Noch vor 30 Jahren trieben die Landwirte 20% mehr Tiere auf die Weiden, doch mit der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft im Talgebiet lohnt sich die Sömmerung oft nicht mehr. Dadurch gehen in den Hochlagen jährlich rund 2'000 Hektaren Fläche verloren. Seit 1982 sind rund 3'000 Alpen aufgegeben worden. Das hat zur Folge, dass die Alpweiden vernachlässigt werden, verbuschen und Wald nachwächst. Auch für seltene Pflanzenarten wie Orchideen und Enziane stellt die Verbuschung eine Bedrohung dar.

Importiertes Kraftfutter erlaubt es den Landwirten, mehr Tiere zu halten, als der einheimische Boden ernähren könnte. Die eiweissreichen Sojabohnen aus dem Ausland sind in der Tierfütterung besonders beliebt, denn das Kraftfutter verkürzt die Mast und ermöglicht eine grössere Tierhaltung ohne zusätzliches Land. Die ökologischen Folgen der intensiven Landwirtschaft sind verheerend; die Nährstoffe aus dem Ausland sind hier im Übermass vorhanden und überdüngen die Böden. Anderswo fehlen die exportierten Nährstoffe jedoch und die intensive Bodenausnutzung birgt fatale, längerfristige Folgen. Für den Anbau von Soja in Brasilien muss zudem vermehrt Regenwald weichen.

Obwohl in der Schweiz beispielsweise der Milchkuhbestand in den letzten 30 Jahren um einen Drittel reduziert wurde, stieg die Milchproduktion um 10% an. Einen ähnlichen Trend zeigt derzeit auch die Hühnerhaltung. Im Jahr 2000 hielten 20'000 Betriebe im Schnitt 328 Hühner. 2010 hingegen waren es noch gut 13'000 Betriebe; die Anzahl Hühner stieg jedoch auf 663 pro Betrieb!

Mit Direktzahlungen an die Bauern soll eine effiziente und naturnahe Landwirtschaft betrieben werden und das Wohlbefinden der Tiere mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Die unausgewogene Landwirtschaft liess auch beim Schweizer Tierschutz die Alarmglocken schlagen. Dieser will mit einem Massnahmenplan die Freilandhaltung fördern. Mit Direktzahlungen an die Bauern soll eine effiziente und naturnahe Landwirtschaft betrieben werden und das Wohlbefinden der Tiere mehr Aufmerksamkeit erhalten. Dazu gehören konsequente Kontrollen und Förderbeiträge für tierfreundliche Ställe und regelmässigen Auslauf im Freien. Auch die Weidehaltung von Wiederkäuern sollte verstärkt betrieben werden, denn laut dem STS sind Gras, Heu, Emd und Grassilage nicht nur ökologisch sinnvolleres Futter, sondern aufgrund des höheren CLA- und Omega-3-Fettsäurengehalt auch gesünder. Damit könnte die Sömmerung wieder mehr Bedeutung gewinnen. Gemäss dem Massnahmenplan, der vor der Beratung der Agrarpolitik 2014-2017 eingereicht wurde, sollen Schafe auf der Sömmerung mehr Schutz erhalten und nicht sich selbst überlassen sein.

Ein interessanter Lösungsansatz gegen die Verbuschung und für die Erhaltung der Artenvielfalt bietet auch der vermehrte Einsatz von Eseln auf schwer zugänglichen Wiesen. Diese fressen die saftige Rinde von Gehölzen, wobei die unerwünschten Sträucher und Büsche absterben. Seltene Pflanzenarten bleiben verschont, da sie bittere Stoffe enthalten und so von den Eseln gemieden werden. Ein erstes Projekt auf einer Trockenwiese in Vercorin im Wallis findet bereits statt und wirkt sich sehr positiv auf das Ökosystem aus. Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass die Biodiversität bereits wieder zunimmt. Bei den Schmetterlingen – als Bioindikatoren – konnten fast 80 verschiedene Tagfalterarten registriert werden.

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