Um natürliche Lebensräume zu erhalten und bedrohte Arten umfassend zu schützen, reicht es nicht aus, sich auf Regionen innerhalb von Landesgrenzen zu beschränken. Bestimmte Biotope und Arten sind vielleicht in der Schweiz nicht besonders gefährdet, können aber in ganz Europa vom Aussterben bedroht sein. Jedes Land hat somit eine Verantwortung vor der internationalen Gemeinschaft, die seltene heimische Flora und Fauna zu schützen. Von diesem Gedanken geht die Berner Konvention, ein völkerrechtlicher Vertrag des Europarates von 1979 über den Schutz europäischer wildlebender Tiere und Pflanzen aus. Auf der Basis der Konvention wurde vom Europarat ein europaweites Smaragd-Netzwerk gegründet, welches zum Ziel hat, gefährdete Regionen zu identifizieren und unter Schutz zu stellen.
In der Schweiz haben Umweltorganisationen wie der WWF und die SVS Bird Life in den letzten Jahren weit über hundert schützenswerte Regionen bezeichnet und dem Bund vorgeschlagen. Schliesslich wurde nun eine Auswahl von 37 Schutzgebieten offiziell anerkannt. Friedrich Wulf von Pro Natura befürwortet diesen ersten Schritt, betont aber, dass es unbedingt noch weitere Schutzflächen braucht. „Das Smaragd-Netzwerk muss letztlich genügend Flächen für alle schützenswerte Arten und Habitate aufweisen, damit diese langfristig in einem guten Zustand erhalten bleiben“, fordert Wulf.
In der Schweiz ist knapp die Hälfte der heimischen Flora und Fauna vom Aussterben bedroht.
Die Schweiz beherbergt rund 43 Smaragd-Lebensräume und rund 140 Smaragd-Arten. Als Land mit dem grössten Anteil am Alpenraum verfügt das Land über einen besonders vielfältigen und einzigartigen Artenreichtum und trägt somit eine besondere Verantwortung. Wie Statistiken des Bundes zeigen, steht es aber aktuell nicht gut um unsere Biodiversität. In den letzten 150 Jahren sind rund 220 von über 55'000 Arten ausgestorben. Dies klingt nach wenig, jedoch gehören unsere Roten Listen der gefährdeten Arten zu den längsten in Europa. Knapp die Hälfte der heimischen Flora und Fauna ist vom Aussterben bedroht. Vielerorts ist die Gefährdung auf den Verlust natürlicher Lebensräume zurückzuführen. Beispielsweise sind laut Pro Natura 90 Prozent der ursprünglichen Auenwälder entlang von Flüssen und Bächen, sowie knapp die Hälfte aller blumenreichen Trockenwiesen bereits verschwunden.
Ziel der internationalen Biodiversitäts-Konvention ist es, bis 2020 eine vernetzte Fläche von 17% jedes Landes zum Schutzgebiet zu erklären. Zum jetzigen Zeitpunkt sind in der Schweiz deutlich unter 10% der Fläche konsequent und umfassend geschützt. Wenn die Biodiversitäts-Ziele wirklich erreicht werden wollen, müssen zu den 37 Smaragd-Gebieten schnellstmöglich weitere gefährdete Lebensräume hinzukommen.
Interessante Links:
Biodiversitäts-Konvention (En)
Berner Konvention (1979)
Europarat: Samaragd-Netzwerk (En)
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