Aus Plastik wird Öl: Müllproblem gelöst?

29 Aug 2013

Plastik wird für viele Produkte verwendet, die nach (kurzem) Gebrauch weggeworfen werden. Herkömmliches Plastik ist nur schwer abbaubar und verursacht deshalb enorme Umweltprobleme. Nun hat eine Schweizer Firma ein Verfahren entwickelt und zur Marktreife gebracht, mit dem sich Plastikabfälle in Öl umwandeln lassen.

Die weltweite jährliche Plastikproduktion beträgt etwa 225 Millionen Tonnen. Gemäss Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen landen davon mehr als sechs Millionen Tonnen in den Ozeanen. Die Plastikteile sammeln sich in den Strömungswirbeln der Ozeane an, es entstehen sogenannte „Garbage Patches“. Das sind nahezu geschlossene Müllteppiche, die teilweise die Grösse von Mitteleuropa erreichen. Wird der Müll von Meerestieren gefressen, sterben sie an Magenverletzungen oder verhungern mit Mägen voller Plastik. Beim sehr langsamen Zersetzungsprozess des Plastiks werden zudem gefährliche Chemikalien wie Bisphenol A, Phatalate oder Styrolverbindungen freigesetzt, die sich in der Nahrungskette anreichern und das Erbgut und den Hormonhaushalt mariner Lebewesen beeinflussen können.

"Jedes Jahr verenden allein über eine Million Seevögel und 100‘000 Meeressäuger qualvoll durch Plastik."

Greenpeace Schweiz


Plastik wird durch die Polymerisation von Erdöl gewonnen. Die Schweizer Firma Diesoil hat ein Verfahren entwickelt, diese chemische Reaktion umzukehren. Sie ist in der Lage, aus einer Tonne Plastikabfällen 850 Liter Öl zu produzieren. In Sihlbrugg im Kanton Zug steht die weltweit erste grosstechnische Verölungsanlage. Das angewandte Verfahren ist relativ einfach: Zuerst werden die Plastikabfälle gesäubert, verkleinert und von Fremdmaterial getrennt. Danach werden sie in Schmelztanks erhitzt, wobei sich die Plastikmoleküle aufspalten und Gase entstehen. In einem Kondensator verdichten sich die Gase zu Öl. Nicht kondensierbare Gase werden verbrannt und liefern die Energie der vollautomatischen Anlage. Als Endprodukt entsteht Öl, das als Heizöl, Bootstreibstoff oder in Generatoren zur Stromerzeugung verwendet werden kann. Das Öl könnte auch zu Benzin raffiniert werden, was jedoch nach Schweizer Recht verboten ist.

Auch kommerziell ist das Verfahren interessant: „Uns geht es nicht nur um den Umweltschutz. Wir wollen mit der Technologie vor allem auch Geld verdienen“, sagte Diesoil-Verwaltungsrat Laurent Helfrich der Zeitung Bund. Den Herstellungskosten von 27 Eurocents pro Liter Öl steht ein Verkaufspreis von 72 Eurocents gegenüber.

Diese Technologie ist möglicherweise auch im Kampf gegen die Vermüllung der Ozeane hilfreich. Ein Schiff könnte mit einer Verölungsanlage ausgestattet werden und damit die „Garbage Patches“ ansteuern. Mit dieser Technik an Bord könnte es seinen eigenen Treibstoffbedarf decken und als „mobile Tankstelle“ andere Schiffe mit Treibstoff versorgen. Arbeit gibt es genug: Ein holländischer Jungforscher hat berechnet, dass mehr als sieben Millionen Tonnen Plastik aus dem Meer gefischt werden könnten! Hoffentlich wird Plastikmüll in Zukunft zu wertvoll, um achtlos weggeworfen oder in Kehrichtverbrennungsanlagen verbrannt zu werden.

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