Seit dem Jahr 2010 ist der Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser und zu sanitären Einrichtungen von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt. Gleichzeitig wird die Wasserversorgung zunehmend privatisiert, was die Versorgung erschwert. Denn dann stehen nicht mehr die Bedürfnisse der Bevölkerung im Zentrum, sondern geschäftliche Interessen. Tätig im Geschäft mit dem Wasser sind vor allem multinationale Konzerne wie Coca Cola, Veolia oder Nestlé.
Mit Pure Life verzeichnet Nestlé eine Erfolgsgeschichte. Seit elf Jahren verkauft Nestlé unter dieser Marke in Plastikflaschen abgefülltes Grundwasser, das künstlich mit Mineralien angereichert wird. Der Profit ist beachtlich: Eine Tankladung Wasser koste den Konzern etwa 10 Dollar. Damit könnten dann 50'000 Dollar umgesetzt werden, wie im Dokumentarfilm Bottled Life – die Wahrheit über Nestlé's Geschäft mit dem Wasser berichtet wird. Nestlés VR-Präsident Peter Brabeck feiert sich dabei gern als globalen Wasserbotschafter, der vielen Menschen den Zugang zu sauberem Wasser überhaupt erst ermöglicht.
"Nestlé ist ein Raubtier auf der Suche nach dem letzten sauberen Wasser dieser Erde."
UN-Wasserberaterin Maude Barlow
In Wahrheit sei jedoch oft das Gegenteil der Fall, meinen die Macher von Bottled Life. Gerade in ärmeren Ländern, wie unter anderem Pakistan, werde für das Flaschenwasser das ohnehin knappe Grundwasser abgepumpt. Geschaffen wird ein Produkt für mittlere und obere Einkommensschichten, während der Preis für eine Flasche Pure Life das Tageseinkommen der meisten Menschen in Pakistan übersteigt. In Ländern, wo ohnehin sauberes Trinkwasser aus den Hähnen fliesst, scheint der Verkauf von Flaschenwasser dagegen absurd: Obwohl es In New York einwandfreies Trinkwasser gibt, wird das teure Poland Spring Water aus dem Bundesstaat Maine angekarrt. Dies, obwohl die ursprüngliche Poland-Spring-Quelle durch die Aktivitäten von Nestlé längst versiegt ist und die Umwelt leidet. Fazit: Die Menschen, die das saubere Flaschenwasser tatsächlich brauchen könnten, können es sich nicht leisten; diejenigen die es sich leisten könnten, brauchen es nicht.
Man mag sich fragen, ob es nicht auch Vorteile mit sich bringt, wenn Wasser etwas kostet. Bestimmt würden wir dann sparsamer und rücksichtsvoller mit dem wertvollen Nass umgehen. Auch UN-Wasserberaterin Maude Barlow findet es nicht per se eine schlechte Idee, Wasser mit einem Preis zu versehen. Wichtig sei jedoch, dass die Wasserversorgung von einem öffentlichen Gemeinwesen kontrolliert werde und nicht von profitorientierten Privatunternehmen.
Diese Meinung teilen auch die Unterzeichner der knapp 2 Millionen Unterschriften, die europaweit gegen die Privatisierung des Wassers gesammelt wurden. Im letzten Jahr übergaben die Aktivisten der Petition „Right2Water" die gesammelten Unterschriften den nationalen Behörden der EU-Mitgliedsstaaten. Damit soll erreicht werden, dass die EU das Wasser in europäischen Ländern nicht privatisieren darf. Die Gegner der Wasserprivatisierung befürchten, dass insbesondere von der Schuldenkrise gebeutelte Länder dazu überredet werden, ihre Wasserversorgung zu verkaufen. Als Reaktion auf die Petition intensivierten die Konzerne ihr Lobbying.
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