Wie das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) im Grundlagenbericht Rohstoffe schreibt, liegt „der Grund für die bedeutende Stellung der Schweiz im weltweiten Rohstoffhandel in der langen Tradition dieses Sektors hierzulande und dem für Unternehmen aller Sektoren günstigen Umfeld. Dieses zeichnet sich ebenso durch stabile und vorhersagbare politische, ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen aus wie durch eine konkurrenzfähige Unternehmensbesteuerung und eine unternehmerfreundliche Regulierung." Eine nachhaltige Entwicklung des Rohstoffsektors in der Schweiz verlangt aber auch, dass sich die beteiligten Akteure der besonderen Verantwortung in Bezug auf Menschenrechte und Umweltsituation in den rohstoffexportierenden Ländern stellen.
Die Schweiz ist für einzelne Rohstoffe – wie beispielsweise Rohöl – der weltweit grösste Handelsplatz.
Grundlagenbericht Rohstoffe, EDA
Wie soll nun gewährleistet werden, dass Menschenrechte und der Schutz der Umwelt beim Abbau, Handel, Transport und der Verarbeitung von Rohstoffen respektiert werden? Mit einem von Glencore produzierten Dokumentarfilm wurde in das 19. Lifefair-Forum eingestimmt. Glencore hat dieses Jahr interessierte Schweizer Bürger und NGO-Vertreter nach Kolumbien eingeladen. Entstanden ist ein Film, der die gesellschaftliche Problematik beim Abbau von Kraftwerkkohle an verschiedenen Tagebaustandorten thematisiert – wenn auch nur ansatzweise. So werden kontroverse Umsiedlungsprojekte aufgezeigt und der damit einhergehende schwierige Prozess der Umsiedlung der betroffenen Bevölkerung beleuchtet. Das Ziel von Glencore ist es, dass sich die Lebenssituation der ansässigen Bevölkerung nach dem Bau der Mine, beziehungsweise nach der Umsiedlung, verbessert. Mittels Ausbildung, medizinischer Versorgung, verbesserter Wohnsituation, individueller Betreuung der Familien sowie Kauf und Hilfestellung beim Bewirtschaften von Ländereien möchte Glencore seine Konzernverantwortung wahrnehmen.
In den anschliessenden Erläuterungen betonte Michael Fahrbach, Head of Sustainability bei Glencore, die Wichtigkeit der Umsetzung von Standards, der Kontrolle und der Transparenz. Diese seien nötig, um im Konsens mit der Gesellschaft erfolgreich zu wirtschaften und sich nicht einem Reputationsrisiko auszusetzen.
Die Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards steht allerdings in einem Interessenkonflikt mit der Gewinnmaximierung der Unternehmen, da sie immer mit Kosten verbunden ist. Um den globalen Rohstoffhandel und –abbau mit Menschenrechten und Umweltschutz zu vereinbaren forderte deshalb Chantal Peyer, Teamleiterin „Ethisch Wirtschaften" bei Brot für Alle, eine Regulierung für sämtliche Unternehmen und in erster Linie Transparenz. Sie erklärte, dass im Rohstoffhandel – entscheidender als im Rohstoffabbau - die Menschenrechtspolitik oft nur wenig seriös sei und Transparenz fehle, da private im Gegensatz zu börsennotierten Unternehmen weniger Informationen publizieren. Die Gewährleistung der Sorgfaltspflicht und damit der Nachhaltigkeit sei wahrscheinlicher, wenn öffentlicher Druck vorhanden ist und ein Unternehmen mittels Berichten klar Stellung beziehen muss. In der Diskussion kam zur Sprache, dass nebst Kontrollorganen wie beispielsweise dem Bund oder der UNO auch der Konsument eine entscheidende Verantwortung trägt. So soll er sich zum Beispiel beim Kauf eines Eheringes über die Herkunft des Rohstoffes informieren und bereit sein, den höheren Preis zu zahlen, der einen fairen und nachhaltigen Abbau garantiert. Hiermit wird nicht zuletzt die Notwendigkeit von Bildung und Aufklärung unterstrichen.
Soviel steht fest: die gesellschaftlichen Herausforderungen, die sich durch den internationalen Rohstoffmarkt ergeben, sind zu komplex, als dass die Unternehmen sie alleine lösen könnten.
Es bleiben viele Fragen, zum Beispiel mit welchen konkreten Schritten langfristige Klimaziele erreicht oder Korruption in fragilen Staaten bekämpft werden sollen.
Weitere Informationen:
Lifefair – Die Plattform für Nachhaltigkeit (lifefair.ch)
Grundlagenbericht Rohstoffe, EDA 2013 (admin.ch)
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