NFP 61: Wasserressourcen unter steigendem Nutzungsdruck

Für neuen Wohnraum und zusätzliche Verkehrsinfrastruktur wird immer mehr Land überbaut, wodurch Flächenkonflikte um Wasser verstärkt werden Für neuen Wohnraum und zusätzliche Verkehrsinfrastruktur wird immer mehr Land überbaut, wodurch Flächenkonflikte um Wasser verstärkt werden

Entwicklungen wie das Wirtschafts- und Siedlungswachstum beeinflussen die Wasserressourcen in der Schweiz noch stärker als der Klimawandel. Dieser kann aber ungünstige Veränderungen weiter zuspitzen. Das Nationale Forschungsprogramm NFP 61 fordert deshalb eine langfristige Planung und sektorenübergreifende Zielsetzungen.

Neue Herausforderungen aufgrund geänderter Bedingungen

Grosse Anstrengungen wurden seit den 1960er- und 1970er-Jahren unternommen, um die damals bedenklich abnehmende Qualität der Gewässer wieder zu verbessern. Verschiedene Massnahmen haben dazu beigetragen, dass die Erholung der Gewässer auf einem guten Weg ist.

Doch die Welt steht nicht still: Aufgrund von sich wandelnden Rahmenbedingungen ist die Wasserwirtschaft mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Zu Beginn des Nationalen Forschungsprogramms NFP 61 war der Einfluss des Klimawandels das dominante Thema. Doch mit dem Fortschreiten des Projektes rückten andere Faktoren in den Vordergrund, welche offenbar - zumindest im dicht besiedelten und intensiv genutzten Mittelland - die Wasserressourcen noch stärker beeinflussen. Zu diesen Faktoren zählt primär der Siedlungsdruck.

Durchschnittlich hat die Siedlungsfläche in der Schweiz in den letzten 12 Jahren täglich um knapp 6 Hektaren zugenommen. Gesamtsynthese, NFP 61

Für neuen Wohnraum und zusätzliche Verkehrsinfrastruktur wird immer mehr Land überbaut, wodurch Flächenkonflikte um Wasser verstärkt werden. Das Problem dabei ist, dass viele der siedlungsbaulich interessanten Gebiete über wichtigen Grundwasserleitern liegen. Die Bautätigkeit in solchen Gebieten kollidiert häufig mit dem Grundwasserschutz. Langfristig ergeben sich hier Nutzungskonflikte, denn über 80 Prozent des Schweizer Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser.

Weiteres Konfliktpotential besteht, da in den stark beanspruchten Gebieten teilweise noch neue Nutzungen hinzukommen. Das gilt zum Beispiel für den derzeit stark expandierenden Bereich der thermischen Wassernutzung oder die potenzielle Einführung von Fracking oder Tiefengeothermie. Die Wärmegewinnung oder die Kühlung mit Grundwasser werden stark zunehmen und in Konkurrenz zur Trinkwassergewinnung treten. Heute wird die thermische Nutzung von Grundwasser vielfach bewilligt, ohne nachzuprüfen, wie diese sich auf andere Wassernutzungen oder auf die Ökologie auswirkt. Das NFP 61 empfiehlt daher, das Thema Wasser stärker in andere Bereiche wie in die Energiepolitik oder die Raumplanung einzubeziehen.

Mangelnde Restwassermengen als Problem

Wasser wird in der Schweiz intensiv genutzt und bewirtschaftet. An erster Stelle steht die Wasserkraft, welche die Wasserressourcen zur Gewinnung von Strom in hohem Mass fasst, turbiniert und in unregelmässiger Menge in die Fliessgewässer zurückleitet. Daraus resultieren vor allem im Berggebiet ökologische Beeinträchtigungen der Gewässer durch mangelnde Restwassermengen. Des Weiteren verbraucht die landwirtschaftliche Bewässerung in gewissen Regionen erhebliche Wassermengen. Die Entnahmen sind vor allem für kleine und mittlere Fliessgewässer in den Voralpen und im Mittelland bedenklich. Ohne Anpassungen beim Wassermanagement und bei der Landnutzung wird dort das Wasser über kurz oder lang knapp werden – auch ohne Klimawandel.

Wasserqualität wird durch Nutzung beeinflusst

Die chemische, physikalische und biologische Beschaffenheit des Wassers bestimmt, für welche Nutzungen es zur Verfügung steht und wie es sich auf die aquatischen Ökosysteme auswirkt. Chemische und biologische Beeinträchtigungen der Wasserqualität ergeben sich als Nebeneffekte anderer Nutzungen. Physikalische Veränderungen können direkt beabsichtigt sein, wenn Wärme gezielt dem Wasser zugeführt oder entzogen wird. Konflikte ergeben sich, wenn die Wasserqualität durch eine bestimmte Verwendung beeinträchtigt wird und deshalb den Anforderungen einer anderen Nutzung nicht mehr genügt.

In vielfacher Hinsicht haben sich die Bemühungen der Vergangenheit zur Verbesserung der Wasserqualität äusserst positiv ausgewirkt. Dennoch werden Nähr- und Schadstoffe teilweise in unerwünscht hohen Konzentrationen in Gewässern nachgewiesen. Als gezielte Gegenmassnahme werden in näherer Zukunft rund 100 Kläranlagen technisch weiter ausgebaut, um organische Mikroverunreinigungen in wesentlich höherem Mass aus dem Abwasser zu eliminieren als bisher. Diese Massnahmen decken aber nicht alle Problemfelder ab. Handlungsbedarf besteht im Bereich der diffusen Stoffeinträge aus Landwirtschaft und Siedlung (Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle usw.).  aber auch von industriellen Einleitern.

Nationale Wasserstrategie nötig

Wir wissen immer noch erstaunlich wenig über die Wasserressourcen und deren Nutzung. Wie viel Wasser beansprucht die Bewässerung von Agrarflächen oder Golfplätzen, wie viel die Beschneiung von Skipisten? Viele Daten sind nicht öffentlich oder die Kantone und Gemeinden erheben sie gar nicht. Solche elementaren Informationen sind aber unverzichtbar, will man die Wasserversorgung auf lange Sicht planen. Ein wichtiges Fazit des NFP 61 ist, dass die verschiedenen Nutzungen ganzheitlich betrachtet werden und die Lösungen aufgrund der heterogenen Schweizer Verhältnisse an die jeweilige Situation vor Ort angepasst sein müssen.

Weitere Informationen:
NFP 61
NFP 61: Gesamtsynthese

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