Mit Recycling zum Hausbau

22 Mär 2016
Earthship in Brighton, UK Earthship in Brighton, UK

Ökologischer Hausbau erlangt zunehmend breitere Bekanntheit. Holz und Lehm werden als Baustoffe immer beliebter und finden häufiger Verwendung. Doch auch aus Abfall lässt sich ein Haus bauen. Ein sogenanntes Earthship wird zurzeit nahe der schweizerischen Grenze in Süddeutschland gebaut. 

Zwischen Stuttgart und Nürnberg erstreckt sich im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs das weitläufige Land rund um Schloss Tempelhof. Die Häuseransammlung beherbergt rund 150 Menschen, die zusammen als Lebensgemeinschaft ein nachhaltiges und selbstbestimmtes Leben anstreben. Verstreut wohnen Familien und Einzelpersonen in den Häusern und Bauwagen. Bald schon sollen knapp 30 Personen ein neues Zuhause in einem Earthship finden.

Für den Bau des 155-Quadratmeter-Hauses reiste sogar Earthship – Erfinder Michael Reynolds an. Der Baupionier entwickelte in den 70er-Jahren Häuser, welche nur durch passive solare Wärmegewinne und deren Speicherung in der Baumasse geheizt werden. Die Hauskonstruktion ermöglicht eine natürliche Luftzirkulation, ohne aufwändige Kühlsysteme. Bioarchitekt Reynolds konzipiert Earthships weitgehend aus natürlichen und recycelten Baustoffen. Hinsichtlich Wärme, elektrischer Energie, Wasser und Abwasser kommen sie völlig autark aus.

Besonderes Merkmal ist die Verwendung von Zivilisationsabfällen als Baumaterial. So sind die geschlossenen Nord-, Ost- und Westwände fast immer aus gebrauchten Autoreifen aufgebaut. Diese werden mit Erde gefüllt und mit kräftigen Hammerschlägen verdichtet. Mit diesen `Steinen` stapeln die Arbeiter vom Tempelhof aus 900 Stück eine meterdicke Rückwand, welche durch ihre meist mehrere Tonnen schwere Masse als thermischer Speicher funktioniert. Die sonnenzugewandte Südfassade ist dagegen fast vollständig verglast, sodass die hier entstehenden solaren Wärmegewinne in den massiven Bauteilen über Tage und Wochen gespeichert werden. Eine klassische Heizung wird daher nicht benötigt.

Zur Selbstversorgung mit Wasser wird auf der Dachfläche Regenwasser gesammelt und in Zisternen gespeichert. Durch ein ausgeklügeltes Verbrauchssystem kann jeder Tropfen Wasser bis zu vier Mal verwendet werden. Selbst in ariden Gebieten mit geringen jährlichen Niederschlagsmengen können die Earthships versorgt werden. Das gesammelte Wasser wird gefiltert und dient als Trink- oder Spülwasser. Anschliessend wird es zu Pflanzenbeeten geleitet, die sich im Haus befinden. Die Pflanzenerde säubert das Wasser, worauf es wiederum als Toilettenspülung benutzt und schließlich über eine Klärgrube in ein neben dem Haus befindliches Pflanzbeet geleitet wird , wo letzte Verunreinigungen durch die Pflanzen herausgefiltert werden.

Die künftigen Bewohner des Earthships im Tempelhof müssen vorerst zwar auf die eigene Wasserversorgung verzichten, doch wollen sie die Behörden mit Messergebnissen überzeugen. Denn Regenwasser trinken und Abwasser reinigen ist in Deutschland verboten, die Ämter reden mit. Mit dem Bau wollen die Bewohner des Tempelhofes die Earthships in Europa etablieren. Vorerst gibt es europaweit kaum welche zu begutachten, noch stehen die meisten in den U.S.A. Das wird sich wohl ändern! 

Weitere Informationen:Earthship Biotecture

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail redaktion@umweltnetz-schweiz.ch

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.