Der Winter ist hier, der Schnee jedoch nicht. Das hält viele allerdings nicht davon ab, trotzdem die Ski aus dem Keller zu holen und in die Berge zu fahren. Doch was für Folgen hat dies für die Umwelt?
Der Preis des Schnees
Zu Recht fragt Bruno Abegg, Professor an der Universität Innsbruck: „Darf der Mensch Frau Holle ins Handwerk pfuschen?“. Denn die künstliche Beschneiung kostet viel Energie, Wasser und Geld.
Energie: Eine Schneekanone benötigt bis zu 25 Kilowattstunden, eine Lanze nur noch 1.5-4.5 Kilowattstunden und Nessy Zero, eine Schneelanze der Firma Bächler Top Track AG, kommt ganz ohne Strom aus. Sie braucht nur Wasser, das von einem mindestens 200 Meter höher gelegenen Speicher abfliesst. Das sind gute Neuigkeiten hinsichtlich des Energieverbrauches. Momentan werden schweizweit allerdings ungefähr 60 Millionen Kilowattstunden für diese Zwecke verbraucht.
Wasser: Um die 92km2 Pistenfläche (entspricht 12‘600 Fussballfelder) zu beschneien, benötigt es nicht nur Energie, sondern auch rund 18 Millionen Kubikmeter Wasser. Damit könnten 140‘000 Haushalte ein ganzes Jahr lang versorgt werden. Alpenweit wird so viel Wasser verbraucht, dass damit der dreifache Bedarf der Millionenstadt München abgedeckt wäre.
Geld: Nicht nur die rund 15‘000 Schneekanonen und Lanzen, die jetzt schon im Einsatz sind, kosten eine Menge Geld: Bis zu einer Million Schweizerfranken an jährlichen Unterhaltskosten müssen pro künstlich beschneitem Pistenkilometer gerechnet werden, so Mountain Wilderness. Auch Kantone und Bund werden dabei zur Kasse gebeten.
Auswirkung auf Umwelt
Angenommen es würde nur noch mit Lanzen, die keinen Strom brauchen, beschneit: Irgendwo muss das Wasser dennoch gespeichert oder hochgepumpt und Leitungen verlegt werden. Das sind alles Eingriffe in die Natur, die mehrere Folgen haben. Durch die schweren Maschineneingriffe zum Speichersee- und Leitungsbau sowie den Betrieb der künstlichen Beschneiung, der mit Lärm und Lichtemissionen verbunden ist, wird der Lebensraum von Tier und Pflanze stark verändert. Die Biodiversität sinkt, die Erosionsgefahr steigt.
„Während noch vor einigen Jahren vor allem der Energie- und Wasserverbrauch der künstlichen Beschneiung im Vordergrund stand, liegt heute der Fokus immer stärker auf den teils gravierenden landschaftlichen Eingriffen, die mit der künstlichen Beschneiung verbunden sind.“Bruno Abegg Professor für Humangeographie und Mensch-Umwelt-Forschung am Institut für Geographie der Universität Innsbruck.
Ebenso hängt mit dem Eingriff in den Wasserhaushalt die Erosion zusammen. Eine Kunstschneedecke enthält doppelt so viel Wasser wie eine natürliche. Auch dies ist mit einer erhöhten Erdrutschgefahr und einer problematischen Wasserversorgung gewisser Regionen verbunden.
Alternativ-Programm
Wem die Kosten also zu hoch sind, um Skifahren zu gehen, sei es für sich oder die Natur, der hat Alternativen. Bei schlechtem Wetter bieten die über 500 Museen der Schweiz für alle etwas an. Da der eisige Wind meistens ausbleibt, bietet sich die Gelegenheit, eine Schweizerstadt ohne den sommerlichen Touristenstrom zu erkunden. Wen es trotzdem in die Berge lockt, die kann anstelle einer Schneeschuhtour auch einfach eine Winterwanderung unternehmen oder sich aufs Mountainbike setzten. Après-Ski kann ja trotzdem gemacht werden.
Und warum nicht einfach mal mit einer Tasse Tee und dem Buch, das man auf Weihnachten geschenkt bekommen hat, die Ruhe nach den ganzen Familienfesten geniessen?
Weiterführende Informationen/Quellen
Pronatura
Mountain Wilderness
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