Die Diskussion über die Privatisierung des Wassers ist schon länger im Gange. Immer wieder werden dabei Vorwürfe gegen den weltweit grössten Nahrungsmittelkonzern und Wasserabfüller aus der Schweiz laut. Nestlé gehört nicht nur die Weltmarke Pure Life, sondern auch weitere Wassermarken wie S.Pellegrino und Perrier.
Vorwürfe gegen Nestlé
Wir haben schon mehrmals darüber berichtet: Der Schweizer Konzern pumpt ärmeren Ländern wie Pakistan das Grundwasser ab und verkauft es danach mit Mineralien angereichert zurück an die Bevölkerung. Sie selbst stellen sich gerne als Wasserbotschafter dar, die den Zugang zu sauberem Trinkwasser sicherstellen. In Wahrheit, so der Film ‚Bottled Life‘, können sich die unteren Bevölkerungsschichten aber nicht einmal eine Flasche Pure Life pro Tag leisten, da dies ihr Einkommen bereits übersteigt.
Wie sieht es heute aus?
Die Webseite von ‚Bottled Life‘ berichtet, dass die Vorwürfe an Nestlé weiterhin bestehen. Nur ein einziges pakistanisches Dorf, welches im Film gezeigt werde, habe unterdessen eine Wasserstation für die Bevölkerung erhalten, die allerdings nicht immer fehlerfrei laufe.
Nestlé ist weiterhin auf der Suche nach Quellen, um das Geschäft zusätzlich zu vergrössern. Vor allem in den USA gibt es seit längerem Auseinandersetzungen: Letzten Juli hat der Grosskonzern beispielsweise im Städtchen Waitsfield in Washington einen klammheimlichen Deal mit dem Bürgermeister gemacht: Die Bevölkerung wurde am Tag der Vorarbeiten mit einem Communique informiert, dass Nestlé eine 50-Millionen-Dollar-Flaschenwasserfabrik bauen wird.
Ein anderes Beispiel aus Kanada: Die Tochtergesellschaft Nestlés pumpte in der Ortschaft Hope 265 Millionen Liter Wasser aus dem Boden, für gerade mal knappe 600 Dollar. Auf eine Million Liter Wasser heruntergerechnet, sind das noch etwas über 2 Dollar. Kanadier zahlen mehr für eine einzige Flasche Wasser!
Maurizio Patarnello wird neuer Chef von Nestlé Waters
Seit Januar 2017 wird Nestlé Waters vom Italiener Maurizio Patarnello regiert. Er ist klar auf Wachstum und Umsatzsteigerung aus. Obwohl Wasser momentan nur 12.4 Prozent des Gewinns ausmacht, verspricht dieses Geschäft, in der Zukunft immer lukrativer zu werden. Denn das blaue Gold wird immer knapper.
Die PET-Problematik
Als wäre das nicht schon genug, kommt die Problematik der PET-Flaschen hinzu. Wenn das Wasser direkt aus der Leitung konsumiert wird, kann viel Energie und Erdöl gespart werden. Um ein Kilo PET herzustellen, braucht es die doppelte Menge an Öl. Dazu kommt, dass die meisten PET-Flaschen von Nestlé nicht aus recyceltem Material bestehen. Einige Marken wie Levissima, Arrowhead und Montclair haben Anteile an recyceltem PET, der Rest wird aus neuem Erdöl produziert. Somit wird auch die Problematik des Mülls in Entwicklungsländern und in den Ozeanen weiter vergrössert.
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