Der Kampf für die Vielfalt des Saatguts

Seit dem letzten Jahrhundert gingen unzählige Pflanzensorten verloren.    Seit dem letzten Jahrhundert gingen unzählige Pflanzensorten verloren.

Um die Ernährungssicherheit in Zukunft zu gewährleisten, ist Pflanzenvielfalt nötig. Doch mit der gegenwärtigen Bewirtschaftung der Felder geht wertvolles Saatgut verloren.

Die Welt steht vor grossen Herausforderungen: Aufgrund des Klimawandels sind in Zukunft häufigere und verheerendere Stürme, Fluten und Dürren zu erwarten. Das kann zu schwerwiegenden Ernteausfällen und Hungersnöten führen. Gleichzeitig werden wir Mitte des Jahrhunderts die Ernährung von voraussichtlich über neun Milliarden Menschen sicherstellen müssen. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist bis dahin ein Anstieg der weltweiten Nahrungsproduktion von 60% nötig.

Drastische Abnahme der Saatgut-Vielfalt

Pflanzen machen vier Fünftel der menschlichen Nahrung aus. 30‘000 von 250‘000 Pflanzenarten sind gemäss der FAO essbar, doch lediglich 30 davon spielen heute in der weltweiten Ernährung eine Rolle. Zu den wichtigsten Pflanzen gehören Mais, Weizen, Reis, Kartoffeln, Soja, Bohnen, Gerste, Hirse und Sorghum (Mohrenhirse). Laut der FAO decken allein die Getreidesorten Weizen, Reis und Mais knapp die Hälfte des Energiebedarfs der Weltbevölkerung.

Die Kultivierung von Nutzpflanzen war lange Zeit Sache der einzelnen Kulturen; unterschiedliche Pflanzen wuchsen in verschiedenen Gegenden. Heute sind diese traditionellen Sorten nicht zuletzt mit der Grünen Revolution von vielen Feldern verschwunden; gezüchtete Hochleistungssorten dominieren heute den Ernährungsmarkt. Schätzungen ergaben, dass seit dem 20. Jahrhundert über 90% unseres Saatguts verloren ging. Pflanzensamen sind kein öffentliches Gut mehr, sondern mehrheitlich in den Händen grosser Biotech-Konzerne. Es ist ein umstrittenes Mega-Geschäft: Die zehn grössten Konzerne kontrollieren drei Viertel des weltweiten Marktes. Gezüchtete oder gentechnisch veränderte Sorten werden patentiert und damit privatisiert. Mit dem Verkauf dieses Saatguts werden gleichzeitig speziell dafür entwickelte Pestizide in Umlauf gebracht. Immer mehr Kleinbauern geraten unter Druck, das ertragsversprechende Saatgut ebenfalls zu kaufen und anzupflanzen. Viele Landwirte werden von den grossen Agronomie-Konzernen abhängig, denn die gezüchteten Pflanzen sind nicht fertil. Die Samen müssen daher nach jeder Ernte wieder neu angeschafft werden.

Der Kampf für mehr Saatgut

Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „SEED – UNSER SAATGUT“, der am 17. Januar in die Deutschweizer Kinos kommt,  nimmt sich dieser Thematik an. Die Regisseure Taggart Siegel und Jon Betz haben Saatgutschützer, Bauern, Wissenschaftler und einheimische Völker weltweit bei ihrem Kampf für vielfältiges und freies Saatgut begleitet. So werden mehrere Samenbanken vorgestellt, in denen das globale Saatgut-Erbe geschützt wird. Im Globalen Saatgut-Tresor in Svalbard, Norwegen, werden in einem Gebäudekomplex inmitten von polarem Permafrost über 5‘000 Pflanzenspezies aufbewahrt. Dank der Saatgut-Banken könnte in Zukunft die Ernährungssicherheit sichergestellt werden: Jede Pflanzensorte hat ihre eigenen Vorzüge; sie gedeiht unter spezifischen Bedingungen und ist unter Umständen immun gegen unterschiedliche Krankheiten. Eine Vielfalt an Saatgut ist deshalb unverzichtbar. Grundlage dafür ist der Schutz du die Pflege der Biodiversität. Nur durch deren Vielfalt lässt sich eine genügend grosse Samenbank aufbauen.

 

Der Eingang zur Globalen Samenbank in Svalbard.
Quelle: Bild "The Svalbard Global Seed Vault" von Global Crop Diversity Trust, flickr.com.
Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

Quellen und weitere Informationen:
Webseite des Globalen Saatgut-Tresors in Norwegen
Die FAO zu Saatgut
Zweiter Weltzustandsbericht über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft - deutsche Kurzfassung und der englische Originalbericht

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