„Weniger weit – weniger wechseln – weniger oft – hin und wieder zu Hause bleiben.“
Jost Krippendorf, Schweizer Tourismusforscher
Wer doch einmal in die Ferien fährt, sollte versuchen seine Reise nachhaltig und ökologisch zu gestalten. Eine Reise beginnt schon lange vor der Abfahrt. Das Reiseziel muss ausgewählt, die An- und Abreise geplant, eine Unterkunft gebucht und der Rucksack gepackt werden. Bereits in dieser Phase kann man viel an der Ökobilanz der kommenden Reise beeinflussen.
Sanfter Tourismus
Nachhaltiger Tourismus heisst Schonung der Umwelt und der natürlichen Ressourcen. Bei der Wahl des Fortbewegungsmittels und auch schon bei der Auslese der Feriendestination, ist das ein entscheidender Faktor. Eine weitere Forderung an nachhaltiges Reisen lautet, dass es zu Austausch, Verständnis und gegenseitiger Toleranz beitragen soll. Wer sich vor dem Antritt der Reise mit dem Gastland, seiner Kultur und den dortigen Gepflogenheiten auseinandersetzt, wird positive Erfahrungen machen. Es ermöglicht ausserdem ein denkwürdigeres Erlebnis der fremden Gewohnheiten und erleichtert den Kontakt mit den Menschen.
Leichtes Gepäck
Ein wichtiger Punkt ist das Packen des Rucksacks beziehungsweise des Koffers. Der erste Grundsatz lautet: Nehmen Sie nur das nötigste mit, denn weniger Gepäck bedeutet weniger CO2-Emissionen. Vor allem bei Sport- und Outdoorferien haben wir das Bedürfnis, uns als Vorbereitung die passende Ausrüstung und Kleidung zuzulegen. Hier muss man allerdings einige Infos im Hinterkopf behalten. Wer in die Bergen in die Ferien fährt, will sich vor Wind und Wetter schützen. Für Wanderinnen, Bergsteiger und Skifahrerinnen wird leichte, winddichte und wasserfeste Hightech-Ausrüstung hergestellt. Häufig hat aber die Ausrüstung mit mehr Funktionen auch eine schlechtere Nachhaltigkeitsbilanz.
Outdoorkleidung
Die Outdoor-Branche verzeichnet rekordmässige Verkaufszahlen, aber die Arbeitsbedingungen in der Produktion sind miserabel. Die Unternehmen lassen ihre Produkte im Ausland herstellen, zum Beispiel in Asien und Lateinamerika. Die Näherinnen und Näher müssen meist für niedrigste Löhne schuften und werden nicht durch Gewerkschaften geschützt. Hinzu kommen die synthetischen Stoffe, die die Hersteller verwenden, um ihre Produkte atmungsaktiv und regendicht zu machen. Es werden Schadstoffe wie per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und Weichmacher eingesetzt. Diese Mittel sind gesundheits- und umweltschädlich. Die giftigen Stoffe wurden von Greenpeace noch weit draussen in der Wildnis, in Regionen wie dem Himalaja, den Anden oder dem südsibirischen Altai-Gebirge nachgewiesen – also genau dort, wo die Abenteuer-Touristen mit ihren neuen Jacken, Schuhen und Zelten herumirren. Die Hightech-Stoffe verbrauchen bei ihrer Herstellung ausserdem sehr viel Energie und sie verrotten nie, was die Entsorgung um einiges komplizierter macht. Die Mehrzahl der Hersteller von Outdoorkleidung wendet bisher kein Recycling an. Eine Rückgabestation und die Wiederverwertung abgetragener Materialien wäre ein Schritt in eine nachhaltigere Zukunft.
Auch Daunenprodukte sind bei Reisenden sehr beliebt. Daunenfedern sind bestens zur Isolation und zur Regulierung der Feuchtigkeit geeignet. Kritisiert wird die Herstellung allerdings von Tierschützern: Die Gänse und Enten werden zu oft und zur falschen Zeit gerupft, das führt zu Brüchen und Verletzungen.
5 Faustregeln sollten Sie im Verlaufe der Planung und während der Reise selbst immer im Kopf behalten
- Sich Zeit nehmen: Informieren Sie sich im Voraus über das Gastland. Planen Sie genug Zeit ein, um die Kultur und die Leute wirklich kennenzulernen. Eine lange Reise ist auch klimafreundlicher als viele kurze.
- Nutzen für Einheimische: Die Bewohner des Gastgeberlandes erfreuen sich an den Touristen, solange sie einen eigenen Vorteil daraus schlagen können. Unterstützen Sie lokale Unternehmen, heimische Hotels und nicht die internationalen Ketten.
- Faire Preise: Die Schnäppchenjagd ist in den Ferien fehl am Platz. Günstige Preise gehen häufig auf Kosten der Einheimischen, der Arbeitnehmenden und der Umwelt.
- Fairer Austausch: Reisende sollten sich bewusst sein, dass sie Touristen sind. Die Einheimischen müssen respektiert werden. Geld ist nicht die einzige Währung!
- Respekt vor der Umwelt: In den Ferien verbraucht man mehr Ressourcen, als wenn man zu Hause bleibt. Versuchen Sie ihre Bedürfnisse einzuschränken und keine knappen Ressourcen zu verschleissen.
Der erste Schritt zu einer nachhaltigen Tourismusart wäre also gemeistert. Natürlich gibt es noch viele weitere Aspekte am Reisen, die ökologischer gestaltet werden können. Zu den nächsten Themen unserer Artikelserie „Sanfter Tourismus“ gehören Fortbewegungsmittel, Unterkünfte und verschiedenste Reiseformen.
Quellen und weitere Informationen
fairunterwegs.org: 5 Faustregeln
Herrmann Frank, FAIRreisen, ISBN 978-3-86581-808-9
utopia.de: Nachhaltige Outdoor-Kleidung
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