„Make Rojava Green Again“ – Ökologischer Wandel im Kriegsgebiet

Bäume sind für den Boden sehr wichtig, denn sie kümmern sich um den Nährstoffhaushalt. Bäume sind für den Boden sehr wichtig, denn sie kümmern sich um den Nährstoffhaushalt.

Wenn Umweltschutz sogar zwischen Kriegsfronten durchgesetzt wird, haben wir in der Schweiz dringlichen Aufholbedarf.  

 In syrischem Kriegsgebiet wird versucht, eine Gesellschaft alternativ zu unserer westlichen Version aufzubauen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf religiösen Werten. Inmitten von Krieg, Zerstörung und Gewalt existiert die Internationalistische Kommune von Rojava. Ihr System basiert auf radikaler Demokratie, Gleichstellung und Umweltschutz.

Die Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien ist auch als Rojava bekannt. Der Begriff – ins Deutsche übertragen Westkurdistan – umfasst Gebiete in Syrien, die mehrheitlich von Kurdinnen und Kurden besiedelt sind. Das Gebiet wird als de facto autonom bezeichnet, ist also im Grunde eine international nicht anerkannte, unabhängige Föderation. Rojava bestand ursprünglich aus drei Kantonen, die nicht aneinander grenzen: Cizire, Kobane und Afrin. Dies weckt in der Schweiz unvermeidlich Assoziationen mit dem Rütlischwur.

„Ein von der Natur entfremdeter Mensch ist ein von sich selbst entfremdeter, ein sich selbst zerstörender Mensch“ – so die Ansicht der Internationalistischen AktivistInnen. Deshalb ist die Ökologie einer der wichtigsten Pfeiler ihrer neu aufgebauten Gesellschaft.

Leider steht es nicht gut um die Natur im syrischen Kriegsgebiet und allgemein im Nahen Osten. Der jahrelange Kampf zieht Verschmutzung und Zerstörung mit sich. In Rojava leidet man ausserdem an einem problematischen Baummangel, da die Regierung jahrzehntelang die Abholzung vorangetrieben hat. Das Pflanzen von Gemüse, Obst und Pflanzen war in einigen Regionen Nordsyriens sogar verboten. Aufgrund der systematischen Entwaldung und infolge auslaugender Monokulturen (zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion) ist der Boden ausgetrocknet und heute sehr nährstoffarm. In der Landwirtschaft wurden massiv giftige Chemikalien eingesetzt. Das ohnehin knappe Wasser wurde somit stark verschmutzt. Ein weiterer Faktor, der die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen hat, ist das Fehlen von Infrastruktur. Der Müll kann beispielsweise nicht korrekt entsorgt werden und landet deshalb häufig in den Gewässern. Ansonsten wird ein Grossteil des Abfalls verbrannt, das hat eine gesundheitsschädliche Verschmutzung von Luft und Boden zur Folge.

„Wo die Natur zerstört ist, hat auch der gesellschaftliche Aufbruch keine Chance. Es ist höchste Zeit für eine ökologische Revolution!“ – Ist auf dem Flyer der „Make Rojava Green Again“ Kampagne zu lesen.

Die Kampagne „Make Rojava Green Again“ ist Teil der internationalistischen Kommune Rojava. Eines ihrer grundlegenden Motive ist der Aufbau einer ökologischen Gesellschaft. Unabdingbar dafür ist ein gestärktes Umweltbewusstsein. Ein erstes Ziel der Kommune ist eine grossangelegte Wiederaufforstung. Im Nordosten von Rojava wurde eine Baumschule errichtet, in der im letzten Frühjahr 50`000 Setzlinge gepflanzt wurden. Ein weiterer Aufgabenpunkt ist die Beschaffung von Geld und Expertise aus Europa. Die Kommune fördert gezielt den Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen, Experten und Aktivistinnen. Sie hat zu diesem Zweck eine Akademie geschaffen, die Bildungs- und Einführungskurse in Bereichen wie Sprache, Geschichte und Ökologie anbietet. In einem weiteren Projekt wurde ein Fluss von Abfall gereinigt und das anliegende Ufer aufgeforstet und begrünt. Es gibt auch Ansätze, erneuerbare Energien wie Windkraft zu nutzen. Doch es mangelt noch an Know-How und finanziellen Mitteln.

Natürlich fliesst in all diese Vorgänge die geopolitische Lage mit ein. Rojava ist einer steten Bedrohung ausgesetzt. Doch die Aktivistinnen und Aktivisten haben ihren Boden und ihr Land noch nicht aufgegeben. Der Krieg verschärft ausserdem den Wassermangel, die Ressource wird nämlich als Waffe eingesetzt. Mit Staudämmen hat der türkische Präsident Erdogan ein Druckmittel gegen andere Staaten der Region in der Hand. Das Wasser könnte plötzlich umgeleitet werden, und bestimmte Gegenden vollständig von der Wasserversorgung abschneiden. Andere Gebiete könnten wiederum geflutet werden.  

Wie die Erfahrung seit den siebziger Jahren gezeigt hat, ist solch utopische Gemeinschaften mit Vorsicht zu begegnen. Dieser Gesellschaftsentwurf mag zwar auf den ersten Blick interessant oder auch inspirierend erscheinen, doch häufig gehen zusätzliche Faktoren einher. So werden zum Teil autoritäre Persönlichkeiten hochgejubelt, Fakten werden von sturer Ideologie verzerrt oder Werte kippen in radikale Forderungen.

Quellen und weitere Informationen
makerojavagreenagain.org
ajour-mag.ch: green rojava
internationalistcommune.com: Präsentation der Kampagne MRGA

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