Das Verwerten und Shreddern von Altautos ist in der Schweiz gut organisiert und nimmt, dank der vollständigen thermischen Resh-Verwertung, eine europaweite Spitzenposition ein.
Der Begriff Resh steht für brennbare Abfälle, die bei der Autoverwertung in Shredderanlagen entstehen. Das Wort setzt sich zusammen aus Re für Reststoffe und sh für shredder.
Mit der Einführung von Reshwertbörsen durch die Fahrzeugversicherer setzte bei den Autoverwertungsbetrieben ein Umdenken ein: Immer mehr Unfallfahrzeuge, die eigentlich als wirtschaftlicher Totalschaden gelten, werden nicht mehr abgewrackt, sondern über Auktionsplattformen verkauft. Exporthändler kaufen die Unfallautos und lassen Reparaturen, auch bei grösseren Schäden, im Ausland günstig ausführen. Anschliessend bringen sie die Autos wieder in Verkehr.
Da der Export von Unfallautos stets zunimmt, erleidet die lokale Verwertungsbranche dadurch hohe Einbussen. Gleichzeitig verliert die Ersatzteilgewinnung an Attraktivität. Das Ersatzteilmanagement ist eine zentrale Kompetenz der Autoverwerter und verlangt viel Know-how und besonders auch im Hinblick auf die steigende Zahl von elektronischen Bauteilen eine entsprechende Weiterbildung.
«Die heutigen Altautos bestehen zu rund drei Vierteln aus wertvollen Metallen wie Eisen und Stahl. Deshalb ist der erzielte Metallpreis massgebend für das wirtschaftliche Überleben der Autoverwerter».
Daniel Christen, Geschäftsführer Stiftung Auto Recycling Schweiz
In Bezug auf den ökologischen Nutzen des Recyclingprozesses ist die Analyse der einzelnen Fraktionen des Autos sehr aussagekräftig. Altfahrzeuge bestehen zu 75 Prozent aus Eisenmetallen (Eisen, Stahl) und Nichteisenmetallen (Aluminium, Kupfer), weshalb diese Elemente problemlos wieder in den Stoffkreislauf rückgeführt werden können.
So wurden dank dem Autorecycling in der Schweiz 2018 der Abbau von mehr als 100‘000 Tonnen Eisenerz und 22‘000 Tonnen Bauxit –der Rohstoff von Aluminium – vermieden. Dadurch konnten 370‘000 MWh Energie gespart werden, was 100‘000 Tonnen CO2-Emissionen bedeutet. Dies entspricht immerhin einem Fünftel des CO2-Ausstosses der letztes Jahr neu in Betrieb genommenen Personenwagen.
Nachdem in den Autoverwerter-Betrieben zur Trockenlegung des Altfahrzeugs Öle, Reifen, Batterien und wiederverwendbare Ersatzteile ausgebaut sind, werden die ausgeschlachteten Autokarossen flach gepresst und einem Shredderwerk verkauft. Die nach dem Shreddern der Altfahrzeuge übrig bleibende sogenannte Shredder-Leichtfraktion beträgt 59‘612 Tonnen. Da sich dieses Gemisch aus Restmetallen, Kunststoff, Gummi, Dämmstoffen, Textilien, Holz und Mineralien zusammensetzt, gilt es nach dem Gesetz als Sonderabfall. Aber auch daraus lassen sich Wertstoffe und Energie gewinnen. Dieser sog. Resh wird in den KVA verbrannt und dient damit der Gewinnung von Energie als Strom oder Fernwärme. So wurde im vergangenen Jahr aus dem Resh Energie im Gegenwert des Verbrauchs von 7000 Haushalten gewonnen.
Da die Restmetalle etwa 10 Prozent ausmachen, werden nach der thermischen Verwertung aus den Schlacken beträchtliche Mengen von Metallen -unter anderem auch Gold und Silber- herausgefiltert. Eine laufende Studie prüft die Möglichkeit, wie die Wirtschaftlichkeit zur Rückgewinnung von seltenen Metallen und der Ausbau aus Altfahrzeugen von elektrischen und elektronischen Apparaturen wirtschaftlicher bewerkstelligt werden kann.
Neue Herausforderungen für das Recycling von Altautos stellen sich einerseits durch verschiedene Leichtbaumaterialien wie carbonfaserverstärkte Kunststoffe, die das Fahrzeuggewicht reduzieren, jedoch die Wiederverwertung erschweren. Andererseits bedeuten Elektromobile und Batterien für die Recyclingindustrie nicht nur Gefahren, die von Hochvolt-Systemen oder der entzündbaren Lithium-Ionen-Technologie beschädigter Batterien ausgehen, sondern auch neue Möglichkeiten sinnvoller Wiederverwendung. Die technischen Verfahren zur Rückgewinnung von Kobalt, Mangan, Nickel und Lithium aus den Batteriezellen sind vorhanden. Sie werden aber erst realisiert, sobald genügend grosse Mengen Altbatterien vorhanden sein werden. Ausgediente Batterien können aber bereits heute einer Zweitnutzung als stationäre Stromspeicher zugeführt werden.
Fahrzeugflotte Schweiz: 4‘666‘000 PW
Importe 2018: 333‘148
Exporte in 140 Länder: 169‘664
Geschreddert: 72‘032
72‘032 Altfahrzeuge verwertet ergeben:
100‘000 Tonnen Eisenerz
22‘000 Tonnen Bauxit
100‘000 Tonnen CO2-Einsparung
15‘900 Tonnen Resh in KVA produzieren:
30‘500 MWh Wärme
12‘000 MWh Strom
für 7000 Haushalte
Quellen und weitere Informationen:
Stiftung Auto-Recycling
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