Bei der Verbrennung von Braunkohle zur Energiegewinnung werden Unmengen Tonnen an CO2 und Wasserstoff an die Atmosphäre abgegeben. Und trotz Filter gelangen an den Braunkohlekraftwerken gefährliche Schadstoffe in die Luft. Die Braunkohle als Ausgangsprodukt zur Stromerzeugung ist einer der grössten Klimakiller.
Lebensraumverlust
Braunkohle ist nicht erst in seiner Verwertung schädlich. Schon der Abbau des Brennstoffs führt zu tiefgreifenden Umweltproblemen. Der hohe Flächenverbrauch zerstört wertvollen Lebensraum. Weitere Folge der Bodenzerstörung ist der oftmals unwiederbringliche Verlust der Biodiversität auf den beanspruchten Flächen. Ein prominentes Beispiel ist der durch Proteste von Umweltaktivisten bekannt gewordene Hambacher Forst. Der Jahrhunderte alte Wald zwischen Köln und Aachen bietet Lebensraum für zahlreiche Tiere, darunter auch seltene und europaweit bedrohte Tierarten (beispielsweise der Mittelspecht, der Springfrosch und die Haselmaus). Laut der EG-Vogelschutzrichtlinie bzw. der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) ist die Zerstörung und Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten von bedrohten Tieren verboten. Trotzdem mussten sich Aktivisten an Bäume ketten, um die Rodung aufzuhalten.
Böden
Nach dem aktiven Abbau der Braunkohle sind die Betreiber zu Massnahmen zur Rekultivierung der Böden gesetzlich verpflichtet. Jedoch zeigt sich, dass die Flächen für eine Folgenutzung durch Forst- und Landwirtschaft auf lange Sicht ungeeignet sind. Insbesondere in der Landwirtschaft verlieren die Flächen trotz solcher Massnahmen an Wert.
Das wertvollste bodenbildende Substrat ist der Löss. Er wird beim Tagebau abgetragen und kann nur teilweise bei der Schaffung von Neuboden eingesetzt werden. Bisher wurden 69% der der durch den Braunkohleabbau beanspruchten Flächen wieder nutzbar für gemacht. Dies gelang unter anderem durch Aufforstung oder Flutungen der Restlöcher zu Seen für die touristische Nutzung. Die Folgenutzung der Seen kann jedoch nicht garantiert werden. Viele können ohne Fremdwasserzufuhr ihren Pegelstand nicht halten.
Grundwasser
Eine weitere Gefahr sind die Sulfat- und Eisenbelastungen im Grundwasser. Die ehemals luftdicht verschlossenen Mineralien reagieren mit Sauerstoff zu Eisenverbindungen. Diese führen bei Kontakt mit Regen oder dem Grundwasser zu Versauerung und Verockerung des bestehenden Oberflächenwassers. Das Trinkwasser ist in den betroffenen Regionen nur noch eingeschränkt nutzbar.
Nach der Beendigung des aktiven Tagebaubetriebs erfolgt in der Regel ein zwangsläufiger Grundwasseranstieg. Dies kann zu Überflutungen und Vernässungen führen. Um z.B. Sachschäden an Bauwerken zu verhindern, müssen andernorts Versumpfungen durchgeführt werden. Die Stromkosten für die Pumpen sowie die Unterhalts- und Personalkosten sind hoch. Diese werden zwar zunächst vom Verursacher übernommen, aber dies ist nicht dauerhaft gewährleistet. Eine Studie von 2016 besagt, dass die Rückstellungen an Geldern für die Sanierungen von den Energiekonzernen zu niedrig angesetzt sind.
Umsiedlung und das abzusehende Schicksal des Hambacher Forsts
Während der letzten 90 Jahre mussten aufgrund des deutschen Braunkohleabbaus 250 Siedlungen und damit 110.000 Menschen umgesiedelt werden. Die materiellen Kosten sind weitestgehend durch die Bergbaubetreiber abgedeckt, doch die Ermittlung eines angemessenen Kompensationsbeitrags ist schwer. Denn die Folgen des Heimatverlustes und der kulturellen Identität sind nicht leicht zu bewerten.
Nach den erfolgreichen Protesten und der Einstellung der Rodung des Hambacher Forsts sind nun zwei anliegende Dörfer davon bedroht, abgebaggert zu werden. Der Wald wäre schliesslich vom Tagebau eingekesselt. Die resultierende Wasserknappheit könnte für den Forst zur nächsten grossen Bedrohung werden.
Die Verwendung der Braunkohle für die Stromproduktion ist in Deutschland nur noch ein Spiel auf Zeit. Dennoch argumentieren die Energiekonzerne, weiterhin neue Braunkohlevorkommen erschliessen zu müssen, um die Energieversorgung und Arbeitsplätze zu sichern. In Anbetracht des Klimawandels und der ökologischen Folgen des Tagebaus sollte die hierfür aufgewendete Energie und Finanzkraft besser in die Erschliessung von Alternativen gesteckt werden.
Quellen und weitere Informationen:
Greenpeace: Kosten der Braunkohle
Quarks: Wie wir die Folgen des Bergbaus bewältigen
Studie: Kohle-Vorsorge
Protestbewegung Hambacher Forst
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