Freiburg reagiert auf das Problem der Einwegbecher mit einem einfachen Prinzip: Für 1 Euro Pfand ist der FreiburgCup in vielen Freiburger Cafés und Geschäften zu bekommen. Gebrauchte Pfandbecher werden in allen teilnehmenden Geschäften zurückgenommen und gespült. Mittlerweile bieten über 100 Freiburger Geschäfte und Cafés den FreiburgCup an.
Wir haben mit dem Koordinator der FreiburgCup-Aktion Dieter Bootz von der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg gesprochen, um herauszufinden, wieviel Müll sich tatsächlich mit dem Mehrwegbechersystem einsparen lässt und was es brauchen würde, ein ähnliches System auch in Schweizer Städten einzuführen.
Umweltnetz-Schweiz: Seit wann gibt es den FreiburgCup?
Dieter Bootz: Das Projekt startete im November 2016 als städtischer Beitrag zur «Europäischen Woche der Abfallvermeidung». Initiator war die Freiburger Abfallwirtschaft, die das Konzept gemeinsam mit dem Umweltdezernat und Vertretern der Kaffeegastronomie entwickelte.
War es der erste seiner Art, oder gibt es mittlerweile Nachahmer in anderen Städten?
Ende 2016 war Freiburg die erste deutsche Großstadt, die ein Mehrwegbechersystem für Kaffee-to-go anbot. Fast gleichzeitig startete in einer Kleinstadt in Bayern die Initiative RECUP mit einem Mehrwegbechersystem, das mittlerweile in vielen deutschen Städten vertreten ist. Eine Expansion des FreiburgCups in andere Städte war nie geplant.
Gibt es Zahlen dazu, wie viele Personen den Becher nutzen?
Leider nein.
Wie viele Becher sind im Umlauf sind?
Ca. 27.000 Becher. Eingekauft wurden ca. 32.000 Becher.
Gibt es Zahlen dazu, wieviel Müll durch den Becher eingespart wurde?
Die Abfallmenge in den öffentlichen Müllbehältern - z.B. in der Fußgängerzone, in Parks - hat um ca. 10 % abgenommen.
Ist der Müllberg in Freiburg kleiner geworden?
Volumenmäßig: ja, gewichtsmäßig: nein. Da Einweg-Kaffeebecher sehr leicht sind, ergibt sich keine wesentliche Gewichtseinsparung.
Wo wird der Becher produziert?
In Konstanz am Bodensee, also in der Region.
Sie werben damit, dass der Becher 400 Mal benutzt werden kann. Hat sich diese Zahl bestätigt?
Wir wissen nicht, wie oft die einzelnen Becher zwischen Geschäft und Kunden wechseln. 400 Umläufe wären da eine sehr hohe Zahl. Es ist vielmehr so, dass der Hersteller garantiert, dass die Becher 400 Umläufe ohne Qualitätsverlust verkraften. Bisher hat uns noch keine Reklamation wegen Kratzern, abgewaschenem Aufdruck oder ähnlichem erreicht.
Seit 2019 gibt es den passenden Mehrweg-Deckel. Wie kommt er an?
Viele Kunden nehmen den FreiburgCup ohne Deckel, daher ist die Nachfrage der Geschäfte nach Mehrweg-Deckeln nicht hoch. Verkauft wurden bisher ca. 3.800 Stück.
Wie ist das Feedback der Bäckereien und Cafés: Ist es viel Aufwand die Becher zu waschen?
Für viele Geschäfte bedeutet die Teilnahme am Projekt eine Image-Werbung, viele sind aus Überzeugung und aus Umweltgründen dabei. Das Spülen der Becher ist für die Betriebe unproblematisch.
Es ist ja aufgrund der Hygienevorschriften nicht erlaubt, die eigene Brottüte zu benutzen, wie sieht das beim FreiburgCup aus?
Hygienerechtlich ist der FreiburgCup ideal. Er kommt sauber aus der Spülmaschine, nach Gebrauch gibt der Kunde ihn wieder zurück und der Becher wird erneut gespült. Das Prinzip ist vergleichbar mit einer Mehrweg-Pfandflasche für Mineralwasser oder Bier.
Bekommen die Bäckereien einen Zuschuss der Stadt oder ist es freiwillig?
Die Teilnahme ist freiwillig und der FreiburgCup bedeutet für die Geschäfte auch etwas Arbeit (z.B. Spülen, Marketing). Dafür bekommen sie die Becher gratis von der Freiburger Abfallwirtschaft.
Was kosten die Becher in der Anschaffung?
Der Einkaufspreis pro Becher beträgt ca. 1,50 Euro.
Was braucht es um, ein Mehrwegsystem in einer Stadt aufzubauen?
In erster Linie braucht es engagierte Personen, die den Impuls geben. Und da in vielen Städten über die zunehmende «Vermüllung» der Innenstadt und die steigenden Kosten der Abfallentsorgung geklagt wird, ist vielfach ein politischer Wille zum Handeln da. Für die Umsetzung eines solchen Projektes sollten wirtschaftlich bedeutende Partner dabei sein, z.B. 1-2 Bäckereiketten, die Universität oder ein größeres Catering-Unternehmen. Diese haben oft einen Vorbildcharakter und können weitere Geschäfte zur Teilnahme motivieren.
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