Die vermehrten trockenen Sommer in den letzten Jahren haben die Schweizer Wälder enorm beeinträchtigt. Dabei unterscheidet sich die Ausprägung der Trockenheitsschäden stark zwischen den Regionen, am schlimmsten betroffen ist die Jurakette. Viele einheimische Bäume wie Fichte, Buche und Eiche leiden unter der Trockenheit. Obwohl die Weisstanne als hitzetoleranter gilt, ist sie mit am stärksten betroffen. Die Schäden sind besonders gross, da diese Baumart die Kombination aus Trockenheit und Hitze sehr schlecht verträgt. Die Reaktion der Bäume auf Trockenheit zeigt sich in der Kronenverlichtung – dem sichtbaren Nadel- oder Blattverlust der Baumkrone –, welche um ein Jahr verzögert ersichtlich wird. 2019 nahm die Kronenverlichtung bei Laub- und Nadelbäumen zu. Besonders hoch war der Anstieg bei Fichte und Föhre. Aber auch die Buche ist in einigen Regionen stark betroffen. Besonders geschwächte Waldbestände gibt es aktuell in den Regionen nördlich des Juras, im Engadin und in tieferen Lagen Graubündens und im Wallis.
Schädlingsbefall
Verschiedene Insekten und Pilze können Bäume schädigen. Die warmen Temperaturen erleichtern die Ausbreitung von Krankheitserregern. Dies führt zum Absterben der Bäume. So gab es einen starken Borkenkäferbefall auf Fichten im nördlichen und östlichen Mittelland sowie im Jura. Am Nordrand des Juras zeigte sich ausserdem eine hohe Buchenmortalität.
Der Buchdrucker konnte in den Tieflagen wegen des warmen Sommers eine dritte Käfergeneration entwickeln. Die befallene Menge Fichtenholz verdoppelte sich so im Vergleich zu 2017. Für die meisten Pilzerreger ist Trockenheit hingegen ungünstig. So gab es beim Eschensterben durch den Hallimasch einen leichten Rückgang zu beobachten.
Auch die weiterhin zu hohen Stickstoffeinträge über die Luft verringern den Nährstoffvorrat auf den betroffenen Flächen und fördern die Ausbreitung stickstoffliebender Pflanzen wie Brombeere und Brennnesseln. Sie führen zu einer unausgewogenen Nährstoffversorgung der Bäume.
“Wir haben gelernt, dass Wälder nicht sterben, sondern stets nach einem neuen Gleichgewicht streben. Genau dieses Gleichgewicht wird in den Wäldern von morgen von zentraler Bedeutung sein.”
Paul Steffen, Vizedirektor Bundesamt für Umwelt (BAFU)
Das Umweltamt will die Funktionen des Waldes für Mensch und Umwelt langfristig erhalten und sichern. Treten in Zukunft diese extremen Wettersituationen wiederholt auf, ist mit einem Anstieg von Schädlingsbefall und Kronenverlichtung zu rechnen. Begleitet von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) werden überall in der Schweiz Testpflanzungen durchgeführt. Auch wird eine „tree-app“ entwickelt, die für jeden Standort im Schweizer Wald eine Baumartenempfehlung hinsichtlich verschiedener zukünftiger Klimaszenarien abgibt.
Waldfläche
31% der Fläche der Schweiz sind bewaldet. Die waldreichsten Regionen befinden sich im Jura und auf der Alpensüdseite, wo auf der Hälfte der Fläche Wald wächst. Rund ein Drittel des Schweizer Walds befindet sich in den Alpen.
2018 hat die Waldfläche um 1448 ha zugenommen. Werden Rodungen von Bund oder den Kantonen bewilligt, muss mittels Aufforstung ein Rodungsersatz an Ort und Stelle geschehen. 2018 wurde aufgrund des starken Borkenkäferbefalls und den Wintersturmschäden 11% mehr Holz geerntet als 2017. So stieg die Holzernte in der Schweiz erstmals seit 2011 wieder über 5 Millionen Kubikmeter Holz.
Quelle: Hans Linde, Pixabay
Der Wald als Berufsfeld
Von der Bewirtschaftung und Ernte im Wald bis zum fertigen Endprodukt durchläuft der Rohstoff Holz verschiedene Verarbeitungsstufen sowie Handelskanäle. In der gesamten Wald-/Forstwirtschaft arbeiteten 2016 3390 Personen in 2888 Vollzeitstellen. Insgesamt 91.387 Beschäftigte arbeiteten in der Holz- und Papierindustrie.
Leistungen und Beiträge für den Wald
Im Jahr 2018 hat das BAFU 159 Millionen Franken für den Wald ausgeben. Diese wurden zum Grossteil für Pflegemassnahmen für den Schutzwald und die Verbesserung von dessen Schutzfunktionen verwendet. Auch dienen diese Mittel der Verhütung und Behebung von Waldschäden durch Insekten und Pilze. Gelder erhielt auch das Programm Waldbewirtschaftung, welches sich um Jungwaldpflege, eine optimale Bewirtschaftung oder die praktische Ausbildung von Forstmitarbeitern kümmert.
Ebenso erhielt das Programm Waldbiodiversität finanzielle Mittel, welches Reservate, Altholzinseln und Biotopbäume einrichtet und durch gezielte Eingriffe ökologisch wertvolle Lebensräume und Arten fördert. Diese Massnahmen werden immer wichtiger, um den vom Menschen weiterhin ausgiebig genutzten Wald in seiner Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
Quellen und weitere Informationen:
BAFU: Publikation Jahrbuch Wald und Holz
BAFU: Wald
WSL: Waldschutz
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