Hydraulisches Fracking – Hype ohne Zukunft

Vor allem das austretende Methan ist ein Klimakiller. Vor allem das austretende Methan ist ein Klimakiller.

Befürworter der Fracking Methode sprechen von einer Brückentechnologie auf dem Weg zur Energiewende, während Umweltschützer zurecht fragen, wieso die Risiken einer Umweltzerstörung für die Förderung von fossilen Brennstoffen eingegangen werden, anstatt direkt auf erneuerbare Energien zu setzen.

Schon seit Mitte des 20. Jahrhundert wird die Fracking-Methode genutzt, um die Produktivität aus konventionellen Erdgas- und Erdölvorkommen zu steigern. Seit den 2000er-Jahren macht der technische Fortschritt auch die Förderung aus unkonventionellen Erdgas-Vorkommen rentabel. Dies führte zu einem regelrechten Erdgas-Boom in den USA. Im Unterschied zu den herkömmlichen Vorkommen, wo die fossilen Brennstoffe in Blasen im Gestein vorliegen, ist in den unkonventionellen Vorkommen das Gas in den Gesteinsporen nicht frei zugänglich. Da dies oft in Schiefertongestein vorkommt, wird das Gas umgangssprachlich auch „Schiefergas“ genannt. Es kommt jedoch auch in Mergel-, Ton- oder Kohleflözgesteinen vor, die alle eine geringe Durchlässigkeit aufweisen. Die Ausbeutung dieser Vorkommen erfolgt durch hydraulisches Fracking. 

Wie funktioniert Fracking? 
Fracking heisst so viel wie Aufbrechen: Mit Tiefbohrungen bis 5000 Meter hinab in die Erde werden künstliche Risse im Gestein erzeugt und so neue, künstliche Fliesswege geschaffen. Beim hydraulischen Fracking wird mit grossem Druck Wasser in tiefliegende Gesteinsschichten gepresst, um die Permeabilität (Durchlässigkeit) des Gesteins zu erhöhen. Das gelöste Erdgas gelangt dann mit dem sogenannten Frackfluid zum Bohrloch. Diese Flüssigkeit besteht zum Grossteil aus Wasser. Um die Förderung möglich zu machen, wird dem Wasser neben Quarzsanden, die die Permeabilität der Poren aufrechterhalten sollen, auch ein giftiger Mix aus Chemikalien beigefügt, von denen manche als krebserregend gelten.

 

Klimabilanz

Zwar entsteht beim Verbrennen von Erdgas weniger CO2 als bei Kohle, jedoch ist Erdgas damit keineswegs der Schlüssel zur Klimarettung: US-Wissenschaftler berechneten in einer Studie von 2011, dass über einen Zeitraum von 20 Jahren der CO2-Fussabdruck der Schiefergas-Förderung doppelt so hoch ist wie beim Kohleabbau. Auch britische Forscher sehen die Schiefergasgewinnung als Beschleuniger des Klimawandels. Dies liegt vor allem daran, dass Erdgas hauptsächlich aus Methan besteht, das während allen Teilschritten beim Fracking austritt, selbst nachdem die Bohrungen beendet sind. Allein während der Förderung entweichen bis zu 8% des Gesamtvolumens als Methan in die Atmosphäre. Methan gilt als 20-fach klimaschädlicher als CO2. Erdgasgewinnung mittels der Fracking-Technologie, egal ob aus konventionellen oder unkonventionellen Vorkommen, ist also keineswegs die von der Öllobby gepriesene Brückentechnologie, sondern nur ein weiterer Klimakiller.  

Umweltbilanz 

Für eine Bohrung werden mehrere tausend Kubikmeter Wasser gebraucht, die mit verschiedenen Chemikalien - 588 Tonnen Stützmittel und 20 Tonnen Additive (davon 460 Kilogramm Biozide) versetzt werden. Gutachten des deutschen Bundesumweltamtes geben an, dass 6 dieser Zubereitungen als giftig, 6 als umweltgefährlich, 25 als gesundheitsschädlich, 14 als reizend, 12 als ätzend gelten. Da es jedoch weltweit keine Meldepflicht bezüglich der Zusammensetzung der verwendeten Stoffe gibt, ist unbekannt, welchen Gift-Cocktail die Unternehmen jeweils tatsächlich einsetzen. Das macht die Entsorgung des sogenannten Flowback, also das anfallende Abwasser, besonders schwierig, denn die Kläranlagen können das Wasser nicht wiederaufbereiten, weshalb das Abwasser oft einfach wieder im Bohrloch entsorgt wird. 
Eine grosse Befürchtung ist, dass das Fracking zur Verunreinigung des Grundwassers führen kann. Katastrophale Blowouts sind zwar selten, aber dennoch verheerend: Wie jener 2011 in Pennsylvania, als 12 Stunden lang Erdgas und Frackingfluid ungebremst die landwirtschaftliche Fläche in der Umgebung verwüstete. Auch ohne Unfall ist das Verbleiben der Frackingflüssigkeit im Gestein bedenklich: Niemand weiss, wie die Chemikalien dort wechselwirken und ob sie nicht in andere Gesteinsschichten diffundieren und so in Grund- und Trinkwasser gelangen. Auch noch in grosser Verdünnung können sie für Lebewesen toxisch sein. Diese Grubenwässer können zudem neben den beigemengten Chemikalien aus dem Fracking zusätzlich mit Schwermetallen und radioaktiven Substanzen aus dem Untergrund angereichert sein. Bei Brunnenuntersuchungen in Fracking-Gebieten in Pennsylvania wiesen Forscher eine erhöhte Belastung des Trinkwassers mit Methan, Ethan und sogar Propan nach. Diese sind allesamt gesundheitsschädlich für uns Menschen.  

Fracking- Verbot 

Mittlerweile gibt es einige Länder, die Fracking verbieten. So zum Beispiel Frankreich oder auch Grossbritannien, das nach dem Erdbeben von 2019 die potenzielle Gefahr für die Bevölkerung erkannte. In Deutschland sind Ergasförderung aus unkonventionellen Vorkommen für kommerzielle Zwecke verboten. Fracking für die Erschliessung konventioneller Lagerstätten mit einem weniger wasserschädlichen Gemisch bleibt nach strengen Umweltverträglichkeitsprüfungen gestattet. Ausgeschlossen sind u.a. Wasserschutzgebiete und Einzugsgebiete für Brunnen der Trinkwassergewinnung sowie Naturschutzgebiete. 
In der Schweiz bestimmen die Kantone über die Nutzung des Untergrunds. Dass im Kanton Bern Gaserkundigungen bewilligt wurden, ist wohl eher ein schlechtes Omen für den Klimaschutz. Mittlerweile schätzen Experten die förderbaren Mengen als weitaus geringer ein als ursprünglich vermutet, weswegen davon ausgegangen wird, dass weitere Erschliessungen kaum noch rentabel seien. Dennoch sehen einige Staaten Fracking weiterhin als Strategie der autonomen Energiegewinnung, unabhängig von den Ölstaaten. 
 
 
 
{xtypo_info} Quellen und weitere Informationen:  
GEO: Erdgasförderung
Spiegel: Gase im Grundwasser
Tagesschau: GB stoppt Fracking
/xtypo_info}  

 

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