Graue Energie im Bau einsparen

Wenn beim Bau durch Wiederverwenden von Baumaterialien graue Energie eingespart werden kann, freut sich nicht nur der Bauherr. Wenn beim Bau durch Wiederverwenden von Baumaterialien graue Energie eingespart werden kann, freut sich nicht nur der Bauherr.

In der Schweiz werden aufgrund des Wohlstands - und auch eines gewissen Perfektionismus - öfters Bauelemente ausgetauscht als eigentlich nötig. Das Wiederverwenden der Bauelemente hat jedoch ökologische Vorteile.

Die Schweiz besitzt zwar gute Recyclingstrukturen, dennoch produzieren wir immense Abfallmengen. Gerade aus dem Bauwesen fallen durch Um- und Rückbau jährlich 17 Millionen Tonnen Abfälle an. Davon werden zwei Drittel durch Recycling zurückgewonnen. Beim Recycling – also der Wiederverwertung – nimmt die Schweiz zwar einen Spitzenplatz ein, bei der Wiederverwendung ist sie jedoch unterentwickelt. Dabei könnte mit dem Wiederverwenden von Bauteilen nicht nur die Abfallmenge, sondern auch ein grosser Teil an „grauer Energie“ eingespart werden. Im Gegensatz zum Recycling wird das Bauelement nicht durch Zerkleinern oder Malen zerstört, sondern es findet seinen neuen Zweck als benötigtes Teil in einer aktuellen Baukonstruktion. Dabei ist es egal, ob das Teil seine ursprüngliche Funktion beibehält oder eine neue bekommt.  

Graue Energie 
Alle unsere Güter verbrauchen schon während der Herstellung und des Transports immense Mengen an Energie. Auch im weiteren Lebenszyklus des Produktes fallen Energiekosten an, wie beim Recycling oder der Entsorgung. Da diese nicht wie bei der Betriebsenergie offen für die Konsumentinnen einsehbar sind, wird die graue Energie auch als unsichtbare Energie beschrieben. Sie stellt den Grossteil der Gesamtenergiemenge, die wir als Endkonsumentinnen nutzen. Der Schweizer Durchschnittshaushalt konsumiert zwei Drittel seines gesamten Energieverbrauchs in Form von grauer Energie, das restliche Drittel wird in Form von Strom, Heizöl, Gas und Kraftstoffen direkt verbraucht. 
Besonders bei elektronischen Geräten zeigt sich das Ausmass der anfallenden Grauen Energie: Während ein Smartphone ungefähr 1kWh pro Jahr für den Betrieb benötigt, ist die graue Energie 200-mal höher und liegt bei 220kWh. Dazu kommt, dass sich die kurze Gebrauchszeit eines Smartphones von durchschnittlich 18 Monaten zusätzlich negativ auf die ökologische Bilanz auswirkt. 

  

Zusammen mit den beiden Partnern salza und Matériuum, die die Studie durchführten, hat das BAFU deshalb die Plattform RERIWI (Reemploi – Riutilizzo - Wiederverwenden) initiiert. Sie soll allen relevanten Akteuren des Bauwesens die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen.  

Die Studie „Wiederverwendung Bauen“ 

In der Studie wurden ausschliesslich Bauelemente, also vorgefertigte Elemente untersucht, nicht erfasst wurde die Wiederverwendung von Bauschutt und Bodenaushub. Doch gerade das Wiederverwenden der Bauelemente hat viele ökologische Vorteile: Zum einen wird die graue Energie, die für Herstellung, Transport und Einsatz von Bauelementen eingesetzt werden muss, konserviert. Dies senkt effektiv die CO2-Emissionen. Des Weiteren werden weniger Rohstoffe verbraucht und der lokale Arbeitsmarkt gestärkt. Dabei folgt die Wiederverwendung den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, die als ökonomisches Prinzip komplett auf Abfall verzichten möchte. Am Beispiel des Bauwesens werden so zunächst die Reparatur von Bauelementen ihrem Ersatz vorgezogen, die Renovation oder Umgestaltung bestehender Gebäude ihrem Abriss und Ersatz durch Neubau und last but not least die Wiederverwendung von Bauelementen ihrem Recycling. Kann all das nicht zur Anwendung gelangen, wird das Recycling gegenüber einer Deponierung bevorzugt.  

Gerade im Hinblick auf Gebäudesanierungen oder -abrisse zu dem Zweck, eine bessere Energiebilanz zu erreichen, wird die graue Energie oft zu wenig berücksichtigt, stellen die Verfasser der Studie fest. Wird beispielsweise ein Gebäude aus den 90-er Jahren abgerissen, obwohl dieses Gebäude sein Lebensende noch nicht erreicht hat, gehen grosse Mengen an grauer Energie verloren. 

Um die Wiederverwendung im Bauprozess zu stärken, braucht es neben der öffentlichen Sensibilisierung auch Ausbildungsmöglichkeiten für Bauplaner. Eine nationale Internetplattform für den Austausch von Bauelementen wurde 2016 von salza verfügbar gemacht. In Echtzeit, also kurz vor dem Abriss von Gebäuden, können darauf die zur Wiederverwendung geeigneten Bauelemente angeboten werden. Damit soll auch eine direkte Verbindung zwischen Abbruch- und Baustellen geschaffen werden, um Zwischenlagerungen möglichst zu umgehen. 
 
 
 

Quellen und weitere Informationen:  
RERIWI: BAFU-Studie
Eco Bau: Nachhaltig Bauen
Schweiz: Graue Energie
salza

  

 

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