Wasser ist die Grundlage des Lebens auf der Erde. Man würde vermuten, dass es davon auf unserem blauen Planeten für alle genug gäbe, doch dies ist nicht der Fall. Jede sechste Person hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, wobei sich die Situation aufgrund des Klimawandels weiter verschärft. Um auf diese Notlage aufmerksam zu machen, wird seit 1993 jedes Jahr am 22. März der internationale Weltwassertag begangen.
Bisher hat man sich hierzulande auf dem Thron des „Wasserschlosses von Europa“ in Sicherheit gewogen. Doch dass die Erderwärmung auch unsere Wasservorräte nicht verschont, zeigt eine neuste Studie des Bundesamtes für Umwelt (BAFU).
Auch im Wasserschloss Schweiz wird es knapp
In unseren Breitengraden scheint die kostbare Ressource nahezu unerschöpflich zu sein. Doch es wird zunehmend deutlich, dass es auch in der wasserreichen Schweiz künftig zu Engpässen kommen wird. Die Resultate des Projekts Hydro-CH2018 des BAFU zeigen, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf den Schweizer Wasserhaushalt grösser sind als bisher angenommen. Laut BAFU werde es zwar keinen generellen Wassermangel geben, wohl aber regional und saisonal zu Engpässen kommen. Dabei haben Forscher vier Trends ausgemacht, wie sich das Wasserregime hierzulande verändern wird.
Weniger Schmelzwasser: Im Winter gibt es künftig mehr Niederschlag, jedoch wird es eher regnen als schneien — auch in höheren Lagen. Schwindende Gletscher und weniger Schnee bedeuten weniger Wasserreserven für die immer trockener und wärmer werdenden Sommer. Es wird deutlich weniger Schmelzwasser in die Gewässer fliessen, wodurch sich Bäche, Flüsse und Seen nicht zuletzt auch stärker erwärmen als heute.
Wasserknappheit im Sommer: Die Sommer werden in Zukunft heisser und trockener. Vor allem in der Landwirtschaft wird es zu wenig Wasser für die Pflanzen in ihrer Wachstumsphase (in der sie es am meisten benötigen) geben. Da gleichzeitig die Böden und Gewässer weniger Wasser vorrätig halten, wird es zu Engpässen kommen. Daher muss gezielt, sparsam und effizient bewässert werden. Des Weiteren sollten vermehrt trockenresistente Sorten und Kulturen angebaut werden. Zwar reagiert das Grundwasser gemäss BAFU weniger empfindlich auf Trockenheit als Flüsse und Seen, aber auch diese Ressource kann regional knapp werden.
Mehr Naturgefahren: Die Gefahr von Überschwemmungen und Rutschungen steigt, weil es einerseits heftiger regnen wird und andererseits das Bodeneis (Permafrost) in Gebirgsgebieten auftaut. Als Folge verlieren steile Gebirgsflanken und Bauten im Hochgebirge an Stabilität. Hier muss man Vorkehrungen treffen, etwa mit Schutzmassnahmen wie Hochwassersperren.
Biodiversität leidet: Das sich erwärmende Wasser und der sinkende Pegel in unseren Gewässern bewirkt eine verschlechterte Durchmischung der Wasserschichten und befördert, damit einhergehend, Sauerstoffmängel. Das setzt den Lebewesen im und am Wasser zu. Je naturnäher ein Gewässer ist, desto besser kann es aber auf die Erwärmung reagieren. Seen, Bäche und Flüsse müssen daher vor übermässiger Nutzung und Verunreinigung geschützt werden, damit sie auch in Zukunft als Lebensraum dienen können.
Wasserschutz wichtiger denn je zuvor
Nebst dem Klimawandel sind unsere Wasserreserven durch weitere menschengemachte Einflüsse gefährdet, allen voraus die industrielle Landwirtschaft. Diese verschmutzt in ihrer heutigen Form durch den übermässigen Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngern unsere Grund- und Süsswasservorkommen massiv. Fast 2’000 Tonnen Fungizide, Herbizide und Insektizide werden jedes Jahr über die Felder in der Schweiz gespritzt, die spätestens während des nächsten Regens in den Boden sickern, ins Grundwasser gelangen können oder in einem Bach in grössere Gewässer geschwemmt werden. In den Wasserproben von untersuchten Bächen wurden mehrfach über 100 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Diese setzen nicht nur der Umwelt zu, sondern auch unserer Gesundheit, denn über das Trinkwasser und die Nahrung gelangen die giftigen Substanzen verschiedentlich auch auf unseren Tisch.
Der heutige Weltwassertag erinnert umso dringlicher daran, diese unentbehrliche Ressource zu schützen.
Quellen und weitere Informationen:
Weltwassertag
BAFU (16.03.2021): Medienmitteilung
Trinkwasserinitiative
Pestizidinitiative
Statista: Pflanzenschutzmittel in der Schweiz 2008 bis 2019
EAWAG: Zu viele Pflanzenschutzmittel in kleinen Bächen
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