In der Schweiz werden jährlich rund eine Million Tonnen Kunststoffe verbraucht — das sind etwa 125 Kilogramm pro Kopf. Wenn man bedenkt, wie leicht viele Plastikprodukte sind, ist das ein beachtliches Volumen. Obwohl die schädlichen Umweltauswirkungen von Plastik schon länger bekannt sind, ist die Tendenz des Verbrauchs steigend.
Etwa 780’000 Tonnen des verbrauchten Kunststoffs fallen pro Jahr als Abfall an, wovon über 80% in Kehrichtverbrennungsanlagen unter hohem CO2-Ausstoss verbrannt werden. Ausgangsmaterial für Plastikprodukte ist Erdöl, ein nicht erneuerbarer und endlicher Rohstoff. Es gibt also gute Gründe, Plastik zu ersetzen und anfallende Plastikabfälle nicht zu verbrennen, sondern wiederzuverwenden.
Unsere Nachbarn machen es vor
Unsere Nachbarländer sind uns da schon deutlich voraus: Deutschland, Frankreich und Italien kennen bereits flächendeckende Sammelsysteme, die nebst PET auch andere Kunststoffverpackungen der Wiederverwertung zuführen. Anders als hier ist das Einsammeln von Verpackungen aus Kunststoff dort nicht mehr freiwillig, sondern als Teil der EU-Plastikstrategie gesetzlich geregelt. Denn die EU nahm sich bereits 2018 vor, bis im Jahr 2030 alle Plastik-Verpackungen in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren. Alle Mitgliedsstaaten müssen 55 Prozent ihrer Plastikverpackungen sammeln und wiederverwerten.
Nicht aller Plastik ist gleich
Die Herausforderung beim Plastikrecycling ist die grosse Anzahl an unterschiedlichen Kunststoffsorten. Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC) und Polyethylenterephthalat (PET) sind nur einige der häufig verwendeten Plastikarten. Sie alle weisen unterschiedliche Eigenschaften auf und können beim Rezyklieren nicht einfach zusammengeschmolzen werden, sonst entsteht ein minderwertiges Produkt. Das Haushaltsplastik muss somit zuerst getrennt werden, danach wird es gereinigt und mechanisch zerkleinert. Im Anschluss wird Plastikgranulat hergestellt, auch Regranulat genannt. Aus diesem können wiederum neue Plastikprodukte, beispielsweise Verpackungen, entstehen. Heute liegt der Anteil an wiederverwertbarem Plastik etwa bei 50% — der Rest wird verbrannt.
Trotzdem ist das Rezyklieren gegenüber der Verbrennung sinnvoll: Im Vergleich zur Verbrennung können bei der Herstellung von einem Kilogramm Regranulat drei Kilogramm CO2-Emissionen und ein Liter Erdöl eingespart werden. Zudem wird bei der Herstellung von Recyclingplastik nur halb so viel Energie benötigt wie bei der Herstellung von Primärkunststoffen.
Erste Pilotversuche in der Schweiz
Es gibt auch in der Schweiz Bewegung im Hinblick auf das Kunststoff-Recycling: Grossverteiler haben in Zusammenarbeit mit Recyclingunternehmen damit begonnen, auch Nicht-PET-Plastikabfall zu sammeln. Dazu bieten sie kostenpflichtige Sammelsäcke an, die wir mit alltäglich anfallenden Plastikabfällen wie Plastik-Tragtaschen, Joghurt- und Plastikbechern, Lebensmittelverpackungen und Plastikflaschen füllen und zu dafür vorgesehenen Containern bringen können. Der entscheidende Vorteil: Wir als Konsumentinnen müssen uns nicht über die Trennung der unterschiedlichen Plastiksorten den Kopf zerbrechen. Es gibt einen einzigen Kunststoffsammelsack für (fast) alles Plastik. Das Sammeln ist einfach und dabei auch noch preisgünstiger als das Entsorgen in normalen Abfallsäcken.
Vermeidung vor Wiederverwendung!
Zwar ist die Recycling-Bewegung ein wichtiger Schritt in Sachen Nachhaltigkeit. Das Rezyklieren ändert aber nichts daran, dass immer nur ein begrenzter Anteil an Plastik wiederverwendet werden kann. Bei vielen minderwertigen Verpackungen, Mischplastik, mehrschichtigen Verpackungen mit verschiedenen Kunststoffen oder Karton-Verpackungen mit Plastikbeschichtung ist es nicht möglich, das Plastik wieder zu verwerten. Zwar fehlt es derzeit noch an Daten, doch wird befürchtet, dass rezykliertes Plastik (Rezyklat) zur Mikroplastik-Verschmutzung beiträgt, da es minderwertig und spröde sei.
Die wirklich nachhaltigste Lösung ist also, weniger (Plastik-)Abfall zu erzeugen — und das geht am einfachsten, wenn wir weniger Plastikprodukte verwenden. Hierfür müssen sowohl die Konzerne als auch die breite Gesellschaft mit anpacken.
Abgebildet ist die Abfallhierarchie. Bevor man sich um die Entsorgung kümmert, sollte Müll wenn möglich gar nicht erst entstehen.
Quellen und weitere Informationen:
Swiss Recycling: Kennzahlen und Quoten
Swiss Recycling: Kunststoff Recycling und Verwertung
BAFU: Kunststoffe
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