Am 22. April ist Tag der Erde. Der Aktionstag wurde ins Leben gerufen, um die Wertschätzung für die Umwelt zu fördern und das Überdenken des eigenen Konsumverhaltens zu fördern. Dieses Jahr steht der Tag unter dem Motto „Invest in our planet“. Wenn wir an Investitionen denken, dann kommt uns normalerweise nicht gleich unser Planet in den Sinn. Zuerst fallen uns eher Begriffe wie Kryptowährung oder Bitcoins ein. Das Internet ist sehr gut darin, uns zu zeigen, wo und wie wir unsere finanziellen Mittel einsetzen sollen und mit welchen Strategien sich diese vermehren lassen. Losgelöst vom finanziellen Bereich würden wir beim Begriff Investition vielleicht am ehesten an Ausbildung denken. In eine solide Berufsbildung investieren wir entweder unserer eigenen oder der Zukunft unserer Kinder zuliebe. Nur wenige denken beim Wort Investition an unseren Planeten -Obwohl Investitionen in eben diesen entscheidend wären für den Erhalt der Lebensqualität zukünftiger Generationen.
Wir denken nicht gerne langfristig
Es liegt in der Natur von Investitionen, dass sie im Moment noch keinen Nutzen bringen. Sowohl wir Privaten sowie auch der Staat investieren meist nur in Projekte, von denen wir uns in möglichst naher Zukunft einen Nutzen erhoffen. Der Staat investiert zum Beispiel in ein neues Schulhaus. Während Planungs- und Bauphase hat er dabei mehrere Jahre nur Kosten ohne irgendeinen Ertrag. Weil er aber den Nutzen in vielleicht fünf Jahren sieht, will er in das Projekt investieren. Auch wir als Stimmbevölkerung sind möglicherweise bereit zu investieren, weil uns die Ausbildung der Kinder ein Anliegen ist. Schwieriger wird es mit Investitionen, deren Nutzen weit in der Zukunft liegt. Beim Klimaschutz ist die lange Zeitspanne ein grosses psychologisches Handlungshindernis. Die Auswirkungen sind in unserem Kopf zeitlich und geografisch zu weit weg, um eine genügend grosse Handlungsmotivation zu erzeugen.
Die Tragik der Allmende
Neben „zu langen Wartezeiten“ hat auch die Abhängigkeit von der Kooperation anderer Menschen einen negativen Einfluss auf unsere Investitionsbereitschaft. Wir stellen nur sehr ungern Geld oder unsere Energie für ein Gemeinschaftsprojekt zur Verfügung, wenn wir uns nicht sicher sind, dass die anderen ihren Teil beitragen werden. Diese Problematik ist als „Tragik der Allmende“ bekannt. Das Modell besagt, dass eine begrenzte Ressource, die allen frei zugänglich ist, durch Übernutzung bedroht ist. Dies wurde in unzähligen sozialen Experimenten beobachtet. So beispielsweise an der Universität Zürich. Die Probandinnen und Probanden des Versuchs wurden in ein „soziales Dilemma“ versetzt. Die Teilnehmenden wurden in Vierergruppen eingeteilt und jedem Mitglied der Gruppe wurden 20 Franken gegeben. Die Personen wurden dazu aufgefordert, anonym und gleichzeitig einen selbst gewählten Betrag zwischen 0 und 20 Franken in einen gemeinsamen Fonds zu investieren. Sie wussten, dass der Betrag im Fonds verdoppelt und gleichmässig an alle Mitspielenden verteilt werden würde. Wenn alle 20 Franken investierten, könnten alle ihren Betrag verdoppeln und 40 Fr. einkassieren. Aber die Spieler könnten auch versuchen, vom sozialen Verhalten der anderen zu profitieren und nichts hineinzugeben. Leider endeten dieses und ähnliche Experimente an anderen Orten praktisch ausnahmslos damit, dass die Personen, welche sich eher kooperativ verhielten, Geld verloren und die „Trittbrettfahrer“ ihren Besitz vergrösserten. Bei mehrfacher Wiederholung des Experiments mit neuer Gruppenzusammensetzung, konnte beobachtet werden, dass die Bereitschaft der „bedingt Kooperativen“ zu investieren, kontinuierlich abnahm. Im zweiten Versuch wurde die Anonymität aufgehoben und die Möglichkeit eingeführt, Schmarotzer unter eigenem Kostenaufwand zu bestrafen. Das investierte Kapital war schon zu Beginn höher und erhöhte sich mit jeder Spielwiederholung.
Die Ergebnisse dieses Experiments und ähnlicher Versuche machen deutlich, wie wichtig Sichtbarkeit und das Eingreifen von Institutionen sind, wenn es um die Nutzung von Allgemeingütern geht. Die Versuche zeigen auch, weshalb etwa beim Klima- oder Meeresschutz internationale Abkommen nicht wegzudenken sind. Ohne solche, würde kaum ein Land nennenswerte Anstrengungen zur Verringerung von CO2-Emissionen unternehmen oder effektive Gesetze zur Verhinderung der weltweiten Überfischung der Meere in Kraft setzen. Bleibt zu hoffen, dass wir gemeinsam immer mehr zukunftsweisende Lösungen für den Schutz unseres Planeten finden werden und diese in gegenseitiger Kooperation umsetzen können. Nicht zuletzt braucht es für Veränderungen jede Einzelne und jeden Einzelnen von uns. Viele Investitionen in unseren Planeten können schon mit geringem Aufwand getätigt werden, aber sie müssen erfolgen.
Quellen und weitere Informationen:
Earth Day 2022
Simon Gächter: Kein unlösbares Dilemma
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