Wie wir das Wasser umverteilen

Schweizerinnen und Schweizer verbrauchen pro Tag rund 5‘000 Liter Wasser, alle Konsumgüter miteingerechnet. Der hohe Wasserverbrauch in den Industrienationen hat einen Einfluss auf den Wasserkreislauf

Der Wasserkreislauf ist ein faszinierendes System. An der Wasseroberfläche kann ein Wassertropfen verdunsten, er wird gasförmig und geht in die Atmosphäre über. Gelangt er in kältere Luft, kondensiert er und schliesst sich mit anderen Wassertropfen zu Wolken zusammen. Wenn die Wassertropfen in den Wolken zu gross werden, fallen sie als Niederschlag in Form von Regen, Schnee oder Hagel auf die Erde. Entweder fallen sie direkt in ein Gewässer oder auf Land. Fällt das Wasser auf Land, versickert es im Boden und gelangt ins Grundwasser. Von dort aus kann es schliesslich wieder in ein Gewässer fliessen.

Verändert der Mensch den Wasserkreislauf?

Der Wasserkreislauf ist ein geschlossenes System. Deshalb ist auf der Erde grundsätzlich immer gleich viel Wasser vorhanden. Eine kleine Ausnahme stellt der geringe Verlust von Gas an den Weltraum dar, der als „Atmospheric escape“ benannt ist.

Die meisten Wassermoleküle nehmen zurzeit nicht aktiv am Wasserkreislauf teil, sondern verweilen in einem Speicher. So etwa im arktischen und antarktischen Eisschild, im Meer (auch hier wird von einer durchschnittliche Verweildauer von 3200 Jahren ausgegangen) oder aber als fossiles Wasser. Dabei handelt es sich um besonders altes Grundwasser, das ohne jeglichen Zufluss oder Abfluss in der Tiefe gespeichert ist. Dieses wird zurzeit in grossen Mengen gefördert, wodurch die Menge der am Wasserkreislauf teilnehmenden Wassermoleküle erhöht wird und eine Umverteilung zwischen den unterschiedlichen Wasserspeichern stattfindet. Vergleichsweise handelt es sich beim fossilen Grundwasser jedoch um kleine Mengen, weshalb der Effekt wohl vernachlässigt werden kann.
Es gibt jedoch genügend andere menschliche Eingriffe, die zu signifikanteren Veränderungen der Wassermengen in den unterschiedlichen Speichern führen. Auch die Entnahme von gewöhnlichem Grundwasser führt zu einer Umverteilung und trägt zum Anstieg der Meeresspiegel bei. Forschende gehen davon aus, dass rund 80% des entnommenen Grundwassers in die Ozeane gelangen. Auch die Versiegelung des Bodens und die Kanalisierung von Flüssen tragen dazu bei, dass heute mehr Wasser direkt in die Meere gelangt und weniger Wasser den Zwischenschritt der Versickerung geht. Die offensichtlichste Umverteilung zwischen den Wasserspeichern der Erde ist jedoch das Schmelzen der Polkappen und der daraus resultierende Anstieg der Meeresspiegel.

Wieso Wasser sparen?

Vielleicht stellen sich einige die Frage, weshalb wir eigentlich darauf achten sollten, nicht zu viel Wasser zu verbrauchen, wenn der Wasserkreislauf doch ein geschlossenes System ist.
Wir Menschen erschaffen künstliche Wasserkreisläufe. Wir fügen sozusagen eine zusätzliche künstliche Schleife im natürlichen Wasserkreislauf ein. Wird während eines trockenen Sommers, wenn punktuell gerade ohnehin nicht viel Wasser vorhanden ist, noch zusätzlich Wasser entnommen, kann das unter Umständen die nun besonders sensible Stelle im System übermässig belasten. Aber auch wenn genügend Wasser vorhanden ist, führt exzessiver Wasserverbrauch zu Umweltverschmutzung und hohem Energieverbrauch. Die Herstellung unserer Kleidung beispielsweise verbraucht oftmals Unmengen an „virtuellem Wasser“. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine hypothetische Rechnung, sondern um Wasser, das durch den Herstellungsprozess verdunstet oder verschmutzt wird und dadurch nicht mehr brauchbar ist – zumindest an dieser Stelle im Wasserkreislauf.

Sehr viel virtuelles Wasser wird etwa in Indien verbraucht. Trotz der Wasserknappheit im eigenen Land verwendet das Land riesige Mengen an Wasser für die Produktion von Baumwolle, Zucker oder Motorfahrzeugen. Auf diese Weise exportiert Indien sein dringend benötigtes Wasser. Ein besonders erschreckendes Beispiel für übermässigen Wasserverbrauch ist der Aralsee. Das einst viertgrösste Binnengewässer der Welt trocknete in Folge der Wasserentnahme für die Baumwollproduktion grösstenteils aus. Heute ist noch etwa ein Achtel der Fläche von 1950 vorhanden.

Auch in der wasserreichen Schweiz stellt uns die Zunahme von Dürreperioden vor Herausforderungen. Obschon grundsätzlich noch genügend Wasser vorhanden ist, wird die Landwirtschaft immer mehr davon benötigen – und die Verteilung ist nicht ausgeglichen. Die Aufgabe, mit dem kostbaren Nass möglichst sparsam und effizient umzugehen, stellt sich uns ebenso wie all den Landstrichen „flussabwärts“ von uns.

 

Quellen und weitere Informationen:
Einfluss des Grundwassers auf den Meeresspiegel

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