Statistisch gesehen sind wir seit dem 2. Juli auf Nahrungsmittelimporte aus dem Ausland angewiesen. Der Food Overshoot Day ist nicht nur ein bedeutender Tag für die Ernährungssicherheit, sondern auch für die Umwelt. Der Import von Lebensmitteln ist eine grosse Belastung für die Umwelt. Ein Drittel, der im Ausland für den Schweizer Konsum produzierten Lebensmittel wird verschwendet. Diese vermeidbaren Lebensmittelverluste belasten die Umwelt so stark wie die Hälfte des motorisierten Individualverkehrs in der Schweiz.
Achtung Verwechslungsgefahr:
Schweizer Food Overshoot Day:
Ab diesem Tag übersteigt die Schweizer Nachfrage nach Lebensmitteln die inländische Lebensmittelproduktion.
Overshoot Day:
Ab diesem Tag übersteigt der Verbrauch an nachwachsenden Rohstoffen und ökologischen Dienstleistungen die jährliche Kapazität der irdischen Ökosysteme, diese zu reproduzieren.
Schweizer Overshoot Day:
Wenn alle so viele Ressourcen verbrauchen würden wie die Schweiz, hätte die Weltbevölkerung an diesem Tag die Menge an natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die sich innerhalb eines Jahres erneuern können.
Schweizer Energie-Unabhängigkeitstag:
Ab diesem Tag übersteigt die Nachfrage nach Energie die einheimische Energieproduktion der Schweiz.
Der Schweizer Selbstversorgungsgrad liegt bei 50%. Er könnte durch Umgestaltung oder Steigerung der Lebensmittelproduktion erhöht werden: Die Möglichkeiten hierzu sind aber räumlich begrenzt. Die Produktivität von Landwirtschaftsland muss nicht über eine Intensivierung der Wirtschaftsweise gesteigert werden, sondern kann auf ökologische Art und Weise erfolgen. Durch die Verminderung der Fleischproduktion könnte mehr Fläche für die Produktion von pflanzlichen Produkten geschaffen werden. Dadurch würden Energieverluste wegfallen, die durch die Produktion von Fleischprodukten entstehen. Eine Studie der Agroscope kam zum Schluss, dass sich die Schweiz durch den Umstieg auf einen grösseren Anteil an pflanzlicher Nahrung und weitere Massnahmen vollständig selbst ernähren könnte, käme es hart auf hart.
Ob die Umweltbilanz der inländischen Produktion am Ende besser ausfällt als jene von importierten Lebensmitteln, ist noch von weiteren Faktoren abhängig. Etwa davon, wie intensiv das Landwirtschaftsland bewirtschaftet wird, oder wieviel CO2-Emissionen bei der industriellen Weiterverarbeitung anfallen.
Die Erhöhung der inländischen Produktion ist längst nicht die einzige Massnahme, die zu einem höheren Nettoselbstversorgungsgrad führen könnte: Durch die Reduktion der Lebensmittelverschwendung würde sich der Food Overshoot Day deutlich weiter nach hinten im Jahr verschieben.
28% des Food Waste fällt in den Haushalten an. Die hier verursachte Lebensmittelverschwendung belastet die Umwelt am stärksten, da hier die Produkte schon alle Stufen der energieintensiven Produktionskette durchlaufen sind.
Alleine durch die Vermeidung von Food Waste auf den verschiedenen Stufen der Produktionskette könnte der Selbstversorgungsgrad deutlich gesteigert und der Schweizer Food Overshoot Day um rund zwei bis drei Monate nach hinten verlegt werden.
Quellen und weitere Informationen:
BAFU: ETH-Bericht Food Waste
Beobachter: Wie sich die Schweiz selbst ernähren könnte
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