The Palm in Dubai ist wohl eines der eindrücklichsten Beispiele für eine aufgeschüttete Insel. Für deren Bau wurden 186,5 Millionen Kubikmeter Sand benötigt.
Das groteske: Für die zahlreichen Inselbauprojekte in den vergangenen zwei Jahrzehnten musste der Wüstenstaat Sand aus Australien importieren. Die Vorräte des eigenen Meeressandes waren erschöpft und der Wüstensand im Landesinnern eignet sich nicht, da er durch die Erosion flachgeschliffen wird und dadurch keine ausreichende Bindung im Beton erreicht.
Die Abtragung von geeignetem Sand an Meeresküsten und in Flussbetten zieht oftmals schwerwiegende Folgen nach sich. Das Ufer wird anfälliger auf Erosion, was oftmals Küstenschäden und manchmal auch Schäden an Bauwerken nach sich zieht. Auch die lokale Flora und Fauna wird beeinträchtigt: Beim Herausbaggern des Sandes werden Meerestiere mitaufgesaugt, Lebensräume zerstört und die Kommunikation der Fische gestört.
Das „gelbe Gold“ ist begehrt
Ein Beispiel eines durch Sandabtragung geschädigten Gewässers ist der Vembanad Lake in Indien. Dem See werden jährlich zwölf Millionen Tonnen Sand entnommen. Als Resultat veränderten sich die Gezeiten und kam es zu Dürreperioden. In Indonesien sind durch die Sandgewinnung ganze 20 Inseln verschwunden, in Marokko stammen 10 Millionen Kubikmeter Sand aus illegalen Sandminen.
Auch im südostasiatischen Staat Singapur ist die Nachfrage nach Sand gross. Der Stadtstaat beherbergt auf einer Fläche halb so gross wie der Kanton Luzern über 5.5 Millionen Einwohner. Land ist folglich extrem kostbar und begehrt; künstliche Landgewinne zahlen sich finanziell aus. Sand ist nicht nur für Aufschüttungsprojekte gefragt, sondern auch etwa für das Fracking, welches in den USA verbreitet ist. Die weltweite Nachfrage nach dem gelben Gold lässt den illegalen Sandhandel boomen. Der Handel mit illegal gewonnenem Sand ist so verstrickt und systematisch organisiert, dass vielerorts von einer Sand-Mafia die Rede ist.
Der Luxus fordert seinen Preis
Aber nicht nur an der Entnahmestelle entstehen Umweltschäden. Auch am Aufschüttungsort wird die Umwelt verändert. Die Aufschüttung der riesigen Palme in Dubai hatte eine grundlegende Veränderung des Lebensraums zur Folge, die viele Meeresbewohner nicht überlebten. Auch langfristig bringt der Bau der Palme ökologische Folgen mit sich: Nebst dem permanenten Verlust der ursprünglichen Ökosystem-Struktur wird das Wasser zwischen den „Palmenblättern“ zum Teil nur schlecht ausgetauscht, was die Wasserqualität und wiederum die Meeresbewohner beeinträchtigt. Messungen deuten darauf hin, dass das Wasser im Vergleich zu Konstruktionsbeginn 2001 trüber geworden ist und mehr Chlorophyll enthält. Tatsächlich ist es von Seiten der Palmenbewohner zu Klagen über Algenbewuchs und stinkendes Wasser gekommen. Als Konsequenz wurden Drainagen gebaut, was aber nur bedingt die gewünschte Wirkung erzielte. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Auswirkungen ist die Wassertemperatur um 7.5 C° gestiegen. An der umliegenden Küste der Vereinigten Emirate führen die erbauten Inseln zu grösseren Wellen , was die Ufererosion verstärkt.
Geld in den Sand gesetzt?
„The Palm“ war längst nicht die einzige Insel, die im seichten Meer vor Dubai geplant war. Die Inselgruppen „The World“ und „Palm Jebel Ali“ wurden aufgeschüttet, sind bisher aber praktisch unbebaut. Das Projekt „Palm Deira“ wurde in „Deira Islands“ umgewandelt – auch diese Insel steht leer. Die Projekte kamen nach der Finanzkrise 2007/2008 zum Stillstand. Die charakteristische Weltkartenform von „The World“ versandete in den letzten Jahren immer mehr.
Quellen und weitere Informationen:
Tagblatt: Es tobt bereits ein Sandkrieg
Welt: Wenn den Wüstenländern der Sand ausgeht
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