Viele Wildtiere, die in der Schweiz und in ganz Europa schon fast ausgestorben waren, sind heute geschützt und kehren langsam wieder in ihre ursprünglichen Lebensräume zurück. Doch obwohl die Tiere sich allgemeiner Beliebtheit zu erfreuen scheinen – „wie nett der grosse Petz und die süssen Wölfe“ – haben sie hierzulande kein leichtes Los. Wie erst kürzlich der Fall m13 gezeigt hat, scheint die Bevölkerung sich (noch) etwas schwer zu tun, sobald das Zusammenleben mit den Tieren in unserem Land bedeutet, einige Kompromisse einzugehen. Schliesslich waren wir zuerst da. Oder etwa nicht?
Jetzt kommt auch der Fischotter der Schweiz immer näher: In den letzten Jahren hat er mehrmals an der Grenze zum Südtirol seine Spuren hinterlassen. Die Frage ist, ob der Otter bei uns reale Überlebenschancen hat.
Der putzige Otter hat den Vorteil, dass auf seinem Speiseplan keine Schafe und Esel, sondern nur Fische stehen. Doch davon verschlingt er immerhin bis zu einem Kilo pro Tag. Fischzüchter sehen bei einer möglichen Ansiedelung des Tieres deshalb bereits ihre Fischbestände dahinschwinden. Doch Irene Weinberger vom Projekt Pro Lutra betont, dass Fischzuchtanlagen mit sehr einfachen Massnahmen effektiv geschützt werden können. In der Steiermark, wo mittlerweile eine grosse Otterpopulation lebt, haben wenige Elektrozäune nah am Boden die Tiere erfolgreich ferngehalten.
Selbst wenn er von der Bevölkerung akzeptiert werden sollte, ist noch ungewiss, ob der Fischotter sich tatsächlich bei uns ansiedeln wird. Er hat nämlich hohe Ansprüche an die Wasserqualität und ist auf ökologische intakte Gewässer mit grossem Nahrungsangebot angewiesen. Leider weisen viele unserer Flüsse jedoch geringe Fischbestände auf und das Wasser ist teils stark mit Polychlorierten Biphenylen (PCB), die hauptsächlich in Weichmachern verwendet werden, belastet, was dem Fischotter Probleme bereiten könnte. Wie die bevorzugten Lebensräume des Tieres im Detail aussehen und ob sie in der Schweiz vorhanden sind untersucht zurzeit Irene Weinberger im Rahmen ihrer Doktorarbeit. Erste Habitatmodelle zeigen jedoch, dass es einige geeignete Gebiete gibt und dass eine Rückkehr des Fischotters grundsätzlich möglich ist. Eine Niederlassung des Otters wäre, gerade weil er so empfindlich ist, eine kleine Erfolgsbestätigung für den Umweltschutz und die Bemühungen zur Renaturierung unserer Gewässer.
Ausführliche Infos und Hintergrundinformationen:
Fischotterprojekt Pro Lutra.
Pro Lutra: aktueller Newsletter.
Fauna-VS (Walliser Gesellschaft für Wildtierbiologie).
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