Friede, Freude, Osterei?

02 Apr 2013

Jedes Jahr zu Ostern werden Millionen Eier konsumiert. Um der grossen Nachfrage gerecht zu werden, braucht es darum auch mehr Legehennen zu dieser Zeit. Was vielen nicht bewusst ist: Viele dieser Hühner sind nach Ostern überflüssig und werden einfach „entsorgt“.

Jährlich konsumieren die Schweizer rund 1,5 Milliarden Eier als Schalenei oder in verarbeiteter Form, ein Grossteil davon zu Ostern. Beim Kauf legt die Mehrheit der Konsumenten Wert auf die Schweizer Herkunft, die in der Regel hohe Standards in der Tierhaltung garantiert. Doch auch die Schweizer Eierproduktion hat ihre Schattenseiten. Sobald Ostern vorbei ist, bricht der Eierverkauf ein und ein grosser Teil der Legehennen wird nicht mehr gebraucht. Einige der Tiere werden zu Suppenhühnern und zu Charcuterie-Produktion weiterverarbeitet, viele andere hingegen werden vergast und in Biogasanlagen verbrannt. Diese Art der Entsorgung ist nicht nur nach Ostern üblich: die Hochleistungs-Hennen sind in der Regel nach einem Jahr Eier legen ausgelaugt, ihre Produktivität und wirtschaftliche Rentabilität sinkt somit massiv. Deshalb werden sie durch neue Tiere ersetzt. So werden jährlich rund 2 Millionen Legehennen – einwandfreies, hochwertiges Hühnerfleisch – skrupellos vergast.

Das ist aber noch nicht alles: Zu den Hennen gesellen sich über 2,5 Millionen männliche Küken, die gleich an ihrem ersten Lebenstag auf diese Art und Weise getötet werden, da sie nicht „gebraucht“ werden – egal ob Bio oder nicht. Die männlichen Küken der Legehennen sind nicht zur Fleischmast geeignet, weil sie zu wenig Fleisch ansetzen und den ästhetischen Ansprüchen eines appetitlichen, vollbrüstigen „Poulet“ nicht gerecht werden. Die Zucht hat die Hühner in den letzten Jahren strikt in Fleisch- und Eier-„Spezialisten“ aufgeteilt, um die Produktivität zu steigern.

Wenn alle Eier-Konsumierenden ein Suppenhuhn pro Jahr essen würden, dann wäre das Problem schweizweit gelöst. Nadja Brodmann, KAGfreiland

Früher wurden die „pensionierten“ Legehennen und ihre männlichen Artgenossen oft zu sogenannten Suppenhühnern verarbeitet. Doch in den letzten Jahren ist die Nachfrage der Schweizer Bevölkerung nach dem Suppenhuhn stetig gesunken. Dabei ist das Fleisch der jungen Legehennen mindestens so gut wie das der Masthühner. Doch die Geflügelschlachthöfe der Grossverteiler haben sich aufgrund des sinkenden Absatzes immer mehr auf das Poulet konzentriert und verweigern seit 2010 die weniger rentable Althennen-Verarbeitung sogar komplett. Über 80 Prozent der Legehennen sind 2010 deshalb in der Biogasanlage gelandet – mehr als je zuvor.

Aufgrund dieser Situation formiert sich zunehmend Widerstand in der Geflügelbranche. Vor 3 Jahren wurde der Verein Gallo Circle gegründet, der sich für eine sinnvolle Verwertung der Althennen und eine Aufwertung des Suppenhuhns einsetzt. Auch KAGfreiland wehrt sich gegen die Vernichtung von hochwertigem Hühnerfleisch, das sich bestens für die menschliche Ernährung eignet. «Wenn alle Eier-Konsumierenden ein Suppenhuhn pro Jahr essen würden, dann wäre das Problem schweizweit gelöst», erklärt Nadja Brodmann von KAGfreiland.  Um gegen das sinnlose Töten von Millionen Hühnern anzukommen, braucht es also nicht nur ein Umdenken in der Branche, sondern auch beim Konsumenten.

Weiterführende Infos
Statistische Daten zur Schweizer Ei- und Geflügelwirtschaft
SRF-Videobeitrag, 28. März 2013

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