Je ausgefallener, auffälliger und teurer, desto besser. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, greifen die Hersteller nicht selten auf exotische Materialien zurück. Der Renner ist aktuell, neben Reptilienleder, vor allem exklusives Fischleder, sogenanntes Galuchat. Hierfür wird vor allem die Haut von Stachel- oder Perlrochen bzw. vom Seiden- oder Schlingerhai verarbeitet; aber auch viele andere Rochen- und Haiarten müssen (unter anderem) ihre Haut dem „Luxus“ opfern.
Zwar unterliegen seit diesem Jahr ein paar wenige Hai- und Mantarochenarten durch die Beschlüsse der diesjährigen Artenschutzkonferenz in Bangkok einer Handelsüberwachung, aber diese müssen erst nach 18 Monaten von den jeweiligen Ländern umgesetzt werden. Ausserdem gibt es noch sehr viele Arten die entweder stark gefährdet, oder sogar als vom Aussterben bedroht gelten, welche nicht in die Beschlüsse mit aufgenommen wurden.
Grundsätzlich wird Fischleder seit Jahrhunderten von indigenen Völkern in Fischfanggebieten hergestellt und verwendet. Bekannt sind beispielsweise die Nanai, ein Volk in Ostsibirien, welche die Lachse des Flusses Amur als Nahrungsgrundlage fangen und auch dessen Haut für diverse Produkte verwenden. Dagegen wurde in Japan im 8. Jahrhundert Rochenhaut beispielsweise für die Herstellung von Rüstungsgut, wie Brustplatten, Handgriffen von Schwertern usw. verwendet. Im 18. Jahrhundert gelangten Rochenhäute nach Frankreich und erfuhren dort am Hof König Ludwigs XV. grosse Beliebtheit. Diese ist bis heute in den Kreisen der Haute-Couture nicht gebrochen. So wurden damals bevorzugt Kästchen und Möbel mit dem exklusiven Fischleder „verziert“, wohingegen diese heute für Uhrarmbänder, Schmuck, Schuhe oder sogar als Bezug für Fahrradsattel verwendet werden.
Täglich werden immer noch 500.000 Haie getötet (save wildlife conservation fund)
Haifische sind mit ca. 500 Arten, Rochen mit ca. 300 Arten weltweit vertreten; beide gehören zu den Knorpelfischen und den Elasmobranchii (Plattenkiemer). Sie können relativ alt werden – zum Teil weit über 20 Jahre – und erreichen – ebenfalls sehr spät (nach 10 bis 20 Jahren) – die Geschlechtsreife. Die Reproduktionsrate ist gering. So gibt es Haiarten, die nur alle zwei bis drei Jahre ein Junges gebären. Seit nahezu 200 Millionen Jahren dominieren diese Fische die Weltmeere. Diesen Erfolg gönnt ihnen wohl ihr grösster Feind, der Mensch nicht. Laut der Welternährungsorganisation FAO wurden im Jahr 2000 offiziell mehr als 800‘000 Tonnen gefangene Haie und Rochen registriert, was ca. 100 Millionen Haien entspricht. Allerdings ist die Dunkelziffer um einiges höher, da nicht angelandete Tiere, welche direkt wieder auf dem Meer entsorgt werden, nicht erfasst sind.
Relativ bekannt ist das Sharkfinning: Haien werden die Flossen für die, in der chinesischen Küche auf grosse Beliebtheit stossende, Haifischflossensuppe bei lebendigem Leib abgeschnitten. Die Tiere werden anschliessend wieder über Bord geworfen, wo sie qualvoll am Meeresgrund verenden.
Dass die Haut von Haien und Rochen für die Luxusbranche verwendet wird, dürfte noch relativ unbekannt sein, was vermutlich auch erwünscht ist. Wer möchte sich schon darüber bewusst sein, dass er/sie sich mit seinem/ihrem Allerwertesten auf die Haut eines Lebewesens setzt oder sich mit einer Armbanduhr schmückt, dessen ursprünglicher Besitzer dafür lebendig gehäutet wurde?! Vermutlich niemand, das könnte ja Falten geben, die anschliessend wieder mühsam und unter Schmerzen mit einer Botoxbehandlung geglättet werden müssten…
Weiterführende Quellen und Informationen:
Material Archiv – Lachsleder und Galuchat
NO to Galuchat (En)
Zusammenfassung der Artenschutzkonferenz
Broschüre von SAVE Wildlife Conservation Fund: „Save the oceans HAI-END…?“
Stellungnahme des NABU und der D.E.G. zum Schutz von Haien
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