Durch den massiven Walfang im 19. Und 20. Jahrhundert sanken die Bestände nahezu aller Walarten weltweit auf Tiefstwerte. Alle Versuche, den Walfang einzuschränken und damit die Ausrottung der Meeressäuger zu verhindern, blieben lange Zeit wirkungslos. Erst in den 1980er Jahren erreichte die Internationalen Walfangkommission (IWC) einen ersten Erfolg für den Walschutz: Der kommerziellen Walfang wurde 1986 per Moratorium auf internationaler Ebene verboten. Seither ist die Anzahl der gefangenen Tiere von mehreren zehntausend auf knapp tausend pro Jahr gesunken. Zu „wissenschaftlichen Zwecken“, für den Eigenbedarf indigener Völker sowie für Staaten, die gegen das Moratorium Einspruch erhoben haben, ist der Walfang jedoch weiterhin möglich. So erlegen Länder wie Japan, Island, Grönland und Norwegen hunderte Wale jährlich. Die Fangquoten werden von den betroffenen Staaten selbst bestimmt und sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Die isländische Regierung hat sich 2006 sogar gänzlich vom Walfangmoratorium distanziert und den kommerziellen Walfang zusätzlich zum „wissenschaftlichen“ Fang wieder eingeführt. Gemäss den im Jahr 2009 bestimmten, alarmierend hohen Fangquoten sollten jährlich 150 der stark gefährdeten Finnwale und 100 Nördliche Zwergwale den Harpunen der isländischen Walfänger zum Opfer fallen. Nicht nur Walschützer aus aller Welt, sondern auch die isländische Bevölkerung zeigte wenig Verständnis für die Jagd: Das Fleisch lässt sich im Inland kaum verkaufen. In einer Umfrage gaben nur 5% der Isländer an, Walfleisch zu essen. Der wichtigste – und nahezu einzige – Absatzmarkt für das Fleisch ist Japan. Da das Land jedoch selbst Überschüsse an Walfleisch produziert, wurde die aus Island importierte Ware jahrelang zu billigem Hundefutter verarbeitet! Als die Nachfrage in Japan nach dem Tsunami 2011 noch stärker zurückging, wurde die Jagd auf Finnwale schliesslich vorübergehend eingestellt.
Der zunehmende Walfang und der ewige Streit um die Fangquoten könnte dazu führen, dass einige Walarten bald aus den Meeren verschwinden.
Hans-Niklaus Müller
Trotz der schrumpfenden Absatzmärkte und der weltweiten Proteste wurde diesen Frühling erneut die Jagd eröffnet: Gemäss der neuen isländischen Fangquote sollen noch in diesem Jahr 180 der bis zu 50 Tonnen schweren Meeressäuger erlegt werden! Elf Tiere wurden diese Woche bereits getötet... Die Jagd ist eine grosse Gefahr für die vom Aussterben bedrohte Art. Sollten die Quoten weiterhin problemlos von den Walfang-Staaten selbst festgelegt werden, droht einigen Walarten nun endgültig die Ausrottung.
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