Der Kormoran verursacht weniger Schäden als angenommen

17 Jan 2014
Kormorane überwintern gerne in der Schweiz. Kormorane überwintern gerne in der Schweiz.

Kormorane sind zunehmend auch in der Schweiz anzutreffen. Bei Berufsfischern ist das jedoch nicht gern gesehen. Sie sehen in dem Vogel einen Konkurrenten und klagen über geringere Erträge und beschädigte Netze und Reusen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Schäden kleiner sind als angenommen.

Im letzten Jahrhundert wurde der Kormoran fast ausgerottet. Dank dem Schutz der Brutkolonien in Nordeuropa hat der Bestand nun auch in der Schweiz wieder zugenommen. Vor ungefähr zehn Jahren kamen die ersten Tiere als Wintergäste hierher, seit dem Jahr 2001 brüten die Vögel auch in der Schweiz.
Kormorane brüten in Kolonien, fischen oft in Gruppen und versammeln sich an Schlafplätzen. Sie ernähren sich ausschliesslich von Fisch; bis zu 500g fressen sie davon pro Tag.  Am liebsten jagen sie dort, wo ihre Beute leicht sichtbar und erreichbar ist, unter anderem in den Netzen der Berufsfischer. Die Netze und Reusen können dadurch beschädigt werden. Ausserdem werden einzelne Fische verletzt und können nicht mehr verkauft werden. Darum sind Kormorane den Berufsfischern ein Dorn im Auge. Der Konflikt führte sogar schon zu politischen Vorstössen. Das Bundesamt für Umwelt BAFU beauftragte daraufhin die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, dazu eine Studie durchzuführen.

„Kormorane verursachen weniger Schäden an den Netzen der Berufsfischer als bisher angenommen. Auch die Verluste der Fischereierträge sind weniger hoch als angenommen."  Bundesamt für Umwelt BAFU

Am Beispiel der Berufsfischer am Neuenburgerseeuntersuchten die Forscher die Löcher an Fangnetzen, die Schäden an Reusen sowie die Verletzungen an gefangenen Fischen. Das resultierende Schadensausmass war gering. Der Gesamtschaden, den die Kormorane anrichteten, betrug 1,2 bis 3,9 % des Werts des Gesamtfangs. Weitere Schäden durch gänzlich aus dem Netz entfernte Fische können mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, wie ein Experiment im Tierpark Goldau zeigt. Ein Fischernetz  wurde mit einer bestimmten Anzahl Fischen bestückt und den Kormoranen überlassen. Anschliessend wurde das Netz auf verletzte Fische und Löcher untersucht. Das Resultat: pro entnommenen Fisch entstanden im Mittel 1,5 Löcher im Netz. Hätten die Kormorane am Neuenburgerseegrosse Fischmengen aus den Netzen geholt, müsste eine entsprechend höhere Anzahl Löcher zu finden sein. Dies war nicht der Fall. Ausserdem ist der Kormoran nicht alleine verantwortlich für verletzte Fische und beschädigte Fischernetze,  sondern auch Schiffsschrauben und Raubfische.

Das in der Studie beobachtete Schadensausmass gilt als zumutbar. Aufwändige Präventionsmassnahmen sind daher nicht verhältnismässig. Die Studie der ZHAW bildet die wissenschaftliche Grundlage für die Erarbeitung einer neuen Kormoran-Vollzugshilfe des Bundes.

Die Fischer selbst könnten durch Veränderung ihres Verhaltens wesentlich zur Schadensverminderung beitragen. Beispielsweise könnten die Netze vor der Hauptaktivität der Kormorane angehoben und die Hebefrequenz der Reusen erhöht werden. Ausserdem muss das Verhalten der Fischer mit dem sogenannten Beifang als verwerflich bezeichnet werden. In ihrem Fokus stehen nämlich nur sehr wenige Fischarten. Da aber überdies auch immer wieder andere Arten ins Netz gehen, werden diese als sogenannter Beifang einfach im See entsorgt. Im Jahr 2010 belief sich dieser alleine am Neuenburgersee auf über 26 t! Nicht nur aus ethischer Sicht ist dies äusserst fragwürdig, sondern es verschärft zusätzlich die Konkurrenz mit den Kormoranen, denn diese werden durch das zusätzliche Nahrungsangebot angelockt.

Bildergalerie

  • Click to enlarge image DSC06349_Lolo.jpg Charakteristisch für den Kormoran ist das Spreizen der Flügel zum Trocknen nach dem Tauchen. (Foto: Yolanda Stocker)

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