Ausgesetzte exotische Tiere gefährden die einheimische Fauna

Dieser Zierfisch würde vermutlich in der Natur nicht überleben. Freigesetzte Tiere können aber für einheimische eine grosse Gefahr werden. Dieser Zierfisch würde vermutlich in der Natur nicht überleben. Freigesetzte Tiere können aber für einheimische eine grosse Gefahr werden.

Die Globalisierung greift nicht nur in der Wirtschaftswelt um sich, sie bedroht auch zunehmend unsere Tier- und Pflanzenwelt.

Viele Menschen halten Haustiere – oft sind es Exoten, die in unserer Umwelt fremd sind. Dies geht so lange gut, als sie zur Freude der Besitzer im abgeschlossenen Bereich des Haushalts bleiben. Leider gibt es aber Menschen, denen ihre Haustiere mit der Zeit zu viel Engagement abverlangen, und sie diese wieder loswerden möchten. Dann werden sie in unsere freie Natur ausgesetzt – und damit beginnen die Probleme. Da diese Tiere meist keine Konkurrenten und Feinde in unserer Umwelt haben, werden sie zur Gefahr für unsere Tier- und Pflanzenwelt.

Besonders beliebt ist diese Art der Entsorgung für Fische, Schlangen und Krebse. Als neustes Beispiel ist bekannt geworden, dass im Mauensee (LU) die Krebspest ausgebrochen ist und in diesem Frühling bereits tausende einheimische Edelkrebse verendet sind. Offenbar haben sich „Tierfreunde“ als Folge abnehmenden Interesses oder falsch verstandener Tierliebe von ihren amerikanischen Krebsen getrennt und sie dort ausgesetzt, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein.

Am Ufer des Mauensees habe man unzählige tote Krebse gefunden, erzählt Philipp Amrein, Fachleiter Jagd und Fischerei des Kantons Luzerns. Doch auch um die noch lebenden erkrankten Tiere steht es nicht gut: Sie sind geschwächt, bewegen sich kaum mehr und lassen die Scheren hängen.

Schuld am Massensterben ist der Fadenpilz Aphanomyces astaci. Dieser wurde mit der Einführung amerikanischer Krebsarten - die selbst nur Träger des Erregers sind - eingeschleppt. Bei einheimischen Krebsarten – insbesondere bei Edelkrebsen – breitet sich der Erreger rasch im ganzen Körper aus und beginnt das Nervensystem zu zerstören. Symptome sind ein starker Juckreiz, Lähmungserscheinungen, Gleichgewichtsstörungen und plötzliche Tagaktivität. Die Krebse kratzen sich ständig und verletzen sich dabei. Zuletzt fallen den erkrankten Tieren einzelne Gliedmassen aus, der Panzer zerbröselt und die Tiere schimmeln förmlich vor sich hin, bis sie schliesslich verenden.

„Ansteckungsquellen sind erkrankte und tote Krebse sowie die nicht erkrankten aber infizierten nicht-einheimischen Krebse (Träger). Übertragungen sind auch mit Fischen aus mit Krebspest verseuchten Gebieten oder erregerhaltigen Geräten (Stiefel, Kleider, Netze usw.) möglich.“

Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Besonders verheerend an der Krebspest ist ihre rasche Verbreitung. An toten Tieren entstehen watteartige Auswachsungen von Hyphen aus den Gelenkhäuten und den Augen. Dabei produziert der Pilz Zoosporen, die in feuchter Umgebung bis zu zwei Wochen überleben können. Die Seuche wird auch über Fische aus bereits befallen Gebieten oder durch kontaminierte Fischerutensilien verbreitet. Sogar Spaziergänger können die Sporen mittels Schuhe von einem See zum nächsten tragen und dort Tiere anstecken. Ist ein Krebs erst infiziert, so stirbt er in jedem Fall.  

Krebse haben eine wichtige Funktion für aquatische Ökosysteme, da sie sich von Aas ernähren und dadurch Gewässer „aufräumen“. Bereits ein einziger pestkranker Krebs reicht aus, um eine ganze Population auszulöschen. Um das Massensterben in den Griff zu bekommen, hat der Kantonstierarzt den Mauensee sowie angrenzende Gewässer für die nächsten fünf Jahre zum Sperrgebiet erklärt. Dies bedeutet unter anderem, dass während dieser Zeit keine lebenden Krebse in oder aus dem Sperrgebiet transportiert werden dürfen und Gerätschaften von Fischern nach jedem Gebrauch desinfiziert werden müssen.

Trotz dieser Massnahmen ist nicht absehbar, ob sie erfolgreich sein werden oder  welche weiteren negativen Folgen zu erwarten sind. 

Bildergalerie

  • Click to enlarge image DSC05735_Lolo1.jpg Waschbären sind in der Schweiz nicht heimisch, sondern in Amerika (hier in L.A., Kalifornien) (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image DSC05735_Lolo2.jpg Waschbären auf Streifzug in einem Quartier von San Pedro (L.A.) (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image DSC06104.JPG Diese exotische Schlange lebte 2008 im Zoo von San Diego. (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image DSC06108.JPG Diese grüne Baumpython lebte in einem Terrarium im San Diego Zoo. (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image FinEstLand 791.JPG Das Eichhörnchen ist in Europa heimisch. Noch ist es in der Schweiz verbreitet. (Foto: Yolanda Stocker)
  • Click to enlarge image Washington Yo 135.JPG Das Amerikanische Grauhörnchen (hier in Washington D.C.) wurde in England und Italien in Parks ausgesetzt. Nun frisst es den Eichhörnchen das Futter weg und steckt sie mit einem tödlichen Virus an. (Foto: Yolanda Stocker)

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