Böse Überraschungen nach dem Welpenkauf

Golden Retriever Babys - Billig importiert oder etwas teurer vom Schweizer Züchter? Golden Retriever Babys - Billig importiert oder etwas teurer vom Schweizer Züchter?

Sind sie nicht süss, die kleinen Hunde? Viele Hundewelpen werden gekauft, weil sie klein und herzig sind, ohne zu überlegen, woher die Hunde kommen, wie sie ihre ersten Lebenswochen verbracht haben und ob sie gesund sind. Beinahe jeder zweite Hund, der im Jahr 2013 in der Schweiz neu registriert wurde, stammt aus dem Ausland; Tendenz steigend. Besonders besorgniserregend ist dies, wenn die Tiere aus illegalen und tierquälerischen Massenzuchtanlagen stammen.

Die putzigen Augen blicken müde aus der Transportkiste. Der kleine Welpe macht einen erschöpften Eindruck. Man bekommt Mitleid mit dem armen Geschöpf, was zu einem unüberlegten Kauf verleitet. Es lohnt sich aber, bei einem solchen Kauf überlegt vorzugehen; denn das Risiko ist gross, dass diese Welpen aus einer Massenzucht aus Osteuropa stammen.

Der Hausierhandel, bei dem Tiere beispielsweise aus dem Kofferraum auf Parkplätzen oder auf offener Strasse verkauft werden, ist seit dem 1. Mai 2013 verboten. „Dies ist ein erster wichtiger Schritt im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel“, erklärt Corinne Abplanalp von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in einer Medienmitteilung. Trotz des Verbots und anhaltender Kampagnen von Tierschutzorganisationen hat der illegale Handel mit Hundewelpen, die aus dem Ausland importiert werden, in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Schweizer Hundedatenbank Anis, bei der alle Hunde registriert werden müssen, liefert folgende Zahlen: Im Jahr 2012 stammten 43,9% der neu registrierten Hunde aus dem Ausland, 2013 lag ihr Anteil bei 46,5%. Besonders beliebt sind die Rassen Chihuahua, Französische Bulldogge und Yorkshire Terrier.

Wie schaffen es die Händler trotz Hausierverbot und Kampagnen, die Welpen an Tierfreunde zu verkaufen? Sie bieten die Hunde zu Spottpreisen auf Kleinanzeigenportalen im Internet feil. Wie eine Studie des Schweizer Tierschutzes (STS) zum Inseratehandel mit Tieren im Internet gezeigt hat, ist der Tiermarkt vor allem über Gratis-Inserateplattformen organisiert. Beunruhigend an der Studie ist, dass der Grossteil der geschalteten Inserate unseriös und sogar betrügerisch ist. Von knapp 1400 untersuchten Hunde-Inseraten waren 86% unseriös oder fraglich-seriös, 3% waren sogar Betrugsversuche, bei denen gar keine Tiere existierten. Nur 11% der geprüften Inserate waren seriös.

Vier Pfoten hat im Rahmen ihrer Kampagne gegen den illegalen Welpenhandel eine Webseite eingerichtet, bei der Verdachtsfälle gemeldet werden können. Was verbirgt sich hinter den unseriösen Inseraten? Die meisten Händler, die solche aufschalten, züchten die Hunde nicht selber, sondern importieren sie billig aus Osteuropa (Rumänien, Slowakei, Tschechien, Ungarn). Die Welpen kommen in Massenzuchtanlagen zur Welt, werden in dunklen und dreckigen Unterkünften gehalten. Sie werden viel zu früh von der Mutter getrennt, was erst nach acht bis zehn Wochen geschehen dürfte. Die Muttertiere werden als Gebärmaschinen missbraucht. Auf dem Transport in engen Kisten über Hunderte von Kilometern zu grenznahen Hundemärkten, unseriösen Hundevermittlern oder anderen Verkaufsplätzen, bekommen sie zu wenig Futter, zu wenig Wasser, sind ohne Licht und ohne genügend Luftzufuhr. Da erstaunt es wenig, dass die Tiere erschöpft beim Kunden ankommen. Aus Mitleid oder ausgelöst durch den „Jöö-Effekt“ werden die Hundewelpen gekauft.

„Ein Kauf aus Mitleid kurbelt den illegalen Welpenhandel weiter an.“

Die bittere Pille muss der Hundekäufer nach dem Kauf schlucken: Er zahlt schliesslich den Preisunterschied zum teureren Hund aus einheimischer Zucht in Form von Behandlungskosten. Viele dieser Import-Welpen sind nämlich krank, nicht geimpft, nicht gechipt, nicht entwurmt, verstört und oft aggressiv. Mancher Hund muss vom Tierarzt eingeschläfert werden, wie Vier Pfoten schreibt.

Wer sich einen Rassehund zulegen möchte, ist gut beraten, sich für die Wahl des passenden und richtigen Tieres Zeit zu nehmen. Es lohnt sich, die Herkunft genau abzuklären und die Züchter kennen zu lernen. Seriöse Züchter beraten den Hundefreund gerne, sie lassen ihn die Zuchtstätten und den neu geborenen Hund besuchen, auch mehrmals. Sie drängen nicht zum Kauf. Diese Züchter stellen viele Fragen, weil sie um das Wohl der Welpen besorgt sind. Zudem unterstützen sie den Hundefreund auch nach der Anschaffung.

Die Frage bleibt, ob es ein (teurer) Rassehund vom Züchter sein muss – wenn dann, von einem anerkannten Züchter – oder ob man nicht einem der vielen Hunde, die im Tierheim auf einen tierlieben Menschen warten, ein neues Daheim schenken möchte.

 

Weiterführende Informationen:
Stoppt die Welpendealer – Kampagne von Vier Pfoten. Mit Tipps zum Welpenkauf und Meldefunktion für Verdachtsfälle
Tipps zum Kauf eines Hundes vom Bundesamt für Lebensmittelsicher und Veterinärwesen (BLV)

Worauf achten bei Tierinseraten im Internet? Merkblatt vom Schweizer Tierschutz

                                               

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