Wenn der beste Freund auf dem Teller landet

In unserem Kulturkreis ist es unüblich, seine vierbeinigen Freunde zu verspeisen. In unserem Kulturkreis ist es unüblich, seine vierbeinigen Freunde zu verspeisen.

Petitionen fordern immer wieder, der Konsum von Katzen- und Hundefleisch sei in der Schweiz zu verbieten. Das Thema weckt Emotionen: Während die eine Seite argumentiert, es sei unmenschlich, „unsere besten Freunde“ zu essen, finden es andere heuchlerisch, zwar das Kalbsmedaillon genüsslich zu verspeisen, den Katzenbraten aber zu verschmähen. Der berührende Dokumentarfilm „Der Allesesser“ eines Luzerner Jungfilmers hat 2013 die Thematik aufgenommen und portraitiert einen Jäger, der sowohl Dachs und Fuchs wie auch verwilderte Katzen isst.

In seinem Weltbestseller „Eating Animals“ (Buchtipp) bringt Autor Jonathan Safran Foer auf den Punkt, worum es beim Fleischkonsum geht: Tiere essen! Doch welche Tiere darf man essen, und gibt es solche, die man nicht essen sollte oder darf? Das Thema sorgt besonders dann für Kontroversen, wenn es um Haustiere geht. In den letzten Jahren wurden mehrere Petitionen eingereicht, die den Verzehr von Hunde- und Katzenfleisch verbieten wollen. Ende August 2014 hat die Schweizer Tierschutzorganisation SOS Chats Noiraigue eine Online-Petition lanciert, die bereits fast 45‘000 Unterschriften zählt. Eine ähnliche Petition, 2013 von „Mensch-Tier-Spirits-Helvetia“ gestartet, kam auf etwas mehr als 8000 Unterstützer. Bereits 1993 hatte die Tierschützerin Edith Zellweger der Aktiven Tierschutzgruppe Salez eine Petition mit mehr als 6000 Unterzeichnenden in Bern eingereicht.

Keine Zahlen bekannt

Stubentiger oder Dachhase, Schmusekatze oder falscher Hase? Während die meisten Leute die Katze am liebsten in der Stube auf dem Sofa haben, gibt es auch jene, die das Haustier, Hund oder Katz, auch im Topf nicht verschmähen. Eindeutige Zahlen zum Konsum von Hunde- und Katzenfleisch gibt es jedoch keine. Tierschützer, so auch Martina Karl, die Initiantin der Petition von 2013, gehen oft davon aus, dass knapp 3 Prozent der Schweizer Hunde- oder Katzenfleisch essen. Ein Artikel in der Basler Zeitung zweifelt dies vehement an; Recherchen hätten meist nur Einzelfälle zu Tage gebracht.

Tatsächlich verbietet die Lebensmittelverordnung zwar die Nutzung von Carnivora (Fleischfressern) zur Lebensmittelgewinnung. Katzen und Hunde dürfen also als Fleisch weder verkauft, abgegeben, noch angeboten werden. Gegenüber dem Portal Newsbloggers.ch sagt Eva van Beek, Sprecherin des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), allerdings: „Man kann den Besitzern nicht verbieten, ihre Haustiere zu essen, wenn vorab die Tierschutzverordnung eingehalten wird.“ Der Präsident des Tierschutzvereins Schwyz, Claudio Protopapa, präzisiert in der Neuen Schwyzer Zeitung (8/2013): „Jeder, der seinen Hund nicht mehr haben will, kann diesen töten, auch wenn er völlig gesund ist. Gesetzlich verboten in der Schweiz sind seit 2013 hingegen der Handel mit Katzenfellen und die Zucht der Tiere zur Fellgewinnung.

Gespaltene Meinungen

In Deutschland sind laut der Badischen Zeitung seit 2010 der Handel und das Schlachten von hunde- und katzenartigen Tieren verboten. Dasselbe gilt laut Tagesanzeiger für Österreich. Alles, was den Eigenkonsum übersteigt, also Fleisch von Katzen und Hunden auf den Markt zu bringen oder Gäste zum Braten einzuladen, ist auch in der Schweiz nicht legal.

Ethisch ist das Thema hoch umstritten. Während einige Leute finden, Fleisch sei Fleisch und es sei verlogen, zwar Schwein, Geflügel und Rind, nicht aber Hund und Katze zu essen, argumentieren Tierschützer teils auch mit praktischen Gründen. So zweifelt der Geschäftsführer des Schweizerischen Tierschutzes (STS), Hans-Ulrich Huber, gegenüber dem Tagesanzeiger daran, dass Hunde und Katzen immer tierschutzkonform getötet würden; beim Töten durch einen Laien könne schnell extremes Tierleid entstehen.

Der Allesesser

Der Luzerner Nachwuchsfilmer Lars Gotsch hat als Abschlussarbeit für das Studium den Dokumentarfilm „Der Allesesser“ (Video in diesem Artikel) über einen Jäger aus dem luzernischen Hochdorf gedreht. Dieser schlachtet nicht nur ausgediente Legehennen, sondern isst auch Füchse, Dachse und eben auch Katzen, die er im Wald oder – wenn überzählig – bei einem Bauern geschossen hat. Im Kanton Luzern ist dies erlaubt. Doch auch diese Praktik steht in der Kritik: Der Nationalrat hat 2013 eine Motion des CVP-Nationalrats Luc Barthassat abgelehnt, die ein absolutes Jagdverbot von streunenden Katzen gefordert hatte. Lars Gotsch wollte eigentlich zuerst der Frage nachgehen, weshalb wir einige Tiere essen und andere nicht. Er fand aber kaum Leute, die vor der Kamera hätten zugeben wollen, dass sie Katzen oder Hunde essen. Auch der Tagesanzeiger fand einige Landwirte, die Katzen und Hunde essen oder assen, sich aber nur anonym äussern wollten. Als Hochburgen des Haustierschmauses werden immer wieder das St. Galler Rheintal, das Appenzellerland und die Innerschweiz genannt.

Auch Insekten nur für Eigenbedarf

Mit seinem eindrücklichen Portrait gelang Lars Gotsch jedoch die Nahaufnahme eines Menschen, der nicht nur Fleisch aus der Vakuumverpackung isst. Während den Dreharbeiten hat der Filmer auch spannende Anekdoten gesammelt. „Scheinbar musste man früher um Weihnachten herum die Katzen hereinholen, damit italienische Gastarbeiter sie nicht in einen Festtagsbraten verwandelten“, erzählt er gegenüber umweltnetz-schweiz aus seinem Fundus.

In der Schweiz ebenfalls nicht als Lebensmittel verkauft werden dürfen übrigens Insekten. Die Waadtländer Nationalrätin Isabelle Chevalley (GLP) hatte in einer Interpellation an den Bundesrat Mitte 2014 gefordert, dies aufzuheben. Laut Bundesrat seien vor allem hygienische und gesundheitliche Bedenken ausschlaggebend, dass auf Schweizer Märkten noch immer keine Heuschrecken-Spiesschen feilgeboten werden.

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