Eingeschleppter Salamanderfresser

Der asiatische Chytridpilz bedroht europäische Feuersalamander Der asiatische Chytridpilz bedroht europäische Feuersalamander

Der „Salamanderfresser“ schlägt zu: Im Jahr 2010 tötete der Chytridpilz namens Batrachochytrium salamandrivorans alle Feuersalamander in einem holländischen Naturschutzgebiet. Weltweit sorgen sich Biologen seit den 80er-Jahren um die Amphibienbestände, die von einem verwandten Pilz, Batrachochytrium dendrobatidis, befallen werden. Der neu in Europa entdeckte Pilz, der aus Asien eingeschleppt wurde, bedroht die bereits stark angeschlagenen Bestände der einheimischen Molch- und Salamanderarten zusätzlich.

Tödliche Gefahr

Mysteriöse Todesfälle von Feuersalamandern in einem holländischen Naturschutzgebiet gaben den Forschenden um An Martel von der Universität Ghent den Anlass, eine ausgedehnte Suche nach dem Verursacher dieser Todesfälle zu organisieren. Weltweit haben sie über 5000 Hautproben von wildlebenden Amphibien gesammelt, darunter auch über 1000 aus der Schweiz, und diese auf den Pilz analysiert. Experimente und Versuche deckten den Erreger und seine Wechselwirkungen mit den Amphibien auf. Die Resultate veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin Science. Der Pilz befällt die Haut der Tiere, löst Hautnekrosen aus, woran die Tiere schliesslich sterben. Im Gegensatz zum altbekannten Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) infiziert Batrachochytrium salamandrivorans (Bs) nur Schwanzlurche; unter diesen sind jedoch die meisten einheimischen Arten betroffen: Feuersalamander, Bergmolch, und Kammmolch; hingegen resistent ist der Fadenmolch.

„Wenn sich Batrachochytrium salamandrivorans ausbreitet und in die Schweiz kommt, dann dürften wir ein Problem kriegen.“
Benedikt Schmidt, Universität Zürich & KARCH

Eingeschleppt aus Asien

Asiatische Salamander lieferten Hinweise auf einen Bs-Befall; diese Tiere waren aber nicht krank, ganz im Gegensatz zu den europäischen Tieren. Die Forscher schliessen daraus, dass der Pilz aus Asien stamme und erst kürzlich nach Europa verschleppt worden sei. In ihrer Annahme unterstützt hat sie ein über 150 Jahre altes Museumsexemplar des asiatischen Schwertschwanzmolches.

Asiatische Salamander und Molche werden in grossen Mengen weltweit herumtransportiert, um in den Terrarien Europas und Amerikas gehalten zu werden. Die Kontrollen dieser Tiere seien mangelhaft, bemängeln die Forscher. Um herauszufinden, ob der Handel mit den asiatischen Amphibien zum gleichzeitigen Import des Bs geführt hat, analysierten die Forscher über 1700 Hautproben von Amphibien aus Tierläden in Europa und zusätzlich über 500 Hautproben von in Terrarien gehaltenen Exemplaren, davon waren einige von Bs befallen. Heikel ist insbesondere auch, dass der Pilz zwischen verschiedenen Arten übertragen werden kann, wenn sie miteinander in Kontakt kommen. Dies fanden die Forscher in einem Experiment heraus.

In der Schweiz noch unbekannt

Die neue Pilzkrankheit konnte bei Schweizer Amphibien noch nicht nachgewiesen werden, sagt Benedikt Schmidt, Mitautor der in Science publizierten Studie und Amphibienforscher an der Universität Zürich, gegenüber umweltnetz-schweiz. Der neue Pilz sei aber nicht die einzige Bedrohung für unsere einheimischen Amphibien. Neben dem altbekannten Bd und anderen Krankheitserregern sei der Lebensraumverlust weiterhin ein grosses Problem; aber: „Wenn sich Bs ausbreitet und in die Schweiz kommt, dann dürften wir ein Problem kriegen“, befürchtet er.

Tote Tiere melden

Im Moment gibt es keine wirksame Bekämpfung der Krankheit, wenn ein Tier einmal davon befallen ist. „Als Amphibienfreund kann man aber mit Desinfektion dafür sorgen, dass man nicht selber Krankheitserreger verschleppt“, rät Benedikt Schmidt. Für Terrarien eingesetzte Netze und anderes Material sollten nicht draussen in der Natur verwendet werden, weil die Gefahr besteht, gesunde Amphibienpopulationen mit Bs zu infizieren. Auch auf Handelsebene müsse etwas geschehen: Strenge Kontrollen bei der Einfuhr von Amphibien könne das Risiko verringern, dass sich der Pilz weiter ausbreite und weitere Krankheitserreger eingeschleppt werden.

Die Forscher sind auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen, um einen allfälligen Befall der Schweizer Amphibienpopulationen möglichst rasch erkennen zu können: Wer tote Amphibien findet, soll sich möglichst schnell bei der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch) melden. Die gefundenen Tiere sollen mitgenommen und im Kühlschrank zwischengelagert werden.

Kommentar schreiben

Die Kommentare werden vor dem Aufschalten von unseren Administratoren geprüft. Es kann deshalb zu Verzögerungen kommen. Die Aufschaltung kann nach nachstehenden Kriterien auch verweigert werden:

Ehrverletzung/Beleidigung: Um einen angenehmen, sachlichen und fairen Umgang miteinander zu gewährleisten, publizieren wir keine Beiträge, die sich im Ton vergreifen. Dazu gehören die Verwendung von polemischen und beleidigenden Ausdrücken ebenso wie persönliche Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.

Rassismus/Sexismus: Es ist nicht erlaubt, Inhalte zu verbreiten, die unter die Schweizerische Rassismusstrafnorm fallen und Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnie, Kultur oder Geschlecht herabsetzen oder zu Hass aufrufen. Diskriminierende Äusserungen werden nicht publiziert.
Verleumdung: Wir dulden keine Verleumdungen gegen einzelne Personen oder Unternehmen.

Vulgarität: Wir publizieren keine Kommentare, die Fluchwörter enthalten oder vulgär sind.

Werbung: Eigenwerbung, Reklame für kommerzielle Produkte oder politische Propaganda haben keinen Platz in Onlinekommentaren.

Logo von umweltnetz-schweiz

umweltnetz-schweiz.ch

Forum für umweltbewusste Menschen

Informationen aus den Bereichen Umwelt, Natur, Ökologie, Energie, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Das wirkungsvolle Umweltportal.

Redaktion

Stiftung Umweltinformation Schweiz
Eichwaldstrasse 35
6005 Luzern
Telefon 041 240 57 57
E-Mail [email protected]

Social Media

×

Newsletter Anmeldung

Bleiben Sie auf dem neusten Stand und melden Sie sich bei unserem Newsletter an.